Von einem Debüt zum anderen: Nach Barcelona fuhr die DTM erstmals in Le Mans. Der Kurs ist eine sehr selektive, schwierige Strecke, die keinen Fehler verzeiht. Für das nächste Jahr sollte jedoch das Abkürzungsverhalten in der Schikane überdacht werden. Es ist schließlich nicht der Sinn der Sache, dass alle in der Schikane geradeaus fahren.

Seit Le Mans ist auch der Titelkampf entschieden. Bei so vielen Punkten Vorsprung war das allerdings abzusehen. Bernd Schneider hat eine tolle Saison hinter sich. Er hat in jedem Rennen gepunktet und seine Stärken immer ausgespielt. Er hat den Titel verdient. Bernd hatte immer ein Auto, mit dem er attackieren konnte und das gut für das Rennen abgestimmt war. So konnte er im Rennen über die Distanz am Limit fahren. Diese Fähigkeit hatte er schon früher, er hat sein Auto immer perfekt auf den Punkt abstimmen können.

Auch in Le Mans war seine Rennperformance klasse. Immerhin war er vom Startchaos am meisten betroffen. In dieser Situation hatte er auch das notwendige Glück, denn das hätte leicht ins Auge gehen können. Die betroffenen Fahrer sollten eigentlich wissen, dass man in der ersten Kurve kein Rennen gewinnen kann. Vielleicht war diese Kollision von Mattias Ekström ein kleines Spiegelbild seiner gesamten Saison, in der er doch etwas glücklos agierte und nicht so stark war wie in den Vorjahren. Nur in Barcelona sahen wir den Ekström, den wir aus seinem Meisterschaftsjahr kannten.

Der Glücklose Tom

Nach zwei Rennwochenenden ohne Podiumsbesuch fuhr Bruno Spengler ein starkes Rennen. Schon in Barcelona hat er eine gute Aufholjagd gezeigt, mit seinem dritten Saisonsieg krönte er sich jetzt zum bislang erfolgreichsten DTM-Piloten; zumindest was die Anzahl der Siege betrifft. Den Titel des Aufsteigers des Jahres hat er ohnehin inne. Diese Kategorie muss man allerdings zweiteilen, einmal für die Wagen der 2006er Generation und einmal für die Vorjahreswagen. Dort hat sich Alex Margaritis den Titel des Aufsteigers des Jahres verdient. Er stellte seinen erfahrenen Teamkollegen Jean Alesi fast immer in den Schatten; so auch in Le Mans.

Nicht vergessen dürfen wir Tom Kristensen, der nicht nur bis zum vorletzten Titelchancen hatte, sondern bis Brands Hatch sogar wie der sichere Titelanwärter aussah. Tom fuhr eine konstante und starke Saison, war aber in den entscheidenden Momenten nicht vom Glück verfolgt. In Brands Hatch lag er klar auf Siegkurs, als er durch einen technischen Defekt ausfiel und damit eine Wende im Titelkampf einleitete. Bis dahin hatte er wie der große Meisterschaftsfavorit ausgesehen - aber dann hat der Ausfall alles gedreht. Das war sehr schade für Tom, denn er war in dieser Saison ein ebenbürtiger Gegner für Bernd Schneider.

Gigantische Leistungsdichte

Eines war in dieser Saison besonders bemerkenswert: Die Leistungsdichte der vier aktuellen Werksautos von Mercedes war gigantisch. In Le Mans waren wieder alle vier Fahrer super unterwegs. Bruno Spengler gewann vor Mika Häkkinen, Bernd Schneider kämpfte sich nach seinem ebenso unfreiwilligen wie unverschuldeten Ausflug auf Platz 16 bravourös nach vorne und Jamie Green wurde nur von einer Strafe an einem Podestplatz gehindert.

Mercedes lieferte über das gesamte Jahr hinweg die bessere Performance und eine geschlossene Mannschaftsleistung ab - das wird man sicher auch bei Audi registriert haben. Denn eine solche geballte Leistungsdichte gab es bei den vier Audi-Werksfahrern nicht. Zwar haben drei der vier Audi-Fahrer mindestens ein Rennen gewonnen, doch es stand höchstens noch ein weiterer Audi-Pilot mit auf dem Treppchen. Bei Mercedes haben mit Spengler und Schneider nur zwei Fahrer Rennen siegreich beendet, dafür fanden sich des Öfteren gleich drei bis vier Mercedes-Fahrer auf den Spitzenplätzen ein.

Etwas unbefriedigend ist diese Situation für Mika Häkkinen und Jamie Green. Mika hätte sicherlich gerne ein Rennen gewonnen und auch Jamie wäre gerne für eine seiner vier Pole Positions belohnt worden, immerhin hat er die meisten Poles der gesamten Saison eingefahren. Aber noch gibt es ja das Finale in Hockenheim, wo alle ohne den Druck des Titelkampfes befreit auffahren können. Das sollte einen schönen Abschluss geben.