Der Marina Bay Street Circuit ist nach Monaco und Valencia der dritte Stadtkurs der laufenden Saison. Dieser Art von Streckentyp eilt in der Regel der Ruf voraus, dass Überholmanöver nur äußerst schwer zu realisieren sind, was dem engen Layout geschuldet ist. Anders als an der Côte d'Azur bieten sich in Singapur jedoch durchaus Stellen, an denen man sich an der Konkurrenz vorbeischieben kann, etwa in der Linkskurve nach der DRS-Zone. Auch viele Piloten sind davon überzeugt, dass es zu Positionsverschiebungen kommen wird.

"Man kann hier überholen", war sich Jenson Button nach der Qualifikation am Samstag sicher. Der Brite pilotierte seinen McLaren auf die vierte Startposition und wird das Rennen neben Sebastian Vettel in Angriff nehmen. "Es ist sicherlich nicht der einfachste Ort, um Plätze gutzumachen, aber Überholen ist dennoch möglich", machte der Weltmeister von 2009 deutlich.

Etwas weniger optimistisch äußerte sich Lewis Hamilton, dessen Interesse an Überholmanövern sich jedoch verständlicherweise im überschaubaren Rahmen halten dürfte, startet er doch von der Pole Position. "Überholen ist schwierig, durch DRS geht es vielleicht etwas besser. Es bleibt aber schwierig und man kann recht leicht verteidigen", erklärte der McLaren-Pilot.

Für viele Positionswechsel waren in den bisherigen Saisonrennen stets die Sauber-Piloten Kamui Kobayashi und Sergio Perez gut. Soll es für den schweizerischen Rennstall in Singapur Punkte geben, werden sie auch diesmal ihrem Ruf gerecht werden müssen, denn der Mexikaner und der Japaner kamen im Zeittraining nicht über die Ränge 14 und 18 hinaus. "So wie die Dinge liegen, sehe ich noch gar nicht, wie ich im Rennen von meinem Startplatz aus nach vorn fahren soll", gab Kobayashi jedoch frustriert zu Protokoll, was allerdings mehr an der Performance seines Bolidens als an der Streckenführung lag.

Auch die Reifen spielen eine Rolle

Der Unterschied zwischen der gelben und der roten Mischung ist eklatant, Foto: Sutton
Der Unterschied zwischen der gelben und der roten Mischung ist eklatant, Foto: Sutton

Einen weiteren interessanten Aspekt warfen Michael Schumacher und Nico Rosberg auf, der wenig überraschend mit den Reifen zu tun hat, sind die Pneus doch in dieser Saison das Thema schlechthin. Die Mercedes-Piloten gaben zu bedenken, dass wohl nur frische Reifen Überholmanöver zulassen werden, beträgt der Unterschied zwischen der weichen und superweichen Mischung in Singapur doch stattliche anderthalb Sekunden und ist noch erheblich größer, wenn der Abnutzungsgrad unterschiedlich hoch ist.

Bei Pirelli geht man in der Regel von zwei Stopps aus, doch Motorsportdirektor Paul Hembery ließ durchsickern, dass angesichts des erheblich schnelleren superweichen Reifens drei Stopps nicht auszuschließen sind. "Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass es möglich ist, eine innovative Reifenstrategie zu wählen, um von außerhalb der Top-10 auf das Podium zu fahren", erinnerte Hembery.