In dem turbulenten 1000-Kilometer-Rennen, das wegen eines Stromausfalls für knapp 40 Minuten unterbrochen werden musste, sorgte ein Regenschauer bereits in der Anfangsphase für extrem schwierige Bedingungen. André Lotterer kreiselte bereits in der Einführungsrunde von der spiegelglatten Strecke. Die notwendigen Reparaturen warfen Lotterer, Marcel Fässler und Benoît Treluyer aussichtslos zurück.
Aufgrund der Tatsache, dass die drei Audi R15 TDI in Spa-Francorchamps im vollen Le-Mans-Trimm und damit extrem wenig Abtrieb an den Start gingen, hatten auch Allan McNish und Timo Bernhard in der Anfangsphase auf der kalten und feuchten Strecke Mühe, ihre Autos auf der Strecke zu halten. Im Trockenen konnten die Audi-Piloten dann jedoch Boden gutmachen. Dank einer guten Strategie und schneller Rundenzeiten lagen Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish im Audi R15 TDI mit der Startnummer 7 lange Zeit sogar in Führung.
Auch Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller kämpften an der Spitze mit. Sie verloren jedoch zweimal Zeit hinter dem Safety-Car und die Chance auf ein Podiumsergebnis endgültig, als sie zwei Minuten an einer fälschlicherweise zu lange auf Rot geschalteten Ampel an der Boxenausfahrt warten mussten. Damit ruhten die Hoffnungen des Audi Sport Team Joest auf Dindo Capello, Tom Kristensen und Allan McNish, die in der Schlussphase des Rennens auf Position zwei in Schlagdistanz zum führenden Peugeot 908 lagen und den letzten Tankstopp während einer Gelbphase bereits absolviert hatten. Die Entscheidung, bei einsetzendem Regen 20 Minuten vor Rennende auf Intermediates zu setzen, zahlte sich jedoch nicht aus. Weil die Strecke wieder abtrocknete, musste Kristensen fünf Minuten vor Schluss den Slick-bereiften Peugeot von Stéphane Sarrazin vorbeilassen und sich mit Rang drei begnügen.
Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller kamen auf Platz fünf ins Ziel. Marcel Fässler, André Lotterer und Benoît Treluyer arbeiteten sich nach dem Missgeschick in der Einführungsrunde noch vom 47. auf den zwölften Platz nach vorne.
Stimmen nach dem Rennen
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef):
"Das Ergebnis ist ein bisschen
enttäuschend, da wir 20 Minuten vor Schluss noch in der Position waren, das Rennen
zu gewinnen. Aufgrund der Informationen, die wir hatten, haben wir uns
entschieden, beim stärker werdenden Regen auf Intermediate-Reifen zu wechseln –
aus Sicherheitsgründen, aber auch, weil wir es in diesem Moment mit den aktuellen
Wetterinfos für die richtige Entscheidung hielten. Leider hat es dann gleich
aufgehört zu regnen, und dann wussten wir, dass die Entscheidung falsch war.
Trotzdem war das Rennen für das Team sehr gut. Es war ein enges Rennen mit vielen
nicht ganz einfachen Entscheidungen. Es war gut, dass sich das Team hier für Le
Mans einspielen konnte. Wir sind im Hinblick auf Le Mans mit sehr wenig Abtrieb
gefahren und waren trotzdem konkurrenzfähig. Die gesammelten Informationen
können wir sehr gut für die 24 Stunden im Juni nutzen."
Dindo Capello (Audi R15 TDI #7):
"Unser Problem war das Wetter, das unser
Rennen ziemlich schwierig gemacht hat. Weil wir mit so wenig Abtrieb unterwegs
waren, war das Auto mit Slicks im Regen extrem schwierig zu fahren. Deshalb
mussten wir am Ende auf Intermediates wechseln. Wir hatten keine andere Wahl.
Wenn es weitergeregnet hätte, wäre uns zumindest der zweite Platz sicher gewesen.
Insgesamt war unser Auto im Le-Mans-Trimm recht gut. Wir waren auf den Geraden
schneller, konnten mit den Peugeot kämpfen und haben zeitweise geführt. Nur in
den mittelschnellen Kurven haben wir Zeit verloren."
Tom Kristensen (Audi R15 TDI #7):
"Das war ein großartiges Rennen. Es sind viele
spektakuläre Dinge passiert. Als ich am Ende im Auto war, begann es zu nieseln, und
nach einem Unfall kam das Safety Car auf die Strecke. Wir haben am Anfang
gesehen, dass wir bei solchen Bedingungen viel Zeit verlieren. Deshalb war es
prinzipiell die richtige Wahl, auf Intermediates zu wechseln. Wir waren sehr schnell
und konnten aufholen. Doch leider war die Strecke 15 Minuten vor Rennende wieder trocken, insofern war es im Nachhinein die falsche Entscheidung. Aber wir sind Racer
und wollten den Sieg. Stattdessen sind wir auf Platz drei zurückgefallen."
Allan McNish (Audi R15 TDI #7):
"Mit dem Regen, der kurz vor dem Start einsetzte,
war es auf Slicks extrem schwierig. Die Reifen hatten weder Temperatur noch Grip.
