Den großen Sieger des Rennwochenendes in Brands Hatch musste man nicht lange suchen. Timo Scheider baute mit seinem zweiten Saisonsieg die Führung in der Gesamtwertung auf neun Punkte aus. Auch Paul di Resta zählt dank seines zweiten Platzes zu den Gewinnern, doch schon ein vierter Platz machte Jamie Green zu einem der Geschlagenen des Rennsonntags.

"Ich hatte ein aufregendes Rennen, vom Start weg", beschrieb er. Die erste Niederlage gab es schon in der ersten Runde: Green verlor einen Platz, den er sich jedoch eine Runde später außen herum in Kurve 1 zurückeroberte. "Das war richtig klasse", freute er sich. Den Rest des ersten Stints hing er hinter Martin Tomczyk und Bruno Spengler fest, die ebenfalls nicht zu den Gewinnern des Tages zählen.

Um an den beiden vorbeizukommen, zog das Team den zweiten Boxenstopp vor. "Leider kam Ekström am Ende knapp vor mir aus der Box und hat mir den Podestplatz weggeschnappt." Das kostete Green das Podium und wichtige Punkte im Titelkampf. "Insgesamt ist der vierte Platz aber zufriedenstellend", meinte er. "In der Meisterschaft haben wir weiterhin Chancen, auch wenn Timo seinen Vorsprung ausbauen konnte", ist er zuversichtlich. "Nun geht es mit ausgeglichenem Gewicht zum nächsten Rennen, welches sehr entscheidend für uns sein wird." Er und di Resta hätten bewiesen, dass man trotz der zusätzlichen 10 Kilo konkurrenzfähig wäre. "Hoffentlich können wir das in Barcelona umsetzen und gewinnen."

Die anderen haben gewonnen

Bei Audi kämpfen andere um den Titel., Foto: DTM
Bei Audi kämpfen andere um den Titel., Foto: DTM

Gegen einen Sieg hätte auch Martin Tomczyk nichts einzuwenden, doch dazu wird es unter normalen Umständen wohl so schnell nicht kommen. Schon mit seinem ersten Satz machte er die Situation bei Audi klar: "Unsere beiden Leute, die um die Meisterschaft kämpfen, waren am Ende vorne - daher ist unsere Strategie aufgegangen", sagte er. Selbst habe er Pech gehabt, weil er zwei Plätze verlor. "Der Rennspeed war gut, aber hinter ihnen hat man viel verloren, da hat Mattias Boden gutmachen können und uns alle drei überholt."

Für den Teamkollegen freute er sich, für ihn selbst sei es jedoch weniger gut gewesen. "Er hatte die Strategie, die ich letztes Jahr gefahren bin", erinnerte er sich. "Natürlich war mein Plan, vor den beiden Mercedes zu bleiben, aber beim letzten Stopp hat hinten rechts etwas geklemmt und ich habe Zeit verloren."

Elektronikprobleme kosten Topspeed

Noch mehr Zeit und vor allem Topspeed verlor Bruno Spengler auf seiner Jagd nach einem guten Ergebnis. Bereits 40 Runden vor dem Ende bekam der Kanadier ein Elektronikproblem. "Dadurch war ich auf der Geraden 15 km/h zu langem", klagte Spengler. "Daher war es schwer die anderen hinter mir zu halten, ich konnte deren Pace nicht mitgehen."

Auf Spenglers Titelchance hat das dramatische Auswirkungen: "In der Meisterschaft sieht es jetzt schlecht aus, aber noch ist nichts verloren - in der DTM ist alles möglich", klammert er sich an den letzten Strohhalm. Gleichzeitig deutete er jedoch an, dass nun andere die erste Geige spielen. "Wenn Paul und Jamie Hilfe brauchen, werde ich meinem Team helfen."

Zu viel riskiert

Tom Kristensen wusste schon vor dem Rennen, dass es schwer werden würde. "Beim letzten Rennen stand ich auf Pole, hier musste ich von Platz zwölf starten. Daher musste ich mit der richtigen Mischung aus Attacke und Vorsicht zu Werke gehen", sagte der Siebplatzierte. Gleich nach dem Start bekam er einen Schlag und musste in die Wiese ausweichen. Das kostete ihn drei Positionen. "Dann habe ich wieder attackiert und konnte drei Autos auf der Strecke überholen." Weitere Plätze verdankte er einer guten Strategie. "Fast hätte ich noch Spengler erwischt, aber meine Reifen waren schon zu zerschlissen."

Schneider bekam für seine Fairness beim Überrunden viel Lob., Foto: Hartley/Sutton
Schneider bekam für seine Fairness beim Überrunden viel Lob., Foto: Hartley/Sutton

Bernd Schneider bekam nach dem Rennen viel Lob, von Norbert Haug, von Dr. Wolfgang Ullrich, selbst von Sieger Timo Scheider. Kaufen konnte sich der Altmeister davon nichts: er blieb rein auf dem Papier ein Geschlagener. Für Platz 9 gab es null Punkte. "Mein Rennen war sehr gut, Auto und Team ebenfalls", hob er die positiven Aspekte hervor. Er sei immer ohne Verkehr gefahren und so nach vorne gekommen. "Dann war ich aber selbst schuld", gestand er. "Ich habe den Knopf bei der Ausfahrt zu früh losgelassen und war drei km/h zu schnell." Die folgende Strafe warf ihn weit zurück.

"Danach bin ich nur noch aus Spaß gefahren und es hat auch sehr viel Spaß gemacht", sagte er. "Der Fight mit Gary war toll, ich habe das Rennen genossen." Selbst der leichte Regen störte ihn nicht. "Da lag mein Auto perfekt und ich hatte viel Grip. Daher kam ich in dieser Phase weit nach vorne, bis ich bei der Boxenausfahrt zu viel riskiert und alles verloren habe."