Was hat sich seit dem Sieg in der F1-eSports-Meisterschaft für dich geändert?
Brendon Leigh: Hauptsächlich habe ich nach dem Sieg viel Selbstvertrauen gewonnen. Ich habe viele Chancen bekommen mich selbst aufzubauen, habe mehr als 15 kg verloren, weil ich hart trainiere. Durch meine bessere physische Verfassung bin ich besser geworden. Ich habe mehr Gefühl, weil ich einen geringeren Teil meiner Kraft benötige. Hauptsächlich ist es aber Selbstvertrauen. Natürlich gab es auch einige Gimmicks, wie den Besuch hier in Kanada.

Deine Geste, der erhobene Zeigefinger, ging nach dem Finale in Abu Dhabi viral. eSports generell boomt gerade, einige Pro-Gamer anderer Branchen sind schon richtige Stars. Fühlst du dich ein wenig wie ein Rockstar?
Brendon Leigh: Ich bin immer noch die gleiche Person, aber man bekommt mehr Aufmerksamkeit und lernt neue Leute kennen.

Als wir das Interview in Abu Dhabi gemacht haben, hast du gesagt, dass du Professioneller Gamer werden und deinen Job aufgeben willst. Wie sieht es aus?
Brendon Leigh: Die Chance ist mit dem Pro Draft der eSports-Serie auf jeden Fall da. Da hat man die Chance von einem Team eingestellt zu werden, genau wie Mercedes Lewis Hamilton eingestellt hat. Man wäre also das eSport-Äquivalent der echten Fahrer. Es gibt eine Chance, dass ich das als Vollzeit-Job machen kann, aber dafür muss ich hart arbeiten und hoffen, dass mich ein Team wählt.

Leigh bei der Siegerehrung in Abu Dhabi, Foto: Sven Zürner
Leigh bei der Siegerehrung in Abu Dhabi, Foto: Sven Zürner

Was hast du für den Pro Draft gemacht?
Brendon Leigh: Die Top-Drei des vergangenen Jahres waren automatisch qualifiziert. Insgesamt wird es 40 Fahrer im Pro Draft geben. Es wird also zwei Wild-Cards mehr geben als letztes Jahr. Wenn man nicht der schnellster war, aber wenn die Fahrer oder die Formel 1 einen mag, dann kann man noch einen Wild-Card Platz bekommen.

Du warst nicht nur beim Formel-1-eSport, sondern auch beim Race of Champions. Das war sicher eine unglaubliche Gelegenheit für dich.
Brendon Leigh: Das war eine ziemlich verrückte Lernkurve für mich würde ich sagen. Vor November saß ich beim eSport eigentlich nur in meinem Zimmer und habe Videospiele gespielt. Dann nach Abu Dhabi eingeladen zu werden war so ungewöhnlich, dass man lernt das Leben ganz anders zu betrachten, in einem positiven Sinn. Man lernt Dinge zu schätzen. Zum Race of Champions zu fahren war komisch, da wir dort auch echte Autos gefahren sind und ich hatte damals und habe auch immer noch nicht meinen Führerschein. Ich musste also lernen, ein Auto zu fahren, während ich innerhalb eines Meters zur Bande unterwegs bin. Ich war deshalb sehr nervös, aber es war eine großartige Lernkurve.

Motorsport-Magazin.com traf Brendon Leigh in Kanada, Foto: Motorsport-Magazin.com
Motorsport-Magazin.com traf Brendon Leigh in Kanada, Foto: Motorsport-Magazin.com

Wie entwickelt sich der eSport in der Formel 1 allgemein? Die Formel 1 war da ja ziemlich weit zurück.
Brendon Leigh: Die Formel 1 hat sich im eSport-Bereich gut entwickelt. Zu Beginn waren wir anderen Rennserien Jahre hinterher. Die Formel E hat das schon ein Jahr zuvor gemacht. Die Formel 1 hat aber aufgeholt und in manchen Bezügen andere eSport-Meisterschaften sogar überholt.

Denkst du der eSport wird noch weiter boomen? Wie sieht dein Blick in die Zukunft aus?
Brendon Leigh: Ich denke es kann nur weitergehen. Wenn man sich anschaut, wo wir begonnen haben. Die Zuschauer sind primär junge Leute. Das ist der Bereich, in dem die Formel 1 kaum vertreten ist. Mit der Formel 1 lockt man eher ältere Zuschauer an. Es ist eine großartige Möglichkeit für die Formel 1 und den eSport ihre Fanbasen zu vereinen. Daher denke ich, dass der eSport noch deutlich weiter wachsen wird.