In der DTM-Wertung stehen die Zeichen gut für Mercedes. Gary Paffett führt die Gesamtwertung mit 109 Punkten bei noch drei ausstehenden Rennen an. Markenkollege Jamie Green liegt 16 Zählern dahinter auf Platz zwei. Ärgster Herausforderer ist aktuell BMW-Mann Bruno Spengler mit 91 Punkten. Der Titel soll am Ende des Jahres wieder nach Stuttgart, trotzdem will Mercedes keine Stallorder aussprechen - in den vergangenen Jahren ein nicht unübliches Mittel auf dem Weg zur Meisterschaft. "Gary und Jamie fahren wie Gegner gegeneinander", sagte Norbert Haug auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "In der Vergangenheit haben wir vielleicht den einen oder anderen Titel liegen lassen, aber wir haben uns immer gegen einen Platztausch entschieden."

Dass sich die beiden HWA-Piloten auf der Strecke nichts