Offiziell treten in der DTM 24 Autos von drei Herstellern an, die insgesamt von 12 Teams eingesetzt werden. Doch wenn es hart auf hart kommt und wichtige Entscheidungen anstehen, genießt die Zugehörigkeit zu einem Hersteller eine größere Priorität als zu einem der Einsatzteams. Auch in Rennen 1 am Norisring konnte dieses Vorgehen wieder beobachtet werden. Gegen Ende des Rennens ging ART-Pilot Gary Paffett ziemlich mühelos an Christian Vietoris, seines Zeichens Fahrer im HWA-Team, vorbei. Ein normales Überholmanöver war das nicht. Und auch Pascal Wehrlein geriet trotz aggressiver Strategie an der Spitze nicht unter Bedrängnis.

"Unter trockenen Bedingungen waren wir auch schnell, aber am Ende verfolgen wir ein Ziel, nämlich die Meisterschaft für Mercedes zu holen und da muss sich jeder von uns unterordnen. Deswegen bin ich am Ende nur Vierter und nicht Erster", deutete Polesetter Vietoris gegenüber Motorsport-Magazin.com vielsagend an. Doch es geht auch noch deutlicher. Auf die Nachfrage, warum er diesen Durchhänger in der Mitte des Rennens hatte, polterte er: "Ich glaube jeder weiß, wenn ich sage, dass wir als ein Team arbeiten, was Sache ist."

Nicht ganz so deutlich wurde Mercedes DTM-Leiter Ulrich Fritz, doch zwischen den Zeilen kann man auch bei ihm die Zusammenarbeit über die Teamgrenzen hinaus erkennen. "Ich denke, es war heute am Ende relativ kontrolliert. Pascal hat am Ende wohl nicht mehr alles gegeben, weil wir heute keinen Ausfall riskieren wollten, wenn man gegeneinander fährt", erklärte Fritz die Interessen. "Vor dem Hintergrund hat Pascal gesagt, er nimmt Tempo raus und das wurde vom Team mitgetragen", so Fritz weiter.

Aufgereiht wie an einer Perlenschnur - echte Kämpfe gab es am Ende des Rennens zwischen den Mercedes nicht, Foto: DTM
Aufgereiht wie an einer Perlenschnur - echte Kämpfe gab es am Ende des Rennens zwischen den Mercedes nicht, Foto: DTM

Nun gibt es diese Vorgehensweise in der DTM nicht erst seit heute und Audi sowie BMW praktizieren es in gleichem Maße. Doch angesichts abnehmenden Interesses sind solche Aktionen möglicherweise nicht zielführend, wenn die ersten vier Fahrer des Feldes einen Nichtangriffspakt schließen. Zumal es sich nicht um das letzte Wochenende handelt, sondern um den Abschluss des ersten Drittels der Saison.

Pascal Wehrlein konnte sich jedenfalls am Ende seines Erfolges recht sicher sein. Trotz abgefahrener Reifen aufgrund seiner Strategie hatte er keinen Angriff seiner Mercedes-Kollegen zu befürchten. "Ich denke dem Druck der Teamkollegen hätte ich etwas länger standhalten können als von einem anderen Hersteller. Da wird kein großes Risiko mehr eingegangen", erklärte Wehrlein die Mechanismen. Echtes Racing sieht anders aus.