Nach der deutlichen Niederlage aus dem vergangenen Jahr blickte die Audi-Truppe zwar kampfeslustig, aber dennoch mit einigem Respekt auf das anstehende Rennen in Nürnberg. Jener erweist sich nicht als unberechtigt; wie vielfach bereits erwartet, scheint Audi hinter den Leistungen der vergangenen Rennwochenenden zurückzubleiben.

Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich verweist auf den besonderen Anspruch des nur scheinbar eher simplen Kurses: "Die Strecke, die im ersten Moment ganz einfach aussieht, stellt wie immer sehr hohe Anforderungen an die Abstimmung eines Autos stellt. Wir haben heute viele unterschiedliche Setups durchprobiert. Ich denke, dass wir im Endeffekt eine recht gute Lösung gefunden haben. Wir werden versuchen, das im Qualifying und im Rennen umzusetzen." Die Aussichten einer guten Umsetzung sind für die beiden Audi-Teams durchaus unterschiedlich:

Abt - Beginn der Pflichtübung

Auch in dieser Saison scheint das Heimrennen für Abt zu einer ungeliebten Pflichtübung zu werden. Zwar verpasste Mattias Ekström beim zweiten Test nur knapp die Bestzeit Jean Alesis, doch mit seiner Performance bildete der junge Schwede eher eine Ausnahme. Trotz der im Vergleich zum Vorgänger weniger abtriebsbetonten aerodynamischen Auslegung des neuen A4 und des Aufwärtstrends während der vergangenen Rennen sind die Ergebnisse des Abt-Teams zurzeit verhältnismäßig bescheiden:

So misslang es bislang nicht nur, ein ähnlich hohes Niveau wie die aktuellen C-Klassen unter Beweis zu stellen. Auch die Opel Vectra GTS stellten für Audi heute eine ernsthafte Konkurrenz dar, die es während der kommenden beiden Tage mühsam zu bezwingen gilt.

Mattias Ekström (Audi Sport Team Abt Sportsline #1)
8. Platz / 3. Platz, 49,143 Sek.
"Heute morgen hatten wir ein wenig damit zu kämpfen, ein optimales Setup für dieses heiße Wetter zu finden. Aber als die Strecke dann mehr und mehr Grip bekam, haben wir unser Programm wie geplant abgearbeitet. Nachdem der Norisring in den vergangenen Jahren ja nicht gerade unsere Paradestrecke war, sieht es jetzt so aus, als könnten wir mit unserem Audi A4 vorne dabei sein."

Martin Tomczyk (Audi Sport Team Abt Sportsline #2)
19. Platz / 12. Platz, 49,467 Sek.
"Für mich war es ein durchwachsener Freitag, was ich ja schon vom Norisring kenne. Ich habe heute aber schon erste Fortschritte gemacht: Mein A4 hat auf die Veränderungen so reagiert, wie wir uns das gewünscht und vorgestellt haben - das ist schon einmal sehr wichtig. Jetzt schauen wir, dass wir bis morgen einige Verbesserungen finden, und dann will ich unter die ersten Zehn."

Tut sich auf dem Norisring noch äußerst schwer: Allan McNish, Foto: Sutton
Tut sich auf dem Norisring noch äußerst schwer: Allan McNish, Foto: Sutton

Tom Kristensen (Audi Sport Team Abt #5)
6. Platz / 10. Platz, 49,456 Sek.
"Heute war sicher nicht unser bester Freitag in diesem Jahr. Aber wir haben zumindest einige Dinge aussortiert, die wir im Rennen nicht gebrauchen können. Gegen Ende der zweiten Testsitzung am Nachmittag mussten wir noch an meinem A4 arbeiten, deshalb konnte ich keine schnelle Runde mehr auf neuen Reifen fahren. Ich bin mir sicher, dass wir morgen besser sein werden."

Allan McNish (Audi Sport Team Abt #6)
20. Platz / 20. Platz, 49,828 Sek.
"Auch wenn der Norisring mit seinen vier Kurven simpel aussieht, gestaltet sich mein Debüt schwieriger als gedacht. Es gibt hier so viele ungewöhnliche Linien, die man fahren muss, um die entscheidenden Hundertstel schneller zu sein. Ich denke, ich brauche noch ein wenig Fahrpraxis, um mich daran zu gewöhnen."

