Einem seltsam Phänomen muss sich seit einigen Rennen die Audi-Mannschaft stellen: Wo man mit scheinbar geringen Chancen in den Kampf um die Pole Position geht, nimmt man einen Tag später das Rennen vom ersten Platz in der Startaufstellung aus in Angriff - so geschehen auf dem Norisring. Wo man hingegen als haushoher Favorit ins Qualifying geht, erlebt man eine Pleite - wie auf dem Nürburgring. Und auch nun auf dem Dünenkurs in Zandvoort, wo man in den Tests sowie im Freien Training eine scheinbar fast schon erdrückende Dominanz an den Tag legte, konnte nicht allzu viel der Ingolstädter Planungen umgesetzt werden.

Die Analogie zum Nürburgring-Qualifying geht gar noch weiter: Konnte man auch im Zandvoort angesichts fünfer Fahrzeuge in den Top Ten sowie der provisorischen Pole Position im Qualifying halbwegs überzeugen, so vermochte man in der Super Pole nicht allzu viel vom unbestrittenen Potenzial des Audi A4 umzusetzen. Wie in der Eifel belegte Audi die hinteren Plätze der Top Ten.

Bereits die Tatsache, dass Mattias Ekström erst in den letzten Minuten des Qualifyings den Einzug in die Super Pole sichern konnte, im Folgenden jedoch noch auf Rang sieben zurückfiel, verhieß allerdings zumindest für den Titelwärter nichts Gutes. Auch in der Super Pole fuhr der Schwede - ohne offensichtliche Fahrfehler - deutlich an den eigenen Ansprüchen vorbei und landete auf Platz fünf.

Während sich Allan McNish immerhin vom neunten Rang im Qualifying auf Platz sieben in der Super Pole vorarbeiten konnte, was ihm gar den Rang des zweitbesten Audi-Piloten des Tages einbrachte, verlor Tom Kristensen gänzlich die Nerven: Der Sieger des Qualifyings schickte sich zwar an, die Bestzeit Bernd Schneiders zu unterbieten, kam anschließend jedoch etwas von der Strecke ab und wurde das Schlusslicht der Super Pole. Womit er auch Mattias Ekström für das morgige Rennen keinen Dienst erwiesen hat... Anders als Martin Tomczyk, der mit Rang 15 enttäuschte, wussten zumindest die Joest-Piloten Christian Abt und Frank Stippler mit den Positionen acht und neun zu überzeugen.

Lediglich die Tatsache, dass es Mattias Ekströms Titelrivalen Gary Paffett mit Rang vier nicht wesentlich besser traf, vermag wohl die Enttäuschung bei den Ingolstädtern etwas zu lindern, wo es doch gerade in Zandvoort angesichts weniger Überholmöglichkeiten einer guten Startposition bedarf: Zwar liegt ein Sieg, auch angesichts der Performance bei Opel und Mercedes nicht mehr mit Gewissheit in Reichweite, doch empfände es Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich möglicherweise auch als halbwegs standesgemäßes Geschenk zum heutigen 55. Geburtstag, wenn Mattias Ekström die Ziellinie auch ohne Sieg zumindest vor Gary Paffett sähe...