Ein altbekanntes Gesicht in der DTM, am Mikrofon aber ein neues: Mike Rockenfeller soll in der Saison 2022 als TV-Experte zum ran-Team stoßen und bei ProSieben, der neuen Fernseh-Heimat der DTM, seinen fachlichen Input geben. Das hat Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Quellen erfahren. Rockenfeller selbst wollte sich auf Nachfrage nicht zum möglichen TV-Coup äußern.

Die Bestätigung erfolgte am Rande der offiziellen DTM-Testfahrten in Hockenheim (05./06. April) durch ProSieben. Bei einem Mediengespräch am Dienstag stellte der TV-Sender Rockenfeller als neuen Experten im ran-racing-Team vor.

"Ich freue mich extrem", sagte Rockenfeller. "Das ist natürlich ein ganz anderes Gefühl, wenn man nach so vielen Jahren nach Hockenheim ins Fahrerlager kommt und erstmals nicht aktiver Fahrer ist. Das wird eine riesige Herausforderung für mich, das darf man nicht unterschätzen. Ich denke, dass ich ein gutes Auge habe für das, was ich sehe und mich als Fahrer gut hineinversetzen kann. "

Die Rolle als DTM-Experte ist für Rockenfeller ein 'Teilzeit-Job', schließlich hat er seine aktive Karriere noch nicht beendet. Rocky: "Ich bin ja noch jung mit 38, in der Blütezeit meiner Karriere als Fahrer. Nach 15 Jahren DTM als Fahrer ist es schön, mal wieder andere Luft zu schnuppern. Mein Herz hängt sehr an der Langstrecke und an Prototypen. Ich fahre IMSA und werde vielleicht noch ein paar Sachen machen, auch in den USA. Eine perfekte Mischung."

Mike Rockenfeller mit Moderator Tobi Schimon und ran-CvD Alex Wölffing, Foto: Motorsport-Magazin.com
Mike Rockenfeller mit Moderator Tobi Schimon und ran-CvD Alex Wölffing, Foto: Motorsport-Magazin.com

DTM bei ProSieben mit Champions als Experten

Nach unseren Informationen sollen sich DTM-Urgestein Rockenfeller und der bisherige ran-Experte Timo Scheider am Mikro abwechseln. Die Verfügbarkeit der beiden DTM-Champions hängt vom jeweiligen Rennprogramm ab. Rockenfeller startet dieses Jahr bei Rennen der US-amerikanischen IMSA Serie, Scheiders Rennprogramm ist öffentlich noch nicht bekannt. Zuletzt fokussierte sich der zweimalige DTM-Meister auf die Rallycross-Weltmeisterschaft.

Beim DTM-Saisonauftakt Ende April in Portimao sind Rockenfeller (Co-Kommentator neben Eddie Mielke) und Scheider (als Experte mit Matthias Killing in der Boxengasse) zusammen für ProSieben vor Ort. Das Wochenende wird zu einem Kraftakt für den TV-Sender: Parallel startet am Samstag die Formel E in Monaco. Für ProSieben im Fürstentum im Einsatz sind Kommentator Tobi Schimon, Andrea Kaiser und der ehemalige Formel-E-Pilot Daniel Abt. Motorsport-Fans können einen langen Rennsport-Tag einplanen: ProSieben überträgt am DTM/Formel-E-Samstag von 12:30 bis 16:15 Uhr am Stück.

Neuer DTM-Experte bei ProSieben: Mike Rockenfeller, Foto: Motorsport-Magazin.com
Neuer DTM-Experte bei ProSieben: Mike Rockenfeller, Foto: Motorsport-Magazin.com

Rockenfeller folgt in seiner neuen TV-Rolle auf die bisherigen Experten Martin Tomczyk und Rene Rast. Tomczyk hat seine aktive Rennfahrer-Karriere an den Nagel gehängt und ist inzwischen als ITR-Manager für die DTM-Rahmenserie DTM Trophy zuständig. Rast kehrt nach einem einjährigen Intermezzo mit Audi in der Formel E in die DTM zurück und will seinen vierten Titelgewinn mit Abt Sportsline in Angriff nehmen.

Somit stehen Tomczyk und Rast dieses Jahr für ProSieben nicht zur Verfügung. Der Sender zeigt erstmals die DTM nach dem konzerninternen Wechsel von Sat.1, wo die Rennen seit 2018 live im Fernsehen übertragen wurden. An der Aufstellung des Stamm-Teams um Kommentator Eddie Mielke und die Reporter Andrea Kaiser sowie Matthias Killing ändert sich nichts.

