Das morgige Rennen auf dem Hockenheimring verspricht nicht nur die Entscheidung im Titelkampf; angesichts der Startaufstellungen und möglicherweise erneut wechselnden Streckenbedingungen steht auch einem packenden Rennen nichts im Wege. Machen Sie sich mit möglichen Szenarien vertraut...

Das erste Szenario

Verhindert dieser Mann das größte Desaster aller Zeiten?, Foto: Sutton
Verhindert dieser Mann das größte Desaster aller Zeiten?, Foto: Sutton

"Gary Paffett ist trotz seiner im Vergleich zu Mattias Ekström guten Startposition nervös: Es gilt, wie er im Vorfeld ankündigte, das 'größte Desaster aller Zeiten', sprich: das Verspielen des gewaltigen Meisterschaftsvorsprungs und den Ekström-Titel, zu verhindern. Mit einigem Nervenflattern macht sich der Brite auf den Weg zum Titel. Zwar ist es Mattias Ekström, der wie schon in Istanbul beim Boxenstopp den Motor abwürgt, doch auch Paffett unterlaufen einige Flüchtigkeitslehrer: Auf einen Frühstart folgen eine versehentliche Berührung mit Pierre Kaffer sowie das Übertreten der weißen Linie am Boxenausgang - und dennoch reicht es angesichts der Überlegenheit der Mercedes C-Klasse wie schon beim Saisonauftakt zumindest zu einem dritten Platz hinter Bernd Schneider und Jamie Green. Der Titel ist gesichert."

Dass Gary Paffett morgen als verdienter DTM-Meister gefeiert werden darf, darf wohl als mehr als nur wahrscheinlich eingestuft werden. Auch ein Podestplatz sollte für den Briten im Bereich des Möglichen liegen - ebenso wie der Sieg einer seiner Teamkollegen: Während am Speed Jamie Greens sowie seiner C-Klasse kein Zweifel besteht, dafür jedoch bei den Startqualitäten des DTM-Debütanten weiterhin ein Fragezeichen zu setzen ist, könnte es Bernd Schneider sein, der sich wie bereits im vergangenen Jahr mit einem Hockenheim-Sieg für ein vergleichsweise enttäuschendes Saisonergebnis entschädigt. Kommt es zu einem Regenrennen, so ist Bernd Schneider angesichts seiner Regenqualitäten klarer Favorit für den Sieg; auch bei trockenen Bedingungen stehen seine Chancen gut, sollte die Mercedes-Strategie die gewohnte Güte erreichen.

Das zweite Szenario

Entscheidet dieser Mann über den Ausgang der Meisterschaft?, Foto: Sutton
Entscheidet dieser Mann über den Ausgang der Meisterschaft?, Foto: Sutton

"Nach einem engagierten, aber angesichts eines schwächelnden Ferrari-Dienstwagens wenig erfolgreichen Formel-1-Jahr 2005 überkommt Michael Schumacher der Frust - er entschließt sich zur Rückkehr in einen DTM-Mercedes und will schon beim Finalrennen in Hockenheim erste Erfahrungen für die nächste Saison sammeln. Beim ersten Auftritt unterläuft ihm allerdings ein folgenschweres Missgeschick: Der verständlicherweise noch nicht mit der C-Klasse vertraute Formel-1-Rekordmeister schießt wie schon 1990, als es BMW-Pilot Johnny Cecotto traf, begünstigt durch eine regennasse Fahrbahn versehentlich den Konkurrenten des Audi-Titelanwärters ab - der diesmal Gary Paffett heißt. Fassungslos über diese interne Panne zeigt sich die Mercedes-Mannschaft vollkommen irritiert; die Boxenstopps misslingen reihenweise, die Taktik ist katastrophal. Schließlich gewinnt Mattias Ekström - und kann seinen Titel verteidigen."

Die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios? Obgleich sie gegen Null tendiert - ein ähnliches Chaos bräuchte es wohl, um Mattias Ekström noch zu seinem zweiten DTM-Titel zu verhelfen. Während Ekström sich morgen über einen Punkterang glücklich schätzen darf, lasten die Siegeshoffnungen auf Tom Kristensen. Während die Wahrscheinlichkeit, dass der Däne diesen Erwartungen bei nasser Fahrbahn angesichts der Regenqualitäten der Mercedes C-Klasse gerecht werden kann, begrenzt sind, hätte der siebenfache Le-Mans-Sieger im Trockenen durchaus Chancen auf seinen zweiten DTM-Sieg nach Oschersleben 2004: Die Übernahme der Führung am Start sollte angesichts der teilweise wenig temperantvollen Starts des Pole-Setters Jamie Green im Bereich des Möglichen liegen, anschließend bedürfte es des tapferen Abwehrens der Überholversuche der Mercedes-Konkurrenz, die sich auch im Trockenen stark präsentieren dürfte. Auch bei der Taktik müssten sich die Ingolstädter keine Blöße geben, um als Überraschungssieger aus dem Hockenheim-Rennen hervorzugehen.

Verhilft dieser Mann Opel zum Abschiedssieg?, Foto: Sutton
Verhilft dieser Mann Opel zum Abschiedssieg?, Foto: Sutton

Das dritte Szenario

"Das Unvermeidliche geschieht: Während Pole-Inhaber Jamie Green der Start vollkommen misslingt, gelingt Titelanwärter Mattias Ekström ein Raketenstart. Bereits in der Parabolika liegen sie dicht beieinander - bevor sie in der Haarnadelkurve kollidieren und eine Massenkarambolage auslösen. Während sich Norbert Haug ('Das war astrein') und Dr. Wolfgang Ullrich ('Der Green wollte den Eki abschießen') noch erbitterte Wortgefechte liefern und der ebenfalls infolge der Kollision ausgeschiedene Gary Paffett lange vor Rennende als Meister feststeht, setzen sich die glücklicherweise nicht in die Kollision verwickelten Opel-Piloten gegen die wenigen verbliebenen Konkurrenten durch und überstehenden sogar eine weitere misslungene Boxenstoppstrategie unbeschadet. Sie fahren zum Abschied einen souveränen Sieg ein."

Obgleich es für einen Opel-Sieg gewiss nicht eines Massencrashs bedürfte - die Wahrscheinlichkeit eines Sieges der darf als eher gering gelten. Stattdessen haben die Rüsselsheimer einen Podestplatz im Visier; ein Vorhaben, das unter Umständen durchaus realisierbar erscheint: Bei ähnlichen Streckenbedingungen wie beim Qualifying hat man mit Heinz-Harald Frentzen auf Startplatz vier einen Regenspezialisten in den eigenen Reihen, der, sollte es nicht so nass sein wie in Istanbul, den Mercedes durchaus Paroli bieten könnte. Auch bei trockenen Streckenbedingungen dürfte sich die Konkurrenzfähigkeit des Opel Vectra GTS V8 deutlich von der unterscheiden, wie man sie beim Saisonauftakt an den Tag legte. Neben einem Quäntchen Glück wäre allerdings, unabhängig vom Wetter, eine taktische Leistung vonnöten, die der bei Mercedes mindestens ebenbürtig ist.