Nur Dritter - aber trotzdem der heimliche Sieger: Auch wenn er nach dem zweiten DTM-Lauf der Saison neun Punkte Rückstand auf seinen Markenkollegen Bernd Schneider hat, bewies Mika Häkkinen auf dem Eurospeedway Lausitz, dass seine Meisterschafts-Ambitionen durchaus begründet sind. In seinem zweiten DTM-Jahr hat der Finne jetzt auch die Erfahrung mit Strecken und Auto, um sich jene kleinen Vorteile zu sichern, die am Ende entscheidend sein können.

So konnte Häkkinen auch dem Lausitz-Wochenende durchaus Positives abgewinnen, obwohl aus dem angepeilten Sieg - ohne seine Schuld - doch nichts wurde. "Aber ich habe gesehen, dass ich absolut den Speed habe, um zu gewinnen. Ein paar Veränderungen, die wir seit dem Auftakt in Hockenheim vorgenommen haben, geben mir noch mehr Vertrauen in das Auto, noch mehr Sicherheit. Und das macht sich schon bemerkbar."

Bittere zweieinhalb Sekunden

Der Formel-1-Weltmeister von 1998 und 99 gab aber zu, dass die Niederlage trotzdem wehtat: "Es ist halt bitter, wenn du so hart um jedes Zehntel kämpfst, dir mit höchstem Einsatz einen kleinen Vorsprung herausarbeitest - und dann durch etwas verlierst, was absolut nicht unter deiner Kontrolle ist" - in diesem Fall der 2,5 Sekunden zu lange Boxenstopp wegen einer klemmenden Radmutter.

"Ich habe im ersten Turn bis zum letzten gekämpft, um mir ein bisschen Vorsprung herauszufahren, dann hing ich nach dem Stopp hinter Pierre Kaffer fest und habe etwas Zeit verloren, konnte meine Out-Lap mit den neuen Reifen auch gar nicht richtig nutzen. Außerdem haben die Reifen durch das Hinterherfahren hinter dem Audi über ein paar Runden ziemlich gelitten, ich bin da ja viel rumgerutscht. Deshalb war es sehr schwierig, als dann Mathias Ekström nach seinem ersten Stopp direkt hinter mir aus der Box kam. Ich habe wirklich Angst gehabt, dass er mich mit seinen neuen Reifen erwischt, er war ja zumindest für kurze Zeit deutlich schneller. Aber zum Glück konnte ich ihn halten - und ich muss auch betonen, dass er sehr fair war. Er hat es schon probiert, aber nie wirklich über dem Limit. Wenn er gewollt hätte, hätte er da auch ein ganz anderes Manöver starten können..."

Nach zwei oder drei "Zitterrunden" konnte sich Häkkinen dann ganz langsam wieder absetzen, "Zehntelsekunden weise zwar nur, mit vollster Konzentration - aber normalerweise hätte das wohl schon gereicht." Doch dann kam eben der verflixte Boxenstopp, "der ja nicht einmal völlig verkorkst war. Es ging ja nicht um eine Ewigkeit, sondern um weniger als drei Sekunden. Aber da sieht man eben, wie hoch der Standard in der DTM ist, wenn so eine Kleinigkeit schon solche Auswirkungen hat."

Das Image des Mercedes-Fahrers

Kaum hatte Mika diesen Schock verdaut, kam die nächste unliebsame Überraschung in Form des Angriffs seines Teamkollegen Jamie Green: "Er hat mich überrascht, dass er da innen rein gestochen ist und mich dabei heftig ins Gras gedrängt", sagte Häkkinen, "ich habe mich schon ein wenig geärgert, weil ich so etwas von einem Teamkollegen nicht erwartet hätte. Ich war zwar sauer - aber ich habe mich nicht über Funk beschwert. Ich bin lange genug im Rennsport, um zu wissen, dass so was mal passiert."

Die Entscheidung, Green zum Schluss dann zum Platztausch mit Häkkinen aufzufordern, kam also allein von Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Wobei Mika sie schon unterstützte, nicht nur, weil er so zu einem Punkt mehr und zum Podestplatz kam. "Wir haben doch als Mercedes-Team auch nach außen ein Image zu vertreten. Und da passen solche Aktionen unter Teamkollegen einfach nicht dazu. Sicher, Jamie ist noch jung und er war bestimmt auch besonders 'heiß', weil er ja aus der Pole gestartet und dann wieder gleich zurückgefallen ist. Das kann ich alles gut nachvollziehen, ich bin ja auch ein Racer, und ich will auch aus der ganzen Sache kein großes Drama machen. Aber ich finde es gut, wenn da gleich am Anfang Grenzen gesetzt werden. Wir wollen doch fairen Sport. Auch mir machen harte Rad- an Rad-Kämpfe riesigen Spaß, aber man muss eben wissen, bis wohin man gehen kann."

In Oschersleben in drei Wochen will Häkkinen jetzt den knapp verpassten Sieg nachholen: "Oder zumindest den Punkterückstand verringern. Wir müssen mal sehen, wie sich der jetzt noch etwas größere Gewichtsunterschied zu den Audis dort bemerkbar macht."