DTM-Champions in Hockenheim: Mike Rockenfeller und Martin Tomczyk, Foto: Motorsport-Magazin.com
DTM-Champions in Hockenheim: Mike Rockenfeller und Martin Tomczyk, Foto: Motorsport-Magazin.com

Mike Rockenfeller: Ein Freund klarer Worte

Mit Rockenfeller hat sich ProSieben nicht nur einen absoluten DTM-Experten geangelt, sondern auch einen Fahrer, der gerne Klartext redet - genau das, was sich die Fans der Traditionsserie wünschen. So wie im vergangenen Jahr, als sich Rockenfeller nach 15 gemeinsamen Jahren von Audi verabschiedet hatte: "Ich habe gewisse sportliche Ziele und Ansichten, wie man miteinander umgeht. Und die sehe ich nicht mehr bei Audi. Ich brauche ein neues Umfeld. Dinge entwickeln sich und man bespricht sie, oder eben nicht."

Rockenfeller und Audi, das war eine jahrzehntelange Erfolgs-Story. 207 Mal (sechstmeiste Rennen aller DTM-Fahrer) ging der Wahlschweizer für den Autobauer aus Ingolstadt an den Start. Sechs Siege, 36 Podestplätze und sechs Pole Positions beziffern seine Bilanz, abgerundet mit dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2013.

Der gebürtige Neuwieder führte Audi nicht nur in der DTM zu zahlreichen Erfolgen. 2010 gewann er mit dem Audi R15 die 24 Stunden von Le Mans und errang 2012 einen weiteren Podestplatz beim Langstrecken-Klassiker in Frankreich. 2006 gewann Rockenfeller zudem das 24h-Rennen Nürburgring, allerdings für Porsche, bevor er nach fünf gemeinsamen Jahren innerhalb des VW-Konzerns zu Audi wechselte.

Seinen bislang letzten DTM-Podesterfolg feierte Rockenfeller am 02. Oktober 2021 beim vorletzten Rennwochenende auf dem Hockenheimring. In diesem Zuge gab der 38-Jährige seinen Abschied von Audi bekannt. Mit dem Audi-Team Abt Sportsline erzielte Rockenfeller an der Seite von Teamkollege Kelvin van der Linde und Sophia Flörsch 2021 vier Podiumsplätze und beendete die Saison auf dem achten Platz in der Gesamtwertung.

Mike Rockenfeller zählt zu den Urgesteinen der DTM, Foto: Audi Communications Motorsport
Mike Rockenfeller zählt zu den Urgesteinen der DTM, Foto: Audi Communications Motorsport

Rockenfeller zurück auf der Langstrecke

In diesem Jahr ist Rockenfeller auf die Langstrecke zurückgekehrt. Beim IMSA-Saisonauftakt, den 24 Stunden von Daytona, teilte er sich einen Cadillac-DPi mit NASCAR-Rekordmeister Jimmie Johnson, dem früheren Formel-1-Fahrer Kamui Kobayashi sowie dem dreimaligen Tourenwagen-Weltmeister Jose Maria Lopez. Das prominente Quartett erreichte nach technischen Problemen den elften Platz.

Zuletzt beim 12h-Rennen Sebring fuhren Rockenfeller und Co. auf Platz sechs. Beim 'Super Sebring' auf dem ehemaligen Militärflugplatz legte Rocky gar einen Doppel-Start ein und fuhr am selben Wochenende sowohl in der IMSA als auch in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Beim WEC-Gaststart für das LMP2-Team Vector Sport traf er unter anderem auf seinen langjährigen Audi-Markenkollegen Nico Müller, der dieses Jahr unter anderem wieder in der DTM für das Audi-Team Rosberg antritt.

ProSieben bei Zielgruppe beliebter als Sat.1

Zuletzt verzeichneten die DTM-Rennen einen leichten Rückgang bei Zuschauerzahlen und Marktanteil - sicherlich auch geschuldet durch die Folgen der Corona-Krise, die zu zahlreichen Überschneidungen mit anderen Sport-Großveranstaltungen oder auch der Formel 1 und MotoGP führte. 2021 erreichte die DTM einen Marktanteil von 5,9 Prozent in der Zielgruppe, 2020 lag er bei 6,08 Prozent. Dieses Jahr schalteten durchschnittlich rund 430.000 Zuschauer pro Rennen ein.

ProSieben ist beim jüngeren Publikum - der TV-Zielgruppe - sogar beliebter als Sat.1. 2021 erreichte ProSieben bei den 14-49-Jährigen einen Markanteil von 8,7 Prozent und belegte im Ranking den zweiten Platz hinter RTL (10,1 Prozent). Sat.1 kam im vergangenen Jahr auf einen entsprechenden Anteil von 7 Prozent. Mit der Neuaufstellung der DTM in Form einer Säulenstruktur mit Serien wie der DTM, der DTM Trophy, DTM Classic, eSports oder künftig der DTM Electric versucht die Serie unter der Führung von Gerhard Berger aktiv, ein jüngeres Publikum zu erreichen.

(Wir haben den ursprünglichen Artikel am 05. April 2022 nach der offiziellen Bekanntgabe mit weiteren Informationen überarbeitet