Monza ist noch eine Strecke nach alter Tradition, ein Hochgeschwindigkeitstempel. Wenn man die alten Geraden entlang fährt, von Lesmo 2 bis zur Ascari unter der Brücke durch, obendrauf sitzen noch ein paar Fans - das ist megageil. Wenn man dann in einem Ferrari in Monza unterwegs ist, ergibt das ein ganz eigenes, tolles Gefühl. Auch die Parabolica ist bei jeder Durchfahrt genial; mit Höchstgeschwindigkeit anbremsen, einlenken und wieder heraus beschleunigen - das ist der Wahnsinn.

Genauso wie der Griplevel vor der ersten Schikane. Dort konnte ich mit dem Ferrari so spät bremsen, das war einfach hammermäßig und hat richtig Laune gemacht. Allerdings ist Monza eine sehr harte Strecke für das Auto. In der zweiten Schikane muss man jedes Mal über die Kerbs drüber fahren. Du musst sie mitnehmen, sonst bist du zu langsam. Das tut in der Seele weh, wenn man so ein schönes Auto über so hohe Kerbs prügeln muss - und das über vier Stunden.

Aber unser Ferrari hat das ohne Beanstandungen ausgehalten, auch als ich eine unliebsame Begegnung mit einem Porsche machte. Der Ferrari ist eben ein geiles Rennauto und "Panzer" zugleich. Warum sehen wir gleich. Zunächst muss ich festhalten, dass der Schritt von Michelin auf Dunlop Reifen richtig war. Schon bei der ersten Ausfahrt hatte ich ein ganz anderes Feeling als in Barcelona, die Hinterachse war viel ruhiger. Im 1. Training mussten wir noch am Setup basteln, aber danach waren wir konkurrenzfähig - abgesehen von einem Problem mit einer Radmutter, die im Rennen noch einmal eine entscheidende Rolle einnehmen sollte.

Leider hatte mein Teamkollege Pierre Ehret im letzten Training ein Problem, drehte sich und ein Prototyp ist ihm ins Auto gefahren. Pierre konnte nichts dafür, aber unsere Mechaniker hatten danach alle Hände voll zu tun, um das Auto für das Qualifying hinzubekommen. In den letzten 10 Minuten konnten wir tatsächlich raus fahren und ich wurde Dritter in der Startaufstellung - der Dank gilt unseren Jungs!

Pierre hatte viel Spaß in Monza., Foto: Pierre Kaffer
Pierre hatte viel Spaß in Monza., Foto: Pierre Kaffer

Ich bin den Start gefahren und lag nach einiger Zeit in Schlagdistanz zum Virgo Ferrari. Als Pierre das Auto übernahm, kam die Radmutter wieder ins Spiel. Als er die Box verließ, löste sich hinten rechts die Radmutter und er musste gleich wieder reinkommen. Das hat uns geschmeidig von Platz 2 auf Platz 5 zurückgeworfen - so dicht lag das Feld zusammen. Mit einem Doppelstint konnte ich uns wieder auf Platz 2 vorfahren, auch dank einer sensationellen Strategie und perfekten Rundenzeiten.

Dann hatte ich den Zweikampf des Tages: über eine ganz Stunde lieferte ich mir einen schönen Fight mit Richard Westbrook. Mal war er vorne, mal ich - das war wirklich sehenswert; bis er in Lesmo 2 plötzlich langsamer wurde, hinterher sagte er mir, dass ihm der Sprit ausgegangen war. Ich sah in diesem Moment auf meine Rückfahrkamera und fuhr ihm volles Rohr ins Heck; manch anderes Auto wäre danach nicht mehr fahrtüchtig gewesen. Doch unser Ferrari lief weiter - deshalb der Vergleich mit einem Panzer zu Beginn ;o)

Ein bisschen hatte das Auto aber trotzdem abbekommen. Nach der Kollision war es sehr sensibel zu fahren. Das muss man sich so vorstellen: Man fährt auf der Autobahn und das Auto fährt immer den Spurrillen nach. So war das Gefühl auf den langen Geraden - und davon gibt es in Monza einige.

Am Ende lagen wir komfortabel auf Platz 2, aber ich habe nicht zu Ende fahren können, da die Fahrzeit dies nicht zu ließ. Also haben wir früher einen Boxenstopp gemacht und mein Teamkollege Pierre Ehret übernahm noch mal das Steuer, um das Ding nach Hause zu fahren. Weil das Auto nach dem Zusammenstoß so schwammig zu fahren war und wir ein paar Probleme mit dem Funk hatten, entschloss er sich aus Sicherheitsgründen dazu, noch mal an die Box zu kommen. Das ist absolut verständlich, denn er hatte an diesem Wochenende zwei lose Radmuttern. In Monza ist das kein Spiel. Mit dem Ferrari erreichen wir 275 km/h auf der Geraden - da müssen die Räder fest sein. Tja, hätte, wäre, wenn... So haben wir dann zwar den sicheren 2. Platz verloren, aber sind mehr als verdienter Dritter geworden.

Besonders freut mich, dass die Steigerung im Vergleich zum Auftaktrennen in Barcelona deutlich zu erkennen war. Wir führen sogar die Meisterschaftswertung in der GT2 an, damit hätte vorher niemand gerechnet. Jetzt heißt es "volle Attacke" in Spa.