Mit dem angekündigten Ausstieg von Audi aus der DTM nach 2020 endet ein weiteres Kapitel Werks-Motorsport. Motorsport-Magazin.com beleuchtet die aktuellen und vergangenen Rennsport-Aktivitäten aller Autobauer aus Deutschland.

Audi

Audi wird sich nach dem angekündigten DTM-Ausstieg Ende 2020 in zwei Motorsport-Kategorien engagieren: der Formel E sowie dem Kundensportprogramm, bestehend aus GT3 (seit 2009), GT4 (seit 2017) und dem GT2-Programm (seit 2019). In der DTM endet eine Ära: Audi engagierte sich von 1990 bis 1992 sowie ab 2004 durchgängig mit einem Werksprogramm.

Wie in der DTM, bildete auch in der Formel E der Kemptener Rennstall Abt Sportsline die Vorhut. Audi unterstützte die Mannschaft von Hans-Jürgen Abt seit der Debütsaison 2014/15, übernahm aber erst ab 2017/18 als Werksteam. Damit war Audi der erste deutsche Hersteller in der Geschichte der Formel E. Dem Formel-E-Engagement ging 2016 das Aus in der Langstrecken-Weltmeisterschaft voran. Von 1999 an dominierten die Ingolstädter zeitweise die prestigeträchtigen 24 Stunden von Le Mans.

Im 2009 gegründeten Kundensportprogramm namens Audi Sport customer racing kam es zuletzt zu einigen Veränderungen. Anfang 2019 stoppte Audi die Werksunterstützung in der Rallycross-WM, was zum Ausstieg von Mattias Ekström führte. Für 2020 richtete Audi Sport customer racing zudem sein Engagement im WTCR Tourenwagen-Weltcup neu aus und stellte die Weiterentwicklung des 2016 aufgebauten Audi RS 3 LMS ein.

Der Rallye-Sport verpasste Audi damals ein ganz neues Image, Foto: Audi
Der Rallye-Sport verpasste Audi damals ein ganz neues Image, Foto: Audi

BMW

BMW M Motorsport engagiert sich im Jahr 2020 werksseitig in drei Programmen: der DTM, der Formel E sowie der US-amerikanischen Sportwagenserie IMSA. Zudem betreibt der Autobauer aus München ein Kundensportprogramm, bestehend aus GT3, GT4, BMW 240i Racing (mit Markenpokalen) sowie dem Einsteigermodell BMW M2 CS Racing.

Bis 2019 war BMW zudem werksseitig mit dem M8 GTE in der WEC und in Le Mans vertreten. Das Gastspiel endete nach nur zwei Jahren, der M8 kommt weiterhin in der IMSA in einer seit 2009 bestehenden Partnerschaft mit dem BMW Team RLL (Rahal, Letterman, Lanigan) zum Einsatz.

In der Formel E unterhält BMW seit einigen Jahren eine technische Partnerschaft mit dem berühmten Andretti-Rennstall aus den USA, seit 2018/19 engagieren sich die Münchner als Werksmannschaft in der Elektro-Rennserie. Seit dem DTM-Comeback 2012 ist BMW M Motorsport durchgängig in der Tourenwagenserie am Start. Schnitzer, das erfolgreichste Team in der Geschichte von BMW, führt 2020 keine Renneinsätze durch, sondern wurde mit der Entwicklung des neuen BMW M4 GT3 betreut, der 2022 sein Debüt geben soll.

Le Mans 1999: BMW feiert mit Schnitzer den einzigen Sieg beim Klassiker, Foto: Sutton
Le Mans 1999: BMW feiert mit Schnitzer den einzigen Sieg beim Klassiker, Foto: Sutton

Mercedes-Benz

Mercedes ist der weltweit einzige Hersteller, der sich mit vollständigen Werksprogrammen sowohl in der Formel 1 als auch der Formel E engagiert. 2010 kehrten die Silberpfeile nach über 50-jähriger Auszeit mit einem Werksteam zurück in die F1, 2012 stieß die Tochterfirma AMG hinzu. In der Formel E startet Mercedes unter dem Namen Mercedes-Benz EQ Formula E Team seit 2019/20, vorausgegangen war die Werksübernahme des HWA Racelab Teams. Die Mannschaft aus Affalterbach ist weiterhin an Bord.

Vor dem Formel-E-Engagement war Mercedes 30 Jahre lang in der DTM als Werksteam vertreten. 1988 kooperierten die von Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher gegründete AMG und Mercedes-Benz zu einem Werksprogramm. Mercedes stieg Ende 2018 mit elf Fahrer-, 14 Team- und sieben Herstellertiteln als erfolgreichster Hersteller der Geschichte aus der DTM aus.

Die Marke mit dem Stern engagiert sich über AMG zudem im Kundensport. Erstmals 2010 lieferte Mercedes-AMG Motorsport Customer Racing den SLS AMG GT3 an Kundenteams aus, der 2016 vom Mercedes-AMG GT3 abgelöst wurde. Seit 2018 bieten die Affalterbacher zudem eine GT4-Version ihres sportlichen Flaggschiffes an.

