Nicht nur im Schiebe-Skandal zwischen Timo Scheider, Robert Wickens und Pascal Wehrlein war BMW nur Statist. Auch in den beiden Rennen auf dem Red Bull Ring in Spielberg konnten die Münchner nicht mithalten mit den Konkurrenten aus Stuttgart respektive Ingolstadt. Beim kommenden DTM-Lauf in Russland soll das allerdings wieder anders aussehen. An die Strecke nahe Moskau hat BMW gute Erinnerungen: im vergangenen Jahr feierte man einen Doppelsieg. Maxime Martin gewann vor Bruno Spengler, insgesamt vier BMW fanden sich unter den besten sechs.

Das Team: Nach dem historischen Ergebnis in Zandvoort folgte in Spielberg - auch "dank" der Kompensationsgewichte - der Rückschlag. Platz sechs durch Augusto Farfus in Rennen 1, am Sonntag schaffte es überhaupt nur ein BMW in die Top 10; Antonio Felix da Costa holte den Trostpunkt. In Russland darf sich BMW wieder über Zugeständnisse beim Gewicht freuen, doch ob das reicht, um ganz vorne einzugreifen, bleibt abzuwarten. "Wir haben die Sommerpause genutzt, um die erste Hälfte der DTM-Saison 2015 intensiv zu analysieren. Denn trotz der herausragenden Sieben- und Fünffachsiege in Zandvoort ist es bisher für uns nicht wie geplant verlaufen", stellte Motorsportchef Jens Marquardt fest.

2014 feierte BMW einen Doppelsieg in Moskau - Martin gewann vor Spengler, Foto: BMW AG
2014 feierte BMW einen Doppelsieg in Moskau - Martin gewann vor Spengler, Foto: BMW AG

Zumindest reelle Hoffnungen setzt man in die Testfahrten am Red Bull Ring direkt nach dem dortigen Rennwochenende. "[Dort] haben wir in der Abstimmung des Fahrzeugs wieder einen Schritt nach vorn gemacht. Ob das reicht, müssen die beiden Rennen in Moskau zeigen", so Marquardt. Schnitzer-Teamchef Charly Lamm beschreibt die Besonderheiten des Kurses: "Der Kurs in Moskau stellt eine interessante Mischung dar. Es gibt dort schnelle und langsame Kurven sowie eine lange Gerade. Dieser Mix ist mit Blick auf das richtige Set-up eine Herausforderung."

Die Fahrer: Mit Bruno Spengler liegt der beste BMW-Fahrer auf Platz acht der Gesamtwertung. Zu wenig für die Ansprüche des Kanadiers. "Dieses Jahr läuft es für uns nicht so, wie wir uns das gewünscht hätten. Auch Strecken, auf denen wir bisher immer gute Ergebnisse erzielt haben, machen uns Probleme", klagte er. In Moskau belegte er im vergangenen Jahr den zweiten Platz. Entsprechend positiv sind seine Erinnerungen an das Wochenende dort. "Der Moscow Raceway ist eine sehr schöne Strecke. 2014 hat unser Auto dort sehr gut funktioniert, und ich stand auf dem Podium", blickt er gerne zurück.

Große Vorfreude zeigt auch Vorjahressieger Maxime Martin. "An Moskau habe ich selbstverständlich großartige Erinnerungen. Das ist die Strecke, auf der ich im vergangenen Jahr gewonnen habe und wo ich mein bisher bestes Rennen in der DTM gefahren bin. Der Kurs sollte unserem Auto also liegen", so Martin, auch dank des Erfolges in Russland "Rookie of the Year" 2014. Doch auch er hat in diesem Jahr zu kämpfen, aktuell liegt er nur auf dem 14. Platz in der Gesamtwertung.

Wenig zusammen läuft auch beim amtierenden Meister Marco Wittmann. Abgesehen von einem halbwegs passablen Auftakt in Hockenheim und dem starken Wochenende in Zandvoort holte er in den sechs anderen Rennen insgesamt nur vier Punkte. In Moskau hofft er auf die vergangenen Ergebnisse an selber Stelle. "Ich denke, Moskau sollte uns liegen. Dort hat mein Teamkollege Maxime Martin im vergangenen Jahr seinen ersten Sieg feiern können. Von daher hoffe ich, dass wir auf dem Moscow Raceway eine bessere Performance zeigen können, als das zuletzt in Spielberg der Fall war. Mit etwas leichteren Autos sollte auf jeden Fall mehr drin sein", blickt auch er hoffnungsvoll auf die neue Gewichtsverteilung.

Kann Marco Wittmann in die Erfolgsspur zurückfinden?, Foto: BMW AG
Kann Marco Wittmann in die Erfolgsspur zurückfinden?, Foto: BMW AG

Das Auto: Im vergangenen Jahr brillierte der M4 DTM auf dem Moscow Raceway, doch dasselbe galt in diesem Jahr bereits für andere Strecken. Das Auto ist wohl nur noch die Nummer drei in der DTM. Hilfreich könnten und werden die Gewichtsvorteile für BMW sein. Im Schnitt sind die Boliden 18 Kilo leichter als die Konkurrenz, ein Mattias Ekström muss sogar 30 Kilo zuladen. Mehr als nur ein Hoffnungsschimmer für BMW.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Dass die Münchner Dominanz in Zandvoort vor allem den Performance-Gewichten geschuldet war, hat sich spätestens in Spielberg wieder gezeigt. Audi und Mercedes sind einfach schneller. Doch bis zu 30 Kilo Gewichtsvorteil der BMW sind auch in Moskau wieder ein Brett. Einen Siebenfach-Erfolg gibt es wohl kaum, aber ein Siegkandidat dürfte BMW durchaus wieder sein. (Chris Lugert)