Es hat ewig gedauert, bis man ein Gefühl entwickeln konnte. Meine Stints waren
prinzipiell gut. Das Team hatte eine gute Strategie, die uns die Führung gebracht
hat. Der Regen am Ende hat uns nicht geholfen, weil man bei solchen Bedingungen
viel Abtrieb braucht – die hat man aber im Le-Mans-Aero-Trimm nicht. Die falsche
Reifenwahl hat uns am Ende Platz zwei gekostet. Aber im Hinblick auf Le Mans sollte
das Team zuversichtlich sein."
Timo Bernhard (Audi R15 TDI #9):
"Das war ein ereignisreiches Rennen. Ich hätte
mir für meine Premiere in der LMS allerdings etwas besseres Wetter gewünscht. Der
Nieselregen am Anfang hat es sehr schwierig gemacht. Ich bin eher konservativ
gefahren, weil wir ins Ziel kommen wollten. Das war auch absolut richtig. Bis zur
Unterbrechung lagen wir immer auf Platz drei oder vier. Wir konnten vorne
mitmischen, das war super. Nach dem Restart haben wir jedoch zwei Minuten an der
roten Ampel an der Boxenausfahrt verloren. Das war sehr schade, denn das hat uns
auf Platz fünf zurückgeworfen."
Romain Dumas (Audi R15 TDI #9):
"Das war ein seltsames Rennen. Leider mussten
wir gleich nach der Unterbrechung wegen des Stromausfalls zum Tanken an die Box
kommen. Ich musste zwei Minuten an der Boxenausfahrt an der roten Ampel warten
– ich weiß wirklich nicht, warum. Das hat uns das Rennen gekostet. Das Gute ist,
dass alle drei Autos zuverlässig liefen. Mein Auto war gut, ich konnte schnelle
Rundenzeiten fahren. Das lässt für Le Mans hoffen."
Mike Rockenfeller (Audi R15 TDI #9):
"Das war ein chaotisches Rennen mit dem
Stromausfall und der damit verbundenen Rennunterbrechung. Unser Nummer-9-
Auto hat leider bei den Gelbphasen viel Zeit verloren, weil wir immer hinter dem
zweiten Safety Car waren. Nach dem Restart haben wir besonders viel Zeit verloren.
Ich bin am Schluss mit Intermediates gefahren und war gut unterwegs, als die
Strecke halbnass war. Insgesamt bin ich mit unserer Leistung sehr zufrieden und
positiv gestimmt für Le Mans. Wir wussten, dass es mit der Konfiguration an
unserem Auto hier sehr schwierig wird für uns."
Marcel Fässler (Audi R15 TDI #8):
"Mein Rennen war relativ kurz. Ich bin nur einen
Stint gefahren, der relativ schwierig war. Es hat begonnen, partiell zu regnen. Ich
bin mit Slicks draußen geblieben, obwohl das Auto an einigen Stellen sehr schwierig zu fahren war. Ich konnte das Auto trotzdem auf der Strecke halten, insofern war es
die richtige Entscheidung, die Reifen nicht zu wechseln."
André Lotterer (Audi R15 TDI #8):
"Ich wurde in der Einführungsrunde total
überrascht, wie schwierig die Bedingungen waren. Die Reifen waren kalt, und es hat
etwas genieselt. Es war wie auf Eis. Man kann sich das kaum vorstellen. Es tut mir
unheimlich Leid für das Team. Es ist schade, dass ich mein erstes Rennen gleich so
verbringen musste. Es wird mir auf jeden Fall nicht mehr passieren. Ich verbuche das
als Lehre."
Benoît Treluyer (Audi R15 TDI #8):
"Das war kein einfaches Rennen. Es herrschte
viel Verkehr, und das ist in Spa besonders schwierig. Das Auto war nach dem Unfall
nicht perfekt, das Lenkrad stand etwas schief. Trotzdem war es schnell. Im ersten
Stint hatte ich ein Problem, weil der Unterboden beschädigt war – möglicherweise
als Folge einer Berührung mit einem GT-Auto. Dadurch fehlte mir Abtrieb. Den
zweiten Stint habe ich genossen. Ich war schnell, obwohl ich im Verkehr nichts
riskiert habe. Wir haben das Auto ins Ziel gebracht und viel gelernt. Wir waren hier,
um unter Rennbedingungen zu trainieren. Das haben wir getan und sind nun bereit
für Le Mans."
Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest):
"Wir sind natürlich alle
etwas traurig, weil wir den zweiten Platz trotz einer sehr guten Teamleistung so kurz
vor Schluss noch verloren haben. Wir haben bis zur letzten Gelbphase taktisch
richtig gehandelt und die Autos reingeholt. Die Peugeot sind draußen geblieben und
hätten unter ‚Grün´ tanken müssen. Wenn es trocken geblieben wäre, hätten wir
gewinnen können. Und wenn es ein bisschen mehr geregnet hätte, hätten wir auch
gewinnen können. Aber es ist genau das passiert, was nicht hätte passieren dürfen.
So sind wir nur Dritte geworden. Insgesamt haben wir uns so geschlagen, wie wir es
erwartet haben. Wir haben gesehen, unter welchen Bedingungen wir Schwächen
haben, aber das hatte auch damit zu tun, dass wir hier im Le-Mans-Trimm gefahren
sind."
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