Noch im vergangenen Jahr hatte die samstägliche Generalprobe für Audi teils besser funktioniert als das folgende Rennen - schon in Hockenheim schien sich das Bild umzukehren. Dass auf die Mercedes-Pole der Audi-Sieg im Rennen folgt, bleibt aus Sicht der Ingolstädter auch diesmal nur zu hoffen. Wie schon vor zwei Wochen beherrschte mit Timo Scheider zwar ein Audi-Pilot die ersten beiden Sessions des Qualifyings, doch auch diesmal erntete ein Mercedes die Lorbeeren.

Dabei hatte schon der dritte Test am Vormittag bei Audi die Zuversicht etwas gedämpft: Bei der Abstimmungsarbeit fürs Zeitfahren hatte HWA-Pilot Jamie Green die Bestzeit eingefahren und so Timo Scheider im schnellsten Abt-Audi um mehr als zwei Zehntelsekunden distanziert - ein Abstand, der auch zum Ende des Qualifyings auftauchte. Befreit von jeglicher Geheimniskrämerei scheiterte mit Mattias Ekström auch der mit Platz vier bestplatzierte Neuwagenfahrer um rund zwei Zehntelsekunden an Häkkinens Bestzeit.

Dass die schnellste Zeit eines Audi-Neuwagens von 1:22.551 Minuten, erzielt von Scheider in der zweiten Session, nur um eine Zehntelsekunde langsamer war als die Pole-Zeit, kann die Ingolstädter zwar etwas beruhigen - doch die Startplätze sechs und sieben für Scheider und Tomczyk erfordern morgen eine taktische Glanzleistung. "Man muss sich die knappen Abstände anschauen und in Betracht ziehen, was wir in der DTM mit dem Gewichtsausgleich erreichen wollten", entschuldigt Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich die Ergebnisse der Neuwagen.

Positiver das Bild bei den A4 DTM älterer Baujahre: Bereiteten sie in Hockenheim noch Sorgen, so liefen die 2006er-Audi in Oschersleben, wo sie sich schon zu Neuwagenzeiten konkurrenzfähig präsentierten, zur Hochform auf. Noch mehr als Christian Abt, der im Phoenix-Audi einen guten neunten Platz einfuhr, wusste Mike Rockenfeller zu überzeugen. Anders als Teamkollege Lucas Luhr, der auch diesmal in der ersten Qualifying-Session scheiterte, offenbarte der 23-Jährige in seinem um sieben Kilogramm erleichterten Jahreswagen eine beachtliche Steigerung - die ihn mit Platz zwei zur Audi-internen Vorherrschaft führte:

Frank Biela & Vanina Ickx - im Qualifying nah beieinander, Foto: DTM
Frank Biela & Vanina Ickx - im Qualifying nah beieinander, Foto: DTM

"Rocky war sensationell! Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Dass wir mit beiden Autos unter die ersten Acht hätten fahren können, wusste ich. Aber in die erste Startreihe? Unglaublich!", konnte Rosberg-Teamchef Arno Zensen sein Glück kaum fassen, während Hans-Jürgen Abts Schützlinge mit den Schicksal haderten. Kann sich Ekström den vierten Startplatz angesichts eines gut ausbalancierten Autos nicht erklären, so stellte sich Scheider aus seiner Sicht selbst ein Bein: "In meiner letzten Runde kam ich bei Start und Ziel über den Randstein hinaus und habe zweieinhalb Zehntel verloren. Sonst hätte es vielleicht zur ersten Reihe gereicht..."

Dass der vierte Abt-Audi-Vertreter, Frank Biela, nach einem leiderfüllten Testfreitag auch heute nicht bis an die Spitze vorstieß, überraschte kaum - der Ausritt der Kristensen-Vertretung ins Kiesbett tat dabei nichts mehr zur Sache. Dass jedoch ausgerechnet Tom Kristensens nun von Mike Rockenfeller pilotiertes Pole-Fahrzeug von 2006 auch morgen der erste Audi in der Startaufstellung sein wird, erscheint wie ein Vermächtnis des Oschersleben-Spezialisten. Die Performance seines früheren Dienstwagen wird der Däne auch am Sonntag mit Interesse am TV verfolgen...