Hatte gestern noch der Rücktritt Christian Abts für Gesprächsstoff gesorgt, so mussten heute graue Wolken herhalten, um das DTM-Spektakel in Nürnberg nicht in eine ungewohnte Normalität sinken zu lassen. Allzu viel Langeweile wäre ansonsten mit Blick auf die Ergebnisse des Zeitfahrens aufgekommen...

Audi-Fest nur ohne Regen

Zwar nicht für ausgelassene Festtagsstimmung, dafür jedoch für einige Erleichterung hatte Mattias Ekström im Audi-Lager noch am Vormittag gesorgt: Der Mercedes-Dominanz am Freitag stellte der Schwede eine lange währende Führung während der Testsession entgegen, die erst kurz vor Ende des Trainings von Mika Häkkinen mit einem Vorsprung von 75 Tausendstelsekunden beendet wurde. Wenn auch mit Mühe schaffte es auch das restliche Abt-Audi-Quartett in die Top Ten - und schien für Nürnberger Audi-Verhältnisse ein gutes Abschneiden der Ingolstädter im Qualifying zu versprechen.

Regenfeste Strecke?

Auch Timo Scheider kämpfte mit Aquaplaning, Foto: DTM
Auch Timo Scheider kämpfte mit Aquaplaning, Foto: DTM

Erleichterung bei den Nürnberger Straßenbauern: Trotz starker Regenfälle am Mittag hielt die Strecke anders als am Donnerstag der Feuchtigkeit stand, als die Unterspülung der neu asphaltierten Dutzendteich-Kehre für ein fast kellertiefes Loch gesorgt hatte. Und obwohl kein Fahrzeug im verregneten Qualifying ins Erdreich versank - insbesondere während der ersten Session zeigte sich, welche Gefahr gerade auf dem Norisring mit seinen unterschiedlichen Straßenbelägen und zahlreichen Bodenwellen vom Regen ausgehen kann: "Es ist unheimlich schwierig, wenn es auf dem Norisring regnet. Wenn der Regen immer wieder beginnt und wieder aufhört, ist es schwer zu wissen, wie hart man wo pushen kann - und zuweilen auch sehr gefährlich. Es gab einiges Aquaplaning", stellte Gary Paffett fest.

Auch Timo Scheider hatte Bedenken: "Am Anfang stand so viel Wasser auf der Strecke, dass es schon auf der Start-Ziel-Geraden zu Aquaplaning kam. Das war echt grenzwertig." Dass unter diesen Bedingungen nach einigen harmlosen Drehern und Verbremsern ein eingedrücktes Heck an Alexandre Prémats Audi A4 noch zu den größten Schäden des Zeitfahrens zählte, darf als glücklicher Zufall gewertet werden. Zwar sagen die Meteorologen einen trockenen Rennnachmittag in Nürnberg voraus, doch sollte sich die Prognose nicht bewahrheiten, dürfte die Rennleitung über die Entscheidung zu einem vorbeugenden Safety-Car-Einsatz brüten...

Stuttgarter Regenfest

"Ich bin sehr enttäuscht. Wir wären schnell genug gewesen, aber es sind einige Fehler passiert", stellte Teamchef Hans-Jürgen Abt im Anschluss an das Qualifying fest. Auch Dr. Wolfgang Ullrich vermied es, von fehlender Performance der A4 DTM zu sprechen und suchte die Gründe in unglücklichen Zeitpunkten der fliegenden Runden sowie in einem falschen Reifendruck. Dennoch fällt es schwer zu glauben, dass Abt-Audi im Regen ohne die Fehler des Teams um die Pole Position hätte kämpfen können. Lediglich Timo Scheider gelang es während der zweiten Session, die Spitze um "nur" zwei Zehntelsekunden zu verfehlen - die Regel waren Rückstände der Audi-Neuwagen von mindestens einer halben Sekunde.

"Mehr war mit unserer Abstimmung nicht möglich, ich fuhr absolut am Limit. Wir waren für trockene Bedingungen gut vorbereitet. Im Regen müssen wir uns allerdings noch verbessern", gestand Mattias Ekström, den es auf Rang sieben immerhin noch besser traf als den Meisterschaftsführenden Martin Tomczyk. Mit einer regenfesten Performance bescherten sich die HWA-Mercedes nicht nur eine Dreifach-Pole - angesichts der Startplätze der Ingolstädter Konkurrenz sowie einem Meisterschaftsrückstand von nur 2,5 Punkten hat Bernd Schneider von Rang drei aus beste Chancen, die Tabellenführung an sich zu reißen.

Die Damen verschafften sich einen Befreiungsschlag, Foto: DTM
Die Damen verschafften sich einen Befreiungsschlag, Foto: DTM

Obwohl es sämtlichen Piloten an Regenerfahrungen in ihren aktuellen Fahrzeugen weit gehend mangelte, knüpfte die 2007er-C-Klasse so nahtlos an die Regenqualitäten ihrer Vorgänger an, dass sich auch ihre Piloten keine Blöße gaben. "Es war wirklich ein schwieriges Qualifying, ich hatte am Anfang keine Ahnung wie man hier im Regen fahren kann. Es war wirklich schwer; man muss zu 100% konzentriert sein - aber mein Auto war perfekt", durfte Pole-Inhaber Bruno Spengler zufrieden feststellen, der sich mit einem zweiten Norisring-Sieg den letzten Funken Hoffnung auf den Meisterschaftstitel erhalten will.

Regenfeste Damen

Nach zuletzt mäßigen Ergebnissen verschafften sich am heutigen Samstag gleich beide Damen einen Befreiungsschlag. Geschickt brannten sie gleich zu Beginn der ersten Session eine schnelle Runde auf den Asphalt, bevor sich die Himmelstore wieder allzu weit öffneten - und brachten es nach langem Warten wieder in die zweite Session. Mit Rang zwölf knüpfte Susie Stoddart an ihren Hockenheimer Startplatz an, während Vanina Ickx auf Rang 14 wie bereits vor neun Monaten im verregneten Barcelona-Qualifying auftrumpfte. "Die Bedingungen bei Regen liegen mir wohl gut", kommentierte Ickx, die so wohl auch morgen auf ein feuchtes Rennen hoffen dürfte, nachdem ihr Barcelona-Rennen nach der Verwicklung in eine Karambolage bei Trockenheit allzu schnell geendet hatte...