So, das erste Langstreckenrennen meiner Karriere habe ich also hinter mir - und dass bei meinem Debüt für Oreca beim 1000-Kilometer-Rennen in Barcelona gleich ein Podestplatz für Stephane Ortelli und mich dabei herausgekommen ist, war natürlich sehr schön. So richtig habe ich nach dem Qualifying gar nicht damit rechnen können, denn unser Auto ist noch nicht wirklich optimal - und durch die vielen Unterbrechungen im Training in Barcelona sind wir halt auch nicht dazu gekommen, alles an Abstimmungsarbeiten so durchzuziehen, wie es nötig gewesen wäre. Der siebte Platz im Quali war wirklich das Maximum, was aus dem Auto herauszuholen war.

Ich bin dann auch gleich den Startturn gefahren - und das war dann schon noch mal eine ganz neue Erfahrung, mit dem Verkehr auf der Strecke, mit den vielen langsameren Autos, die man immer wieder überholen muss, zurecht zu kommen. Da das richtige Mittelmaß zu finden, dass man nicht zu viel riskiert und vielleicht irgendwo hängenbleibt, aber andererseits nicht zu viel Zeit im Verkehr verliert, dazu braucht man eine gewisse Erfahrung und die musste ich erst noch sammeln. Am Anfang habe ich da sicher einiges an Zeit verloren, dazu hat uns dann auch noch eine Safety-Car-Phase dumm erwischt und uns eine ganze Runde gekostet.

Mein zweiter Stint war dann schon wesentlich besser, ich bin mit dem Überholen schon viel besser klargekommen. Übung macht anscheinend auch da den Meister - wir haben während dieses Rennens glaube ich über 120 mal überholt - irgendwann kriegt man es dann raus, wie man sich die Langsameren da am besten zurechtlegt. Besonders interessant ist es, wenn man in einer Kurve auf zwei aufläuft, die möglichst noch untereinander in einen Fight verwickelt sind. Ich selbst hatte dann in dem zweiten Stint noch einen schönen Zweikampf mit einem der Kolles-Audis, den ich dann auch für mich entscheiden konnte, wir konnten kontinuierlich wieder Boden gut machen, hatten dann keine größeren Probleme mehr, ich haben dann als Fünfter an Stephane für dessen Schlussturn übergeben und dann hatten wir auch noch ein bisschen Glück, dass andere Probleme bekamen oder Fehler gemacht haben, so dass am Ende der dritte Platz herauskam.

Bruno Senna im neuen Cockpit, Foto: Sutton
Bruno Senna im neuen Cockpit, Foto: Sutton

Trotzdem - wir wissen, dass wir weiter sehr intensiv an unserem Auto arbeiten müssen, wenn wir aus eigener Kraft siegfähig sein wollen. Für Spa kommt ja ein neues Aerodynamikpaket und wir wollen auch vorher noch einmal, von dem ofiziellen LeMans-Test abgesehen, einen privaten Test auf einer Strecke wie Barcelona oder Jerez fahren, wo man wirklich signifikante Daten bekommt - Paul Ricard, wo wir im März gewesen sind, bringt da ja leider nicht viel. Ich habe schon einige Ideen, wie man das Auto besser machen könnte.Denn man kann mit diesen LeMans-Autos durchaus abstimmungsmäßig viel machen, testen, entwickeln - das bringt mir technisch ganz bestimmt eine ganze Menge, ich kann viel lernen, was mir hoffentlich dann auch später in der Formel 1 zugute kommt, wenn sich dort eine Chance ergibt. Dass mein Name da in dem ein oder anderen Zusammenhang immer wieder einmal fällt, ist natürlich nicht unerfreulich zu hören - auch wenn es ja in erster Linie nur Gerüchte sind, die da verbreitet werden. Aber zumindest hat man mich offenbar auf dem Schirm - wie es konkret weitergeht, muss man abwarten. Ach ja, eines möchte ich auch noch klarstellen: Ich habe gehört, dass es da in einer deutschsprachigen  Motorsportzeitung eine Geschichte gab, ich hätte in Barcelona ein Foto mit den Söhnen von Alain Prost und Nigel Mansell verweigert mit der Begründung, ich müsse da erst meine Anwälte fragen und die seien nicht zu erreichen. Das ist schlicht und einfach nicht wahr. Erstens: Mich persönlich hat dazu überhaupt niemand gefragt. Meine Schwester Bianca und Chris Goodwin waren mit in Barcelona und die sind wohl angesprochen worden - aber sehr spät und für einen Zeitpunkt, wo das absolut nicht in meinen und in den Zeitplan unseres Teams gepasst hätte, es war sowieso schon alles sehr knapp mit den ganzen Briefings und Besprechungen.  Das ist der einzige Grund, warum das nicht geklappt hat.

Ich bin dann von Barcelona aus am Sonntag abend gleich nach Brasilien geflogen, habe mir dann auch jetzt über Ostern doch einmal ein paar freie Tage gegönnt. Und weil alle natürlich immer wieder nach Mercedes und  der DTM fragen: Bis Ostermontag war da noch nichts entschieden, aber ich gehe davon aus, dass ihr noch im Laufe dieser Woche etwas hören werdet - in die eine oder in die andere Richtung.