Heimrennen sind immer etwas ganz Besonderes. Egal ob Audi und der Norisring oder Mercedes und Hockenheim - irgendetwas verbindet immer. Zuletzt kam mit Christijan Albers ein waschechter Holländer zu der Gelegenheit, sich vor heimischen Publikum zu präsentieren - beeindrucken konnte der Futurecom-Pilot seine Landsleute aber nur kurzfristig, denn im Rennen auf dem Dünenkurs von Zandvoort schied er schon in der zweiten Runde aus. Einen besseren Job scheinen bisher die Briten zu machen, die in Brands Hatch in den Genuss ihres Heimspiels kommen.

Überzeugen konnte vor allem die männliche Garde um Paul di Resta, Jamie Green, Oliver Jarvis und Gary Paffett - die vier schafften es unter die besten Acht und haben damit gute Chancen auf Punkte im Rennen. Bester Brite war ausgerechnet ein Schotte: Paul di Resta verpasste die Pole im Qualifying nur knapp. "Das war nicht mehr, als wir erwartet haben. Man kann das Training nicht mit dem Qualifying vergleichen, denn auch dort haben wir unglaublich hart gearbeitet und uns vorbereitet", so der Mercedes-Mann, der nun im Rennen alles geben will: "Es wird sicher schwer, irgendwie Boden gut zu machen. Aber das ist eine Aufgabe des Teams, ich muss nur so schnell wie möglich fahren"

Jamie Green ließ das britische Publikum in der 20 Minuten langen zweiten Session sogar kurz aufhorchen, als er die Bestzeit setzte. "Leider konnte ich die Zeit später nicht mehr wiederholen, für das Rennen erhoffe ich mir einen Platz auf das Podium", berichtete der 26-Jährige aus Leicester. Oliver Jarvis, der im nur knapp 70 Meilen entfernten Burwell aufgewachsen ist, wusste als bester Jahreswagen-Pilot zu überzeugen: "Besser hätte es für uns eigentlich nicht laufen können. Es wäre schön vor den eigenen Fans auf dem Podium zu stehen, aber mit einem Ergebnis um Platz fünf wäre ich sehr zufrieden." Jedenfalls soll Startplatz sechs nicht das Ende der Fahnenstange sein, denn Möglichkeiten zum Überholen gibt es laut Jarvis zwei: "Man kann in der Paddock Hill einen Angriff versuchen - und wenn der Gegner dort blockt, ergibt sich vielleicht in der zweiten Kurve eine Chance zum Ausbremsen."

Im Gegensatz zu seinen drei Landsmännern ließ Gary Paffett seine Landsleute zittern - im ersten Qualifying-Segment rutschte der Engländer in der zweiten Kurve in die Reifenstapel und sorgte so für eine Unterbrechung. "Ich habe nicht viel später gebremst als sonst auch. Deshalb war ich überrascht, ins Kiesbett zu rutschen. Das war mir das ganze Wochenende noch nicht passiert", wunderte sich der Meister von 2005 im Gespräch mit dem adrivo Motorsport Magazin. Was folgte, war ein toller Job seiner Mannschaft und eine abgebrühte Fahrt auf Platz acht: "Das Team hat einen tollen Job gemacht und das Auto wieder hergerichtet. Es musste sehr viel ausgetauscht werden - vom Kühllufteinlässen bis hin zum Diffusor. Es war viel Arbeit, und ich kann mich nur bedanken, dass sich das Auto danach wieder so gut anfühlte wie zuvor. Der Speed des Autos war wirklich gut."

Lewis Hamilton ist am Sonntag in Brands Hatch, Foto: Sutton
Lewis Hamilton ist am Sonntag in Brands Hatch, Foto: Sutton

Bei weitem nicht so gut waren die Auftritte von Susie Stoddart und Katherine Legge. Stoddart schaffte immerhin eine gezeitete Runde, bevor sich sich über die britischen Wiesen drehte - und das, obwohl sie gar keinen zusätzlichen Druck verspürte: "Meine eigentliche Heimat ist acht Stunden von hier entfernt. Insofern empfinde ich das nicht wirklich als mein Heimrennen, es gibt keinen zusätzlichen Druck." Hinter der Blondine landete Katherine Legge auf dem letzten Platz. Schon in der zweiten Runde rutschte die Audi-Dame von der Strecke und blieb so ohne Zeit: Meine Bremsen waren wohl noch nicht warm genug, als ich angebremst habe und die Reifen haben blockiert. Wenn es an dieser Stelle passiert, gibt es leider kein Halten mehr. Schade."

Ebenfalls kein Halten wird es mehr geben, wenn der wohl berühmteste Brite der Motorsport-Neuzeit in Brands Hatch eintrifft. Wenn Lewis Hamilton am Sonntag Demo-Runden in seinem Formel 1-Boliden dreht, wird es die Engländer nicht mehr auf den Sitzen halten. "Ich freue mich, dass morgen Lewis Hamilton für die Fans ein paar Demorunden mit seinem McLaren-Mercedes drehen wird. Lewis ist glühender DTM-Fan und verpasst so gut wie kein Rennen", so Mercedes Benz-Motorsportchef Norbert Haug.