Der ikonische Mercedes-AMG CLK GTR wurde innerhalb von nur 128 Tagen aufgebaut, Foto: Sutton
Der ikonische Mercedes-AMG CLK GTR wurde innerhalb von nur 128 Tagen aufgebaut, Foto: Sutton

Opel

Werkseinsätze in Rüsselsheim liegen eine ganze Weile zurück. Zuletzt engagierte sich Opel bis Ende 2005 in der DTM. Dem Ausstieg vorausgegangen waren Spaßmaßnahmen des Mutterkonzerns General Motors, denen das recht erfolglose DTM-Programm der Marke mit dem Blitz zum Opfer fiel.

Erst 2013 kehrte Opel auf die Bühne des Motorsports zurück und richtete im Rahmen der VLN-Rennen auf der Nordschleife den Astra OPC Cup aus. Zeitgleich erfolgte das Comeback auf der Rallye-Piste mit der Gründung des ADAC Opel Rallye Cup sowie eines Junior-Teams. Mit den Modellen Opel ADAM R2 in der Rallye sowie dem Opel Astra TCR auf der Rundstrecke gingen bis zuletzt Kundenteams in internationalen Rennserien an den Start.

Als Nachfolger für das Rallye-Programm mit dem ADAM präsentierte Opel zuletzt den neuen ADAC Opel e-Rally Cup: den weltweit ersten Rallye-Markenpokal für Elektroautos. Dieser soll im Sommer 2020 gemeinsam mit dem ADAC im Rahmen der Deutschen Rallye Meisterschaft DRM sein Debüt geben.

Manuel Reuter führte den Calibra 1996 zur ITC-Meisterschaft, Foto: Opel Motorsport
Manuel Reuter führte den Calibra 1996 zur ITC-Meisterschaft, Foto: Opel Motorsport

Porsche

Porsche setzt im Jahr 2020 auf drei Säulen in seinem Motorsportportfolio: Formel E, GT-Werkssport sowie GT-Kundensport. Werksseitig engagiert sich der Sportwagenhersteller seit 2019/20 in der Formel E, der Langstrecken-WM WEC sowie der US-amerikanischen IMSA-Rennserie. Bei den 24 Stunden von Le Mans geht Porsche 2020 erneut mit vier 911 RSR als Werkseinsatz in der LMGTE-Klasse an den Start.

Von 2014 bis Ende 2017 setzte das Porsche Team zudem 919 Hybride in der LMP1-Kategorie der WEC ein und gewann in dieser Zeit dreimal hintereinander die 24 Stunden von Le Mans. Der Ausstieg erfolgte zu Gunsten des neuen Formel-E-Projektes, mit dem Porsche Ende 2019 in den Formelsport zurückkehrte.

Im Bereich des Kundensports setzt Porsche seit vielen Jahren weltweit auf Markenpokale, darunter der Carrera Cup Deutschland (seit 1990) sowie der 1992 gegründete Porsche Supercup, der im Rahmen der Formel 1 gastiert. Zudem liefern die Stuttgarter GT3-Modelle auf Basis des 911er sowie GT4-Autos auf Cayman-Basis an Kunden in unterschiedlichen Rennserien.

Porsches 919-Projekt: Ein Riesen-Erfolg in Le Mans, Foto: Sutton
Porsches 919-Projekt: Ein Riesen-Erfolg in Le Mans, Foto: Sutton

Volkswagen

Am 22. November 2019 setzte VW ein Zeichen mit Konsequenzen: Der Konzern verabschiedete sich werksseitig aus dem Verbrenner-Motorsport und kündigte an, künftig voll auf elektrischen Rennsport zu setzen. Der futuristische ID.R, der zuvor Streckenrekorde außer Konkurrenz aufgestellt hatte, soll hier eine Vorreiterrolle einnehmen.

Zuletzt engagierte sich Volkswagen von 2017 bis 2018 auf Werks-Niveau in der FIA Rallycross-Weltmeisterschaft. Mit dem Polo R Supercar gewannen Johan Kristoffersson und das Team PSRX Volkswagen Schweden in beiden Jahren die Fahrer- und Teammeisterschaften. Es war das Ende des erfolgreichen Werksmotorsport, der VW drei Dakar-Siege (2009-2011) sowie vier Triple-Weltmeisterschaften (2013-2016) in der WRC bescherte.

Ob und wie sich Volkswagen künftig in Elektro-Rennserien engagiert, steht aktuell nicht fest. Das Kundenprogramm wurde im Zuge der Elektrifizierung eingedampft: Eine Weiterentwicklung des Golf GTI TCR über 2019 hinaus erfolgte nicht. Übrig geblieben ist nur der Polo GTI R5, den Kundenteams bei Sprint-Rallyes einsetzen.

Unvergessen: Die VW-Dominanz bei der Dakar mit dem Race Touareg, Foto: Red Bull
Unvergessen: Die VW-Dominanz bei der Dakar mit dem Race Touareg, Foto: Red Bull