Motorsport-Magazin.com: David, wie fällt deine Bilanz zur bisherigen Saison in der DTM aus?
David Schumacher:Schwierig. Das Starterfeld ist extrem stark dieses Jahr mit knapp 30 Piloten und sehr vielen Werksfahrern. Von daher ist es nicht einfach. Am Anfang habe ich mir sehr schwergetan. Mittlerweile geht es ziemlich gut, auch im Vergleich zu meinen Teamkollegen. Das letzte Zehntel wird noch ein bisschen dauern, aber ich denke, das bekomme ich hin. Ich hatte Pech mit den sechs Ausfällen in zwölf Rennen. Fünfmal in Folge, was dir natürlich viel Fahrzeit wegnimmt, was wiederrum nicht hilft.

Hast du erwartet, dass es so schwierig wird mit dem dir zuvor unbekannten GT3-Auto?
Man muss sagen, dass es nach den ersten zwei Testtagen nicht schlecht aussah. Am ersten Testtag hat eine halbe Sekunde gefehlt auf die Referenzzeit. Da habe ich mich gewundert, dass es doch so schnell geht, aber die letzten paar Zehntel mit dem Auto sind sehr schwer zu finden.

Du hast bislang keinen Meisterschaftspunkt erzielt. Wie sehr fuchst dich das?
Schon sehr. Wir waren in paar Mal nahe dran, das ist echt schade. Ein paar Mal hatten wir Pech, ich habe es auch mal verbockt. Die Quali-Pace ist mittlerweile sehr gut. Aber da passiert mir ab und zu ein Ausrutscher oder man macht einen Fehler oder man kommt in den Verkehr, was bei 30 Autos immer passieren kann. Aber soweit ist alles gut, muss ich sagen.

David Schumacher hat eine bisher schwierige Saison hinter sich, Foto: LAT Images
David Schumacher hat eine bisher schwierige Saison hinter sich, Foto: LAT Images

Wo hast du bei der Performance noch Luft nach oben?
Überall einen Tick. Es sind immer ein oder zwei Hundertstel pro Kurve, und die zu finden, ist ziemlich schwierig. Meistens ist es mit der Bremse und dem ABS schwer, eine Konstanz zu haben, da das ABS auch mal variiert - je nachdem wie man die Kurve anfährt. Das kannte ich im Formelsport nicht. Da habe ich mir leichter getan, aber ich denke, das kommt mit der Erfahrung.

Die meisten Teams konnten abseits der Rennwochenenden nicht vernünftig testen, weil es keine neuen Reifen gab. Wie sehr hat dich das als Rookie zurückgeworfen?
Das ist ein riesengroßer Nachteil und hat weh getan. Wir hatten ein paar Tests geplant, die wir deswegen nicht machen konnten. Und man darf nicht vergessen, dass viele Werksfahrer in mehreren GT3-Serien fahren. Ich fahre dieses Jahr nur die DTM, was GT3-Autos angeht. Das ist ein Riesenunterschied. Mein Teamkollege Lucas hat etwa die dreifache Fahrzeit im Vergleich zu mir.

Wärst du rückblickend dieses Jahr gerne mehr GT3-Rennen gefahren?
Auf jeden Fall. Ich denke, vielleicht wäre mal die GT World Challenge eine gute Option gewesen oder auch das ADAC GT Masters - nicht zuletzt wegen der Rennstrecken in Deutschland. Ich denke rückblickend schon, dass es Sinn gemacht hätte, wenn ich in einer weiteren Rennserie gefahren wäre. Da haben wir Anfang des Jahres oder auch letztes Jahr nicht dran gedacht, um ehrlich zu sein.

Profitierst du vom Datenaustausch mit deinen im GT-Sport erfahrenen Teamkollegen Maximilian Götz und Lucas Auer?
Am Anfang hat es mir viel geholfen, einen großen Schritt nach vorne zu machen. Mittlerweile sind die Unterschiede aber so klein, dass es schwierig ist, da was herauszufiltern. Zwei Hundertstel auf den Geraden - selbst wenn man heranzoomt, kann man es kaum erkennen. Natürlich hilft es, dass ich zwei erfahrene Teamkollegen habe. Aber dass ich allein durch die Daten noch zwei Zehntelsekunden finde, wäre sehr schwierig.

