Von der ersten Runde an erlebten die Zuschauer beim fünften Lauf des Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) faszinierende Duelle zwischen den Diesel-Sportwagen von Audi und Peugeot. Nur acht Runden benötigte Allan McNish im Audi R18 TDI mit der Startnummer "2", um den von der Pole-Position gestarteten Peugeot des Franzosen Sébastien Bourdais von der Spitze zu verdrängen. Mit dem "Schwesterauto" setzte Timo Bernhard Franck Montagny im zweiten Peugeot unter Druck, bis der Franzose ein anderes Fahrzeug touchierte und von der Strecke kreiselte.

In der Folge überholten sich Allan McNish und Sébastien Bourdais an der Spitze mehrmals gegenseitig. Kurz vor Ende der ersten Stunde verlor die Startnummer "2" jedoch alle Chancen auf den Sieg, als der Audi-Pilot von einem GT-Fahrzeug getroffen wurde. Der Wechsel der vorderen linken Radaufhängung kostete sechs Runden und warf den R18 TDI #2 ans Ende des Feldes zurück. Obwohl das Lenkrad nach der Reparatur nicht mehr ganz gerade stand, kämpften sich Allan McNish und Tom Kristensen am Ende noch auf den siebten Platz nach vorn. Dass der Unfallgegner eine längere Stop-and-Go-Strafe absitzen musste, war jedoch nur ein schwacher Trost für die beiden.

Alle Hoffnungen des Audi Sport Team Joest ruhten in der Folge auf Timo Bernhard und Marcel Fässler im Audi R18 TDI mit der Startnummer "1", der sich ab der zweiten Stunde ein spannendes Duell um die Führung mit dem zweiten Peugeot lieferte.

Starker Zwischenspurt von Fässler

Besonders eindrucksvoll war die Leistung von Marcel Fässler, der in der dritten Stunde einen Rückstand von über 30 Sekunden auf Simon Pagenaud im Peugeot aufholte, den Franzosen überholte und sich an die Spitze des Feldes setzte.

Nach dem Fahrerwechsel verteidigte Timo Bernhard die Führung, obwohl zuvor bei einer leichten Berührung zwischen Fässler und einem langsameren Prototypen das Heck des Audi R18 TDI #1 beschädigt worden war und dadurch an der Hinterachse etwas Abtrieb fehlte.

Das Duell gegen Peugeot elektrisierte die Fans, Foto: Audi
Das Duell gegen Peugeot elektrisierte die Fans, Foto: Audi

Gravierender war aber die Tatsache, dass durch den Kontakt auch das rechte Rücklicht des R18 TDI abgerissen wurde. Reglement-bedingt musste das Audi Sport Team Joest beim nächsten Boxenstopp das Heckteil des Fahrzeugs wechseln. Dies gelang in Rekordzeit, der Zeitverlust von etwas mehr als einer Minute war aber rennentscheidend. Im Ziel fehlten Timo Bernhard und Marcel Fässler 89 Sekunden zum Sieg.

Auf den nächsten Auftritt der faszinierenden Sportprototypen müssen die Fans nicht lange warten: Der vorletzte Lauf des Intercontinental Le Mans Cup, aus dem 2012 die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft wird, findet am 1. Oktober in Road Atlanta statt.

Stimmen nach dem Rennen

"Ich bin ziemlich enttäuscht", gibt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich zu. "Wir hatten heute die Performance, das Rennen zu gewinnen. Die Autos waren schnell und das Team hat perfekt gearbeitet. Wir haben nichts falsch gemacht, wir hatten einfach Pech - und das gleich zweimal. Wir haben dabei soviel Zeit verloren, dass es nicht mehr möglich war, das Rennen zu gewinnen."

Marcel Fässler freute sich über ein gut zu fahrendes Auto: "Es war ein tolles Rennen. Wir haben gepusht. Von der Pace her hätten wir wirklich um den Sieg kämpfen können. Das Auto war heute richtig gut. Von daher ist es schade, dass ich zwei Kontakte hatte, bei denen das Auto beschädigt wurde. Durch die Reparatur haben wir einfach zu viel Zeit verloren."

Timo Bernhard ist sich sicher, dass er den Sieg hätte holen können: "Ich denke, dass wir ein schönes Rennen gezeigt haben. Platz zwei ist gut - aber es war mehr drin. Die Performance war gut für den Sieg, denn wir haben über weite Strecken des Rennens um die Führung gekämpft. Es hat nicht sollen sein. Wir haben mit einem Dreher von mir im Verkehr Zeit verloren, Marcel (Fässler) hatte eine Kollision, die eine Reglement-bedingte Reparatur nötig machte. Schade, aber ich denke, wir können dennoch zufrieden sein. Wir haben heute eine gute Show geboten. Und vor allem hat das Team ganz toll zusammengestanden."

Der Kampf gegen Peugeot wird in Road Atlanta in die nächste Runde gehen, Foto: DPPI
Der Kampf gegen Peugeot wird in Road Atlanta in die nächste Runde gehen, Foto: DPPI

"Ein wirklich spannendes Rennen, in dem vier Autos um jeden Zentimeter gekämpft haben", freut sich Tom Kristensen. "Vor allem die Anfangsphase hatte es in sich und als der Peugeot mit der Nummer ‚8‘ in eine Kollision verwickelt wurde, sah es sehr gut aus für uns. Leider hatte auch Allan (McNish) eine Berührung und musste zum Wechsel der vorderen linken Aufhängung an die Box. Die Mechaniker haben bei der Reparatur einen großartigen Job gemacht. Danach lagen wir sechs Runden hinten und es ging nur noch darum, ins Ziel zu kommen und dem Audi-Schwesterauto nach Möglichkeit zu helfen. Dass wir nicht ganz vorn dabei waren, tut mir vor allem für unsere Crew leid. Aber man kann sicher sein: Wir werden alles dafür tun, beim nächsten Rennen in Road Atlanta um den ganz großen Topf mitzukämpfen."

"Angesichts der Performance an diesem Wochenende ist das Ergebnis etwas frustrierend", ist Allan McNish zerknirscht. "Wir hatten ein gutes Auto im Qualifying und ein sehr gutes Auto zu Beginn des Rennens. Ich hatte einen fantastischen Kampf mit Sébastien Bourdais. Einmal war ich etwas zu nah an der Boxenmauer, als ich ihn in Turn 1 hinein überholt habe. Trotzdem war es ein sauberer und fairer Kampf, der leider zu früh endete, als ein Ferrari eine sehr seltsame Linie gewählt hat und meine linke Vorderradaufhängung beschädigt hat. Das hat unser Rennen im Prinzip beendet - und seines auch, weil er eine Ein-Minuten-Stop-and-Go-Strafe bekommen hat. Wir haben sechs Runden verloren und mussten uns wieder nach vorn kämpfen. Wir haben hier mehr über den R18 TDI für Petit Le Mans und China gelernt, sind aber aus dem Kampf um den Sieg gerissen worden."