Auch wenn das Qualifying kein anderes Rennergebnis erwarten ließ, war der Katzenjammer bei den Audi-Verantwortlichen groß. Und das war durchaus verständlich. Denn so lange man das noch sagen konnte, schlugen sich sowohl die schweren Neuwagen als auch die leichten Jahres- und Gebrauchtwagen besser als erwartet. Doch je weiter das Rennen voranschritt, desto mehr verfestigte sich der Eindruck, als hätte es der Rennverlauf nicht gut mit den Audi-Piloten gemeint.

Timo Scheider war einer der wenigen Nutznießer des Chaosrennens bei Audi., Foto: Sutton
Timo Scheider war einer der wenigen Nutznießer des Chaosrennens bei Audi., Foto: Sutton

Das erste Ingolstädter Opfer war Markus Winkelhock, der von Mercedes-Pilot Lauda sehr unsanft aus dem Rennen befördert wurde. "Ausgangs der langsamen Kurven war er etwas schneller. Dann fuhr er mir innen leicht aufs Heck und fuhr innen durch, ließ mir eingangs Start und Ziel keine Chance und drückte mich in die Reifenstapel, wo sich mein Auto verfing. Das war eine unnötige Aktion von ihm", schilderte Winkelhock das Geschehen. Bestraft wurde Lauda dafür übrigens nicht.

In der folgenden Safety-Car-Phase kam es sofort zum nächsten Aufreger um einen Audi-Piloten. Matias Ekström fuhr bei roter Ampel in die Box und wurde gegen Ende des Rennens auf dem vierten Platz liegend von der Rennleitung zu einem weiteren Stopp beordert. Dies hatte Proteste der Audianer zu folge. Denn die Chancen auf Punkte waren hinüber. Doch letztlich gab Motorsportchef Ullrich zähneknirschend zu, dass der Fehler wohl beim Team gelegen haben muss, da es Probleme mit dem Funkverkehr gab.

Dennoch fühlte man sich bei Audi durch die Safety-Car-Phase verschaukelt, wie Phoenix-Teamchef Moser klipp und klar deutlich machte: "Das war doch chaotisch, dieses Rennen. Wie das Safety-Car rausging, wie die Boxen auf- und zu gemacht wurden, das war meiner Meinung nach falsch. Wir haben die Autos immer im richtigen Moment reingeholt, reglementgerecht. Aber sie wurden dann zum Teil im falschen wieder herausgelassen, manche wurden angehalten, manche durften sich im Feld wieder einreihen… Es war ein Chaos - und wir waren die Leidtragenden."

Wer allerdings wie sehr verschaukelt wurde, lässt sich bei diesem Rennen im Nachhinein nur sehr schwer sagen. Wahrscheinlich fühlten sich heute alle ein bisschen verschaukelt, sogar Timo Scheider, der als Fünfter bester Audi-Pilot war, erging es so: "Ich habe das Rennen nicht mehr durchblickt. Zwischenzeitlich war ich erbost, dass ich nicht zum Stopp kommen durfte. Dann durfte ich kommen, aber mir war unklar, warum das so war. Danach wähnte ich mich auf einem hoffnungslosen Platz und wurde am Ende doch Fünfter. Chaos pur", fasste er ganz richtig zusammen

Doch man durfte das Audi-Leid an diesem Tag nicht nur auf den abstrusen Rennverlauf schieben. Denn neben Winkelhocks Begegnung mit Lauda krachte es noch zwei weitere Male zwischen Audi und Mercedes - und immer war das Ergebnis dasselbe: Mercedes drin, Audi draußen. So geschehen bei der Begegnung zwischen Gary Paffett und Alex Prémat, als auch zwischen Jamie Green und Adam Carroll. Während jedoch Prémat nicht so ganz wusste, ob nun er oder Paffett die Schuld an dem Unfall trug, wusste Carroll ganz genau, wo der schwarze Peter zu finden war: "Jamie hat mein Rennen ruiniert, der braucht wohl eine Brille - oder er sollte wenigstens zugeben, wenn er Mist baut."

Mist gebaut haben allerdings auch einige Audi-Piloten ganz ohne Fremdverschulden. Ganz vorne mit dabei war dieses Mal ausgerechnet der Held von Oschersleben Mike Rockenfeller: "Ich habe einen Riesenfehler gemacht, schon vor dem Start, in der Einführungsrunde, da habe ich mich in der letzten Kurve gedreht, das ist mir noch nie passiert. Das war dumm", gestand Rockenfeller nachher. So werden bei Audi letztlich alle froh sein, dass das Wochenende in der Lausitz vorbei ist. Die Aussichten in Brands Hatch sehen für die Ingolstädter auch wieder rosiger aus. Denn zumindest bei den neuen Audis purzeln die Pfunde, während die C-Klassen von Mercedes allesamt schwerer werden...