Einfach gefragt: Warum sind Götz und Auer schneller als du?
Erfahrung ist ein wichtiger Punkt. Ich denke, dass im ganzen Fahrerfeld kein wirklich großer Unterschied ist und dass alle auf einem ziemlich ähnlichen Level fahren. Denen spielt aber die Erfahrung in die Karten.

David Schumacher glaubt, dass er im Winward-Mercedes noch die letzten Zehntel finden wird, Foto: DTM
David Schumacher glaubt, dass er im Winward-Mercedes noch die letzten Zehntel finden wird, Foto: DTM

Du bist zwischenzeitlich wieder Rennen in der FIA Formel 3 gefahren. Hat dir das mit Blick auf die DTM geholfen?
Im Hinblick auf die DTM hat das nicht geholfen. Die Autos kann man nicht vergleichen. Das Einzige, was geholfen hat, war, dass die Formel-3-Autos je nach Strecke auf eine Runde zwischen 15 und 20 Sekunden schneller sind. Wenn du danach wieder in ein GT3-Auto einsteigst, fühlt sich das Ganze langsamer an. Das kann man sich grob vorstellen wie in einem Slow-Motion-Modus, der weniger Stress erzeugt. Deshalb bin ich im Formelsport vor einem Wochenende immer gerne ein, zwei Tage Kart gefahren. Dort herrscht ein ganz anderer Stressfaktor, auch, weil die Strecken viel enger sind.

Rund um das Nürburgring-Wochenende wurdest du öffentlich von Rene Rast und Clemens Schmid kritisiert. Wie gehst du rückblickend damit um?
Das war das erste Mal, das ich etwas abbekommen habe. Das kannte ich bislang nicht und es hat mich ein bisschen amüsiert, um ehrlich zu sein. Ich habe aber auch gerne zurückgestichelt. Das gehört dazu und ist im Motorsport doch gut für die Show.

Dein Vater Ralf sagte uns zuletzt in einem ausführlichen Interview, dass du im GT3-Auto "teilweise nicht so schnell Fortschritte gemacht hast, wie es sein müsste". Kannst du das bestätigen?
Ich hatte es mir leichter vorgestellt, diesen letzten kleinen Schritt hinzubekommen. Aber es dauert doch länger als ich erwartet hatte. Ich habe gedacht, dass ich es direkt hinbekommen würde, wenn ich ein paar Rennen fahre und zudem testen kann. Und dass es leichter sein würde, in eine langsamere Kategorie einzusteigen, wenn du aus dem Formelsport kommst. Das habe ich unterschätzt. Es ist komplizierter und die letzte Zehntelsekunde zu finden, ist echt eine Qual.

Eine Zehntelsekunde im Qualifying schneller oder langsamer zu sein, kann in der engen DTM direkt viele Startplätze ausmachen...
Ja, auf jeden Fall. Und wenn man nach dem Qualifying hinten steht, ist es eigentlich schon vorbei. Es ist kein Geheimnis, das es hinten im Feld viel zu aggressiv zugeht. Da hält jeder einfach rein. Ich habe das auch mal probiert. Man hat ja auch das Gefühl, wenn man so weit hinten steht, dass man es entweder versuchen muss oder ansonsten gleich bleiben lässt. Wenn ich aber um die Top-10 fahre, dann überlege ich mir genau, mit Ach und Krach reinzuhalten oder abzuwarten und erst mal zu schauen.

GT- oder Formelsport: Wo siehst du deine Zukunft?
Ich bin immer noch mit Herzblut im Formelsport - ich liebe ihn. Ob es eine weitere GT3-Saison wird oder die Formel 2, das wird sich im Laufe des Jahres oder Anfang nächsten Jahres klären. Es kommt auch darauf an, wie es mit Sponsoren und Angeboten aussieht.