Ein ungefährdeter Dreifachsieg der Mercedes-Piloten Gary Paffett, Christijan Albers und Bernd Schneider, drei mit einigem Respektabstand folgende Audi-Piloten Mattias Ekström, Martin Tomczyk und Tom Kristensen. So lautete für Audi der Tiefpunkt einer ansonsten mehr als wunschgemäß verlaufenen Saison, der Ekström überdies vorübergehend die Meisterschaftsführung kostete.

Und so klingt der Kommentar Dr. Wolfgang Ullrichs, seines Zeichens Audi-Motorsportchef, zum kommenden Rennen auf dem Norisring durchaus ehrfürchtig: "Es zählt jeder Punkt. Wir bereiten uns intensiv auf das Rennen vor, damit wir um den Sieg mitfahren können. Die 2005er DTM-Fahrzeuge liegen in Sachen Top-Speed eng zusammen. Deshalb ist die Ausgangslage für uns besser als im Vorjahr. Dennoch wird es eines der schwierigsten DTM-Rennen des Jahres, wenn nicht sogar das Schwierigste."

Die Rangfolge von 2004 gilt es für Audi nun umzukehren, Foto: Sutton
Die Rangfolge von 2004 gilt es für Audi nun umzukehren, Foto: Sutton

Die beiden Audi-Teams Abt und Joest stellen sich diesen "schwierigsten Rennen des Jahres" derweil mit höchst unterschiedlichen Voraussetzungen. Auf kaum einem anderen Kurs machen sich die Differenzen zwischen den aerodynamischen Konzepten der beiden A4-Generationen in einer solchen Deutlichkeit bemerkbar...

Abt - Optimismus ob des Neuwagens

Weitaus optimistischer als noch im Vorjahr stellt man sich im Team Abt der Herausforderung des Norisrings. War man im Vorjahr mit dem A4 DTM des Jahrgangs 2004 der Mercedes C-Klasse beim auf dem Nürnberger Stadtkurs so wichtigen Topspeed noch unterlegen und konnte angesichts einer äußerst überschaubaren Anzahl an Kurven die eigenen Vorteile beim Abtrieb nicht ausspielen, präsentiert sich heute ein anderes Bild.

Neben einem Gewichtsvorteil in Höhe von zehn Kilogramm im Vergleich zu Mercedes gibt auch die Charakteristik des von Abt eingesetzten A4 aktuellen Jahrgangs mehr Grund zum Optimismus: Dass sich A4 und C-Klasse in ihrer aerodynamischen Auslegung eher angeglichen haben und für Audi somit keine erheblichen Rückstande beim Topspeed zu erwarten sind, gehören längst nicht nur die Piloten der Stuttgarter Konkurrenz zu den Sieganwärtern…

Mattias Ekström (Audi Sport Team Abt Sportsline #1)
"Ich habe an den Norisring viele gute Erinnerungen: Dort habe ich 2002 meine erste Pole Position geholt und anschließend auch meinen ersten Sieg - wenn auch damals nur im kurzen Sprintrennen. Im Vorjahr bin ich auch als Tabellenführer nach Nürnberg gekommen und war es nach dem Rennen nicht mehr - das wollen wir dieses Mal auf jeden Fall anders machen. Ich freue mich auf den ganzen Trubel und die vielen Fans, denn von so einem Motorsport-Highlight träumt doch jeder Rennfahrer."

Martin Tomczyk (Audi Sport Team Abt Sportsline #2):
"Der Norisring ist nicht unbedingt die Top-Strecke im DTM-Kalender, aber das Rennen auf dem Stadtkurs macht immer Spaß und ist auf Grund der tollen Kulisse etwas ganz Besonderes. Ich denke, dass wir mit unserem A4 in diesem Jahr wesentlich bessere Chancen haben als 2004 und sogar einen Sieg anvisieren können."

Tom Kristensen blickt optimistisch nach Nürnberg, Foto: Sutton
Tom Kristensen blickt optimistisch nach Nürnberg, Foto: Sutton

Tom Kristensen (Audi Sport Team Abt #5):
"Ich bin sicher, dass wir am Norisring konkurrenzfähig sein werden. Speziell beim Bremsen und in der Schikane dürfte unser Audi A4 DTM sehr stark sein. Ich freue mich auf den Norisring, denn es ist der ´Grand Prix der DTM´, das bekannteste Rennen des Jahres mit unzähligen Fans. Das bedeutet allerdings auch, dass es für die Teams und uns Fahrer ein besonders spannendes Wochenende wird..."

