Sebastian Vettel, Robert Kubica und Sebastien Buemi - sie alle fuhren für Peter Mücke. Im Motorsport-Magazin verrät der Teamchef, wie es junge Talente bis in die Formel 1 schaffen.

Mücke Motorsport gilt als Talentschmiede. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis?
Peter Mücke: Das Erfolgsgeheimnis lautet: viel harte Arbeit und verstehen, was man eigentlich tut. Ich fahre selbst Rennen und habe dadurch ein besseres Verständnis. Ich kann besser nachvollziehen, was der Pilot meint und kann ihm auch vernünftig die Strecken darstellen und erklären. Ansonsten geht es um die Detailarbeit. Wir machen mit den Jungs sehr viel Datenauswertung und versuchen sie richtig auszubilden. Trotz Talent brauchen die Jungs eine Schule, eine Ausbildung.

Wie genau sieht das Rüstzeug aus, das Sie jungen Piloten weitergeben?
Peter Mücke: Wir machen grundsätzlich mit allen Piloten Tests. Ich sehe mir an, wo sie stehen, welche Fehler man noch ausräumen muss und dementsprechend planen wir weiter. Das passiert sukzessive von einem Test zum Anderen, damit mehr Gefühl für die Sache aufkommt.

Sechs ihrer Piloten haben es in die Formel 1 geschafft. Was muss ein Pilot haben, um es bis in die Königsklasse zu schaffen?
Peter Mücke: Zum einen Talent, ganz klar! Zum anderen, ähnlich wie bei Red Bull, einen Partner, der ihm die Möglichkeit gibt, zu lernen, sich konstant weiter zu entwickeln und das Budget zur Verfügung stellt, um diese Ausbildung zu bezahlen. Das ist das A und O. Diese Kontinuität ist entscheidend. Ich kenne viele junge Piloten, die auch Talent hatten, aber auf der Strecke blieben, weil die Finanzierung fehlte.

Viele F1-Piloten kritisierten zuletzt, dass Sie ihre Karriere unter den aktuellen Bedingungen nicht wiederholen könnten. Wie sehen Sie die Problematik?
Peter Mücke: Man darf bei all der Kritik nicht vergessen, dass die Ausbildung heute in einem viel größeren Umfang und auf einem viel höheren Niveau stattfindet. Das hatten viele F1-Piloten in der damaligen Zeit nicht. Viele Piloten, die zu uns kommen, haben schon ein Stück Motorsportleben hinter sich, daraus resultierend ist der Level der Fahrer schon sehr hoch und insgesamt ist der Level, wenn wir die Fahrer "abgeben", viel, viel höher als früher. Früher hat sich der Eine oder Andere über sein Talent herauskristallisiert, aber war bei weitem nicht auf dem Level, auf dem die jungen Piloten heute sind.

Sie haben in zahlreichen Nachwuchsrennserien Teams - mit Ausnahme der GP2 und Formel 2. Wie bewerten Sie die Rennserien?
Peter Mücke: Die ADAC-Serie ist die klassische Einstiegsserie für junge Piloten - und die brauchen sie auch. Es ist nicht sinnvoll, wenn ein junger Fahrer direkt vom Kart in die Formel 3 einsteigt. Er verschwendet dabei viel zu viel Geld, weil die Rennserie teuer ist und er dieser noch nicht gewachsen ist. Von daher ist das Formel Masters aufgrund des relativ geringen Kostenaufwands sehr wichtig, um die ersten Schritte zu machen und um einem Fahrer beizubringen, welche Möglichkeiten ein Team über Datenauswertung, -analyse und Technik hat, um ihm zu helfen.

Wie würde die nächste Stufe für einen Piloten aussehen?
Peter Mücke: Das wäre wohl Formel 3 oder GP3. Beides geht, wobei ich glaube, dass es besser ist, nach einem Jahr Formel 3 in die GP3 zu wechseln. Beide Serien haben ihre Vorteile, weil beide jungen Piloten sehr viel Testzeit ermöglichen. Die GP3 hat den Vorteil, dass die Jungs die F1-Rennstrecken sowie das F1-Umfeld kennenlernen.

Welche Nachwuchsserie bietet Ihrer Meinung nach die beste Chance für einen jungen Piloten, um in die F1 zu kommen?
Peter Mücke: Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Fahrer, der in seinem zweiten Formel-3- bzw. GP3-Jahr ist, in der Lage ist, sich in einem F1-Auto zu bewähren. Es kommt aber auch darauf an, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen. Ich würde sie nicht als Warteschleife bezeichnen, aber dafür sind Serien wie die GP2 genau richtig. Sie bieten Piloten die Chance, weiterhin im Motorsport tätig zu sein, bis sich die Chance Formel 1 ergibt.

Die FIA unterstützt ab 2011 die Formel 3 mit einer eigenen Trophy. Wie wichtig ist das?
Peter Mücke: Am Ende der Formel 3 muss ein Fahrer die Reife haben, um ein F1-Auto zu fahren. Dass er das hat, haben Fahrer wie Sebastian Vettel in der Vergangenheit bewiesen. Dafür braucht er aber die dementsprechende Lizenz, um in der Formel 1 fahren zu können und diese Chance bietet die F3-Trophy.

Wie kann sich ein Fahrer noch Aufmerksamkeit verschaffen?
Peter Mücke: Grundsätzlich ist das nur über Leistung möglich. Sicher kommt es auch auf das Budget an, aber auch um sich das notwendige Budget zu sichern, muss man in den unteren Klassen wie zum Beispiel im Kart Leistung zeigen. Am Ende des Weges ist das der Schlüssel. Wenn die Leistung bzw. die Qualität nicht stimmt, hat man null Chancen.

In den letzten Jahren ist die Anzahl der Nachwuchsserien deutlich gestiegen. Welche negativen Auswirkungen hat das?
Peter Mücke: Ganz klar: Es gibt zu viele Rennserien. Da sind wir uns alle einig. Das ist nicht gut für den Motorsport, denn die Anzahl der Sponsoren und Förderer, die jungen Piloten den Weg ebnen, ist nicht riesengroß und wenn es so viele Rennserien gibt, bleibt der eine oder andere Pilot auf der Strecke. Aber wir befinden uns auf dem freien Markt, das Ganze muss sich erst regulieren. Irgendwann wird das auch passieren, d.h., dass die Rennserien, die nicht gut genug sind, wieder verschwinden werden und die klassischen Rennserien wie Formel 3, GP3 und GP2 werden bleiben.

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