Die DTM tritt in ihre entscheidende Phase. In spätestens drei Rennen steht fest, wer der Champion des Jahres 2013 ist. Mit Mike Rockenfeller, Christian Vietoris, Robert Wickens, Bruno Spengler, Augusto Farfus und Gary Paffett verfügt noch ein Sextett über rechnerische Titelchancen, wobei man den Zirkel der ernsthaften Kandidaten wohl auf die drei erstgenannten beschränken kann. Die mit Abstand besten Karten hat jedoch Rockenfeller, der über ein komfortables Polster von 35 Punkten auf Vietoris verfügt, während Wickens einen weiteren Zähler zurückliegt. Bedeutet: erreicht Rockenfeller zumindest den dritten Platz, darf sich der Audi-Pilot bereits in Oschersleben über den Titel freuen.

Audi vorsichtig

Trotz dieser verheißungsvollen Ausganglage denkt Rocky aber keineswegs an eine verfrühte Entscheidung. "An den Titel kann man erst denken, wenn man ihn eingefahren hat, oder an dem Tag, an dem es für die anderen rechnerisch nicht mehr möglich ist, ihn zu gewinnen", gibt sich der Audi-Mann vorsichtig und hebt warnend den Finger: "Wir haben gesehen, dass es schnell gehen kann. Daher bringt es mir nichts, wenn ich nachdenke oder philosophiere. Natürlich ist das ein guter Vorsprung im Moment. Aber wenn etwas schiefgeht - was wir nicht hoffen, was aber möglich ist in der DTM - dann ist der Vorsprung ruckzuck weg und dann sieht die Welt ganz anders aus."

Auch Audi-DTM-Leiter Dieter Gass will das Fell des Bären nicht vorzeitig verteilen. "Es ist etwas verfrüht, in zu große Euphorie zu verfallen. Wir haben gesehen, wie sich von Wochenende zu Wochenende die Performance-Niveaus verschieben", stellt er klar. "Wir waren bislang immer mit mindestens einem Auto vorne mit dabei. Das ist nicht jedem geglückt. Wir sind aber nicht davor gefeit, dass uns das nicht auch einmal passiert."

Mercedes feiert

Mercedes befindet sich vor dem möglichen Titel-Showdown in Feierlaune: 150. Rennen in der "neuen" DTM, 100. Rennen von Gary Paffett und 30. Rennen von Christian Vietoris. Der Gönnersdorfer will als Rockenfellers erster Verfolger alles versuchen, dem Audi-Piloten doch noch den Titel abspenstig zu machen. "Ich bin jetzt Zweiter in der Meisterschaft und freue mich auf die letzten Saisonrennen, beginnend mit dem Rennwochenende in Oschersleben", sagt Vietoris. "Wie bisher werde ich von Rennen zu Rennen denken, allerdings hoffe ich, dass ich schon bald auch einmal zwei Treppchen höher stehe als bei meinen bisherigen vier Podiumsplatzierungen."

Wickens feierte zuletzt am Nürburgring den ersten DTM-Sieg seiner Karriere und möchte diesen Schwung naturgemäß mitnehmen. "Ich bin jetzt Dritter in der Gesamtwertung, aber mein Ziel für den Rest der Saison bleibt, so viele Punkte wie möglich einzufahren. Damit möchte ich an diesem Wochenende in Oschersleben weitermachen", betont der Kanadier. Paffett, der schon zwei Mal in Oschersleben gewann, verfolgt einen ähnlichen Ansatz. "Ich würde mich sehr freuen, wenn ich in meinem 100. DTM-Rennen meinen dritten Sieg in Oschersleben feiern könnte. Das wäre ein perfektes Jubiläums-Geschenk und ein toller Start in eine hoffentlich erfolgreichere Saisonschlussphase", so der Champion von 2005.

BMW kämpferisch

Spengler holte im Vorjahr den Sieg, Foto: RACE-PRESS
Spengler holte im Vorjahr den Sieg, Foto: RACE-PRESS

Und BMW? Angesichts der geringen Chancen auf den Fahrertitel haben sich die Münchner andere Ziele für das drittletzte Saisonrennen gesetzt. "Unser Ziel ist es, die Führung in der Herstellerwertung zu verteidigen", stellt Motorsportchef Jens Marquardt klar, fügt jedoch hinzu: "Auch in der Fahrerwertung ist noch nicht alles verloren, wenngleich die Ausgangslage nicht einfach ist. Aber so lange rechnerisch noch alles möglich ist, werden wir nicht aufstecken."

Immerhin stellt BMW mit Bruno Spengler den Titelverteidiger und Vorjahressieger, allerdings verpasste der Kanadier zuletzt zwei Mal die Punkte, was für ihn einen herben Rückschlag darstellte. Dennoch kommt der Tabellenvierte voller Tatendrang in die Mageburger Börde. "Vor allem die Fans in Oschersleben sind unglaublich. Du kannst die Begeisterung, die in der Region für den Motorsport herrscht, fast greifen", schwärmt Spengler. "Der Kurs stellt eine große Herausforderung sowohl für uns Fahrer als auch für die Autos dar."