Allan McNish (Audi Sport Team Abt #6):
"Ich bin noch nie am Norisring gefahren und war auch noch nie in Nürnberg. Ich habe gehört, dass der Event ziemlich spektakulär ist. Ich erinnere mich daran, dass ich 1996 vor dem Fernseher saß, als Dario Franchitti am Norisring fuhr. Ich bin in den letzten Rennen immer besser in der DTM zurecht gekommen und daher zuversichtlich."

Hans-Jürgen Abt (Teamchef Audi Sport Team Abt Sportsline):
"Das Norisring-Wochenende ist eine besondere Herausforderung für uns. Es werden sehr viele Audi Fans vor Ort sein. Die Arbeitsbedingungen für das Team sind am Norisring besonders schwierig, aber das nehmen wir für die tolle Atmosphäre gerne in Kauf. Wir haben uns auf das Heimrennen gut vorbereitet. Alle im Team sind voll motiviert, die offene Rechnung vom vergangenen Jahr zu begleichen und den Sieg von 2002 zu wiederholen."

Joest - Realismus ob des Jahreswagens

Nach einer bislang durchaus erfolgreichen Saison für Joest blickt das Team nur mit stark gedämpfter Euphorie auf die anstehende Herausforderung. War bislang meist der A4 Sieger im Duell der Vorjahreswagen, gestaltet sich der Kampf gegen die Vorjahres-C-Klasse nun ungleich schwieriger.

Ausgerechnet der auf den ersten Blick wenig anspruchsvoll aussehende Kurs am Dutzendteich droht, dem erfolgreichen A4 DTM des Vorjahres erneut Probleme zu bereiten. Der stets begrenzte Abstimmungsspielraum dürfte auch in diesem Jahr kaum ausreichen, um die Nachteile des Vorjahres-A4 beim Topspeed wettzumachen. Umso mehr sind die Joest-Piloten beim sechsten Saisonlauf auf ihre Fahrkünste angewiesen…

Christian Abt erwartet von seinem Dienstwagen keine Wunder, Foto: Sutton
Christian Abt erwartet von seinem Dienstwagen keine Wunder, Foto: Sutton

Christian Abt (Audi Sport Team Joest Racing #14):
"Ich freue mich auf mein Heimrennen. Auf dem Norisring lief es bisher immer sehr gut für mich. Speziell bei diesem Rennen würde ich mir allerdings wünschen, einen neuen A4 zu fahren, denn mit den Vorjahresautos wird es für uns schwer werden. Ich werde trotzdem wie immer kämpfen und glaube, dass ich im Rennen in die Top Ten fahren kann."

Pierre Kaffer (Audi Sport Team Joest Racing #15):
"In der Formel 3 und im Carrera Cup fand ich den Norisring total klasse. Ich freue mich sehr auf das ´deutsche Monaco´. Wie immer wird eine Menge los sein, und ich denke, dass wir den Zuschauern wieder eine tolle Show bieten können. Ich selbst hoffe, wieder etwas mehr Glück zu haben als bei den letzten drei Rennen."

Rinaldo Capello (Audi Sport Team Joest #18):
"Ich war vor vielen Jahren zuletzt in Nürnberg. Die Strecke ist recht eigenwillig, eigentlich kein klassischer Stadtkurs. Ich fürchte, dass das die schwierigste Strecke des Jahres für uns ist, denn unser Vorjahres-A4 mag vor allem Kurven - auf dem Norisring geht es aber fast nur geradeaus. Darunter werden wir zu leiden haben."

Frank Stippler (Audi Sport Team Joest #19):
"Auf Grund der Erfahrungswerte der letzten Saison stehen wir am Norisring vor einer schwierigen Aufgabe. Trotzdem ist das Rennen zweifellos ein Highlight im Kalender. Ich hatte bisher am Norisring immer recht gute Ergebnisse, obwohl die Spitzkehren nicht ganz so mein Ding sind. Ich bin gespannt, wie sich der DTM-Audi dort fährt."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest):
"Der Norisring ist das Heimspiel für Audi - aber einen Heimvorteil haben wir leider nicht, zumindest nicht mit unseren Vorjahresautos, die auf den Geraden nicht so schnell sein werden wie die neuen A4. Wir haben uns hier schon 2004 schwer getan und stellen uns auf ein schwieriges Wochenende ein. Die gesamte Mannschaft wird versuchen, das Beste daraus zu machen. Am Norisring kann schließlich viel passieren."