Timo, wie ist es nach einer kleinen Pause in die DTM zurückzukommen? Hat sich etwas verändert?

Timo Scheider: Ich dachte eigentlich, dass die Familie fast gleich geblieben ist. Aber vorgestern hat mir jemand gesagt, dass ich einer von nur drei Fahrern bin, der aus dem Jahr 2000 noch übrig geblieben ist. Die anderen beiden sind Bernd Schneider und Christian Abt. Bewusst ist mir das nicht aufgefallen, aber es ist interessant zu wissen. Ich hatte immer den Wunsch mit Audi zusammenzuarbeiten, da von außen alles so professionell und harmonisch aussah und genau das bekomme ich gerade bestätigt. Wenn ich sehe, wie analytisch hier gearbeitet wird, muss das zwangsläufig irgendwann zum Erfolg führen.

Was kann man mit einem Jahreswagen erreichen?

Timo Scheider: Das ist eine schwierige Frage. Zum einen hängt es von der Strecke ab. Zum anderen kann man aber bestimmt einige Highlights setzen. Das Ziel sollte es sein, immer in die Punkteränge zu gelangen. Das ist sicherlich schwierig genug, aber hin und wieder wäre ein Highlight unter den Top-5 nicht schlecht. Ich möchte die 06er Autos schon etwas ärgern. Allerdings weiß ich noch nicht, wann das der Fall sein wird.

Kann man den Abstand zwischen den 05er und 06er Autos irgendwie in Zehnteln ausdrücken? Oder liegt der Unterschied mehr in der Fahrbarkeit?

Timo Scheider: Das 06er Auto soll leichter zu fahren sein. Aber ich kenne ja nur das 05er Auto. Wenn wir den Unterschied in Zeiten ausdrücken möchten, dann sehe ich streckenabhängig drei bis fünfeinhalb Zehntel. Das sollte der realistische Abstand sein. Somit wird es nicht einfach, den Abstand zu verkürzen. Es sei denn, ein Audi gewinnt und die 06er Autos erhalten etwas mehr Gewicht. Für uns wäre das wünschenswert, für die Neuwagenfahrer vielleicht weniger. Andererseits: Wenn sie Gewicht erhalten, haben sie vorher auch gewonnen, was wiederum wünschenswert für Audi ist.

Wie groß ist die Gefahr, dass der Abstand im Laufe des Jahres größer wird?

Timo Scheider: Die Entwicklung der 06er Autos geht natürlich weiter. Bei uns stagniert sie hingegen reglementbedingt. Trotzdem werden auch wir hier und da Nuancen verbessern können. Wie viel Zeitvorteil das bringen wird, ist schwierig zu sagen. Schließlich soll nicht viel Geld in die Entwicklung gesteckt werden, um die DTM nicht unnötig teuer zu gestalten.

Wie ist die Qualität der DTM im Vergleich zu anderen Serien wie der A1GP?

Timo Scheider: Vom fahrerischen Potenzial ist das DTM-Fahrerfeld deutlich höher als in der A1 Serie. Dort fuhren 10 bis 15 Fahrer, die ein gutes Potenzial hatten und es war sehr vom Team abhängig, ob es gut oder schlecht lief. Es war auf jeden Fall deutlich schwieriger in einem A1-Auto eine gute Performance zu zeigen. Beim Setup konnten wir einige Möglichkeiten bis zum letzten Rennen nicht aussortieren. In Laguna Seca sind wir mit einer zu späten Erkenntnis einmal auf das Podium gefahren. Aber es gab Teams mit zwei oder drei Autos, die dadurch den Vorteil hatten mehr Setup-Varianten im Training zu testen. Ich bin froh in der DTM dabei zu sein. Das Potenzial der Fahrer ist sehr hoch und man kämpft gegen gestandene Namen. Umso schöner ist es, wenn man diese schlagen kann. Jetzt gilt es meine offene Rechnung mit der DTM zu begleichen und mindestens ein Rennen zu gewinnen.

Deine offene Rechnung ist also eher mit der DTM als mit der Formelkarriere?

Timo Scheider: Beides. Der Formel 1 Traum ist immer noch vorhanden. Da schwebt noch etwas im Raum, was vielleicht noch zum Tragen kommen könnte. Ich bin natürlich realistisch und weiß wie die Politik im Hintergrund gestrickt ist. Aber den Traum gebe ich nicht auf: Ich möchte zumindest irgendwann einmal ein F1-Auto testen.