Schon nach dem gestrigen Qualifying hatte sich Tom Kristensen tief frustriert gezeigt - nach dem heutigen Rennen war der Däne erst gar nicht mehr auffindbar. Der Plan, nach dem Auftaktsieg in Hockenheim auf dem EuroSpeedway zumindest noch Schadensbegrenzung betreiben zu können, war nicht aufgegangen. Stattdessen hagelte aus Mercedes-Reihen Kritik an dem mit 41 Jahren ältesten DTM-Piloten. Ursprung allen Übels war der Kampf der nach vorne strebenden Ingolstädter Qualifying-Pechvögel gegen Mathias Lauda.

Verbale Prügel für Kristensen

"Ich hatte einen guten Fight mit Lauda", fand Alexandre Prémat im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com eine Beschreibung, der der Österreicher wohl kaum zustimmen dürfte. "Ich bremste spät, fuhr weit außen, aber ich sah, dass er mir keinen Platz ließ. Dann fuhren wir lange Tür an Tür, und am Ende war ich vorbei." Im Duell der beiden Streithähne rutschte Martin Tomczyk problemlos mit durch - bevor der auf Tomczyk folgende Kristensen den Unmut Laudas auf sich zog. Auch er schien zunächst an Laudas Vorjahres-Mercedes vorbeizuziehen, berührte ihn dann jedoch und handelte sich eine Pitstop-Penalty der Rennleitung ein.

"Ich verstehe nicht, wie ein Fahrer wie Kristensen, der in seinem Leben schon 1.000 Rennen gefahren ist, so fahren kann. Wir wissen alle genau, dass es sich in der ersten Runde in Kurve drei noch aufstaut", klagte Lauda uns gegenüber. "Sie sind mir voll in die Kiste gefahren, ob Prémat oder Kristensen. Ich habe dort gebremst, wo alle anderen bremsen. Dass man solche Anfängerfehler macht, ist unverständlich." Die Folgen der Kollision ließen nicht lange auf sich warten: "Mein Auto war hinten komplett kaputt, der ganze Kotflügel hat gefehlt. Dadurch habe ich extremes Übersteuern bekommen."

Kritik auch an Rockenfeller

Auch Ralf Schumacher ärgerte sich über die Manöver des achtfachen Le-Mans-Siegers. "Das größte Chaos hat Tom Kristensen verursacht, der heute wohl in Gedanken woanders war und nicht auf der Strecke", sagte der HWA-Pilot. "Dann hatte er wohl große Probleme am Auto - es war kein wirklicher Zweikampf mit ihm. Er hat seine Linie verteidigt und dabei alle möglichen Leute berührt. Das war wohl nicht sein Wochenende. Er ist mir im freien Training schon fast ins Auto gefahren." Nicht nur Tom Kristensen stand in Mercedes-Reihen in der Kritik.

So beklagte sich Paul di Resta, der am Start auf Platz drei zurückgefallen war, über Mike Rockenfeller: "Es war ärgerlich, was Rockenfeller in der ersten Kurve gemacht hat - er hat mir keinen Raum gelassen. Er hätte schon zu Anfang bestraft werden sollen." Mit lobenden Worten hielt man sich im Mercedes-Lager eher zurück. "Ich konnte die beiden vom Futurecom-Team gut überholen, die haben auch sehr fair Platz gemacht", bemerkte Schumacher mit Blick auf Tomas Kostka und Christian Bakkerud - um gleich wieder auf Angriff zu schalten: "Wenn Fahrer wie Tomczyk und Kristensen, die normalerweise eher vorne stehen, nach vorne wollen, kommen wohl Rennen wie heute zu Stande."