Ist der noch junge Aufschwung der Formel 3 EM schon wieder vorbei? Diese Frage muss man sich unweigerlich beim Blick auf die aktuell feststehenden Fahrer und Teams für die Saison 2016 stellen. In zwei Tagen, am 15. Februar 2016, läuft die Einschreibe-Frist für die Formel 3 EM 2016 ab, doch erst 18 Fahrer, verteilt auf insgesamt sieben Teams, sind fix gemeldet. Zum Vergleich: Beim Saisonauftakt 2015 in Silverstone standen sage und schreibe 35 Formel-3-Boliden in der Startaufstellung!

Formel-3-System bevorzugt die großen Teams

Doch woher kommt diese plötzliche Krise? Immerhin stehen mit Signature, Fortec, West-Tec und Double R vier zum Teil recht namhafte Mannschaften im Formelsport noch ganz ohne Fahrer da. Die Team-Verantwortlichen geben der wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der Serie die Schuld. "Die Grauzonen in den FIA-Regeln haben es ermöglicht, dass Aero-Entwicklungen ausgenutzt werden können, bei denen die kleineren Teams nicht mithalten können", beklagt West-Tecs Chefingenieur Mick Kouros bei Autosport.com.

"Die Fahrer schauen sich lieber in anderen Serien um, wo sie glauben, dass sie konkurrenzfähig sein können. In der Formel 3 glauben sie, dass sie nur in einem der drei großen Teams Erfolg haben können", meint Kouros. Konkret meint er hier die Teams Prema, HitechGP und Van Amersfoort, die auf großzügige Investoren zurückgreifen können. Dass Prema bisher als einziges Team vier Fahrer für die Formel 3 EM 2016 gemeldet hat und 2015 mit Felix Rosenqvist, Jake Dennis und Lance Stroll gleich drei Fahrer in den Top-5 der Gesamtwertung platzieren konnte, dürfte daher kein Zufall sein.

Kann sich der Nachwuchs in anderen Serien besser in Szene setzen?

Eine Mitschuld an den Folgen des aktuellen Systems trägt aus der Sicht der "kleinen" Teams auch der Schirmherr der Formel 3 EM, der Weltverband FIA. "Meiner Meinung nach hat die FIA den Markt überschätzt. Sie glauben wohl, dass da draußen wesentlich mehr Fahrer zur Verfügung stehen als das in Wahrheit der Fall ist", kritisiert Fortec-Teamchef Richard Dutton ergänzend. Dementsprechend müssen sich die betroffenen Teams umorientieren. Fortec liebäugelt mit dem Sprung in die Euroformula Open (die spanische Formel 3), was laut Dutton mit gut der Hälfte des EM-Budgets zu bewältigen wäre.

Gerhard Berger schaffte es, der Formel 3 zu einem Aufschwung zu verhelfen, Foto: Formel 3 EM
Gerhard Berger schaffte es, der Formel 3 zu einem Aufschwung zu verhelfen, Foto: Formel 3 EM

Dabei galt die Einführung der Formel 3 EM als Nachfolger der zu teuer gewordenen Euro Serie als durchschlagender Erfolg. Gerhard Berger, bis Dezember 2014 Präsident der FIA Single Seater Commission, und sein Nachfolger Stefano Domenicali erreichten im Zuge der Umstrukturierung der Nachwuchsserien ihr Hauptziel: Die Formel 3 wieder aufzuwerten und das Starterfeld wieder zu vergrößern. Zum Saisonauftakt 2013 in Monza standen zum Beispiel 30 Formel-3-Autos am Start.

Nun scheint die Formel 3 EM also erneut in eine Krise zu schlittern. Schon ihre Vorgängerserie, die Formel 3 Euroserie, hatte in den letzten drei Saisons ihres Bestehens mit extrem ausgedünnten Starterfeldern zu kämpfen. 2011 zählte man beispielsweise gerade einmal zwölf Fixstarter, da die Piloten die günstigeren und ausgeglicheneren Konkurrenzserien Formel Renault 2.0 oder die 2010 gegründete GP3 Serie bevorzugten. Nun scheint es wieder in diese Richtung zu gehen.