Hans-Jürgen Abt (Teamchef Audi Sport Team Abt Sportsline)
"Heute haben die hohen Temperaturen sicher eine große Rolle gespielt. Wir haben, wie am Freitag üblich, alle Eventualitäten durchgespielt und sind gut vorbereitet. Eines unserer Autos war sehr weit vorne dabei, aber einige andere Autos lagen weiter hinten. Daran sieht man einmal mehr, dass hier am Norisring schon die kleinsten Fehler knallhart bestraft werden. Wenn man sich anschaut, wie eng die Spitze zusammen liegt, dann weiß man, was es heißt, am Norisring ganz vorne zu stehen."

Joest - Augen zu und durch

Nachdem sich das Team Joest bereits mental auf ein schwieriges Wochenende eingestellt hatte, heißt es nun: Augen zu und durch - denn die Berfürchtungen erwiesen sich nicht als gänzlich unberechtigt. Lediglich Christian Abt, der seinen A4-Jahreswagen im ersten Test auf Rang elf steuerte, sowie Pierre Kaffer, der mit Platz sieben beim zweiten Test für eine Überraschung sorgte, sorgten für Lichtblicke.

Frank Stippler und Rinaldo Capello scheiterten bislang daran, die signifikanten Nachteile des Vorjahres-A4 beim Topspeed mit fahrerischen oder set-up-technischen Glanzleistungen auszugleichen. Somit landeten der deutsche und der italienische DTM-Neuling am Ende das Feldes - was auch in den kommenden Tagen droht.

Christian Abt (Audi Sport Team Joest Racing #14)
11. Platz / 15. Platz, 49,531 Sek.
"Wie befürchtet haben wir es hier mit unseren Vorjahreswagen nicht leicht. Es spielt sich alles innerhalb von drei Zehntel ab. Aber wenn es Sonntag so warm werden sollte, ist die Startposition meiner Meinung nach relativ egal. Da geht es vor allem darum, dass das Fahrzeug und der Fahrer die 72 Runden durchhalten."

Sieht schneller aus, als er ist: Der A4-Jahreswagen auf der Geraden, Foto: Sutton
Sieht schneller aus, als er ist: Der A4-Jahreswagen auf der Geraden, Foto: Sutton

Pierre Kaffer (Audi Sport Team Joest Racing #15)
13. Platz / 7. Platz, 49,364 Sek.
"Ich finde den Norisring immer wieder fantastisch und freue mich auf das Heimrennen der Audi-Familie. Ich bin mit dem heutigen Tag sehr zufrieden, wir konnten viele Dinge ausprobieren. Ich habe nicht damit gerechnet, so weit vorne dabei zu sein, weil uns in Spa auf den Geraden doch einiges an Topspeed fehlte. Das Ergebnis heute kann sich sehen lassen."

Rinaldo Capello (Audi Sport Team Joest #18)
18. Platz / 19. Platz, 49,827 Sek.
"Ich verliere noch zu viel Zeit beim Bremsen. Da ist das Auto zu nervös. Ich hoffe, dass wir dieses Problem lösen können. Was mich zuversichtlich stimmt, ist die Zeit, die Pierre erzielt hat. Das zeigt, dass man hier auch mit unseren Jahreswagen schnell sein kann, wenn alles stimmt."

Frank Stippler (Audi Sport Team Joest #19)
16. Platz / 18. Platz, 49,737 Sek.
"Ich tue mich am Norisring wie erwartet schwer. Jetzt heißt es, die Zähne zusammenzubeißen. Mein Hauptproblem ist, dass ich den Vorteil neuer Reifen nicht umsetzen kann. Ich spüre einfach kein höheres Gripniveau. Das wirft ein paar Fragen auf, die wir beantworten müssen."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest)
"Wie üblich am Norisring stehen wir vor einem Spagat zwischen Abtrieb und Topspeed. Wir haben unterschiedliche Lösungen probiert. Es funktioniert in gewisser Weise beides. Wir haben viele Daten gesammelt, die wir nun analysieren werden und versuchen, für morgen die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn es gut läuft, können wir uns irgendwo im Mittelfeld einsortieren."