Kaum hatte das Rennen in Oschersleben begonnen, ging es für mich schon drunter und drüber: mein Start war gut, dann ist mir jedoch jemand ins Auto gefahren und zu allem Überfluss hat sich Oliver Jarvis noch vor mir gedreht. Ich konnte nicht mehr nach links ausweichen und musste nach rechts ausweichen. Dadurch habe ich schon kurz nach dem Start einige Positionen verloren - da dachte ich mir noch: das geht ja gut los.

Aber obwohl das Rennen alles andere als optimal anfing, wurde es immer besser - bis zum Höhepunkt im Ziel. Der Schlüssel zum Erfolg war die Boxenstrategie. Zu Beginn war mein Audi A4 DTM schwer zu fahren, die Balance war nicht ganz perfekt. Also habe ich mich auf ein schwieriges Rennen eingestellt - denn in einem so engen Starterfeld kann das richtige Setup für das Endergebnis entscheidend sein.

Deshalb haben wir beim ersten Boxenstopp einen Reifensatz mit einem veränderten Luftdruck aufgezogen und danach war das Auto richtig gut. Zudem bin ich alleine gefahren, hatte also freie Fahrt, ohne von anderen Fahrern aufgehalten und eingebremst zu werden. So konnte ich viel Zeit gutmachen und nach dem zweiten Boxenstopp vor Rocky auf die Strecke zurückkommen. Das hat das Rennen entschieden.

War also die Regeländerung mit zwei Boxenstopps innerhalb eines Boxenstoppfensters entscheidend? Ich glaube nicht. Man kann dieses Jahr nicht mehr so viel taktieren wie in der letzten Saison, aber ein bisschen ist schon noch drin. Allerdings gilt das für alle. Die eigentliche Rennstrategie wird schon vor dem Rennen zurechtgelegt und genau geplant. Manchmal muss man sie jedoch je nach Rennverlauf kurzfristig variieren, aber die grobe Richtung wird schon vor dem Rennen festgelegt.

In Oschersleben freute sich Markus über drei erste DTM-Punkte, Foto: Audi
In Oschersleben freute sich Markus über drei erste DTM-Punkte, Foto: Audi

Bei Änderungen während des Rennens kommt der Boxenfunk zum Tragen. Es wird fast auf jeder Runde im Funk gesprochen, Details ausgetauscht. Es gibt Fahrer, die lassen sich während des Rennens Unmengen an Informationen ins Cockpit funken. Im Endeffekt will ich davon aber gar nichts wissen. Ich möchte mich auf meinen Job konzentrieren, der lautet Rennen zu fahren und nicht zu telefonieren. Ich möchte so schnell wie möglich fahren, das Wichtigste dazu weiß ich auch ohne Funk: ich erkenne meine Position und die Abstände nach vorne und hinten von der Boxentafel. Den Rest kontrolliert das Team und holt mich dann zum richtigen Zeitpunkt in die Box.

Damit ich mich während des Rennens auf das Fahren und die Zweikämpfe konzentrieren kann, achtet das Team darauf, mich, so gut es geht, nur auf der Geraden anzufunken. Aber wenn es mal in einer Kurve passiert, ist das auch kein Problem. Deswegen fliege ich nicht gleich ab oder verliere massiv an Zeit.

Sonst hätte ich kaum Platz 6 belegt und damit meine ersten DTM-Punkte eingefahren. Natürlich ist das ein tolles Ergebnis, das ich für den Moment genieße. Aber jetzt heißt es, das Rennen hinter mir zu lassen und mich weiter auf meine Arbeit zu konzentrieren - ab sofort gilt mein Fokus Mugello. Die Strecke liegt mir, was ich mit einer Testbestzeit bei den offiziellen Tests vor Saisonbeginn bewiesen habe. Noch ist zwar nicht klar, wie das Kräfteverhältnis dort aussehen wird, aber Audi wird auf jeden Fall wieder ein harter Gegner - ich freue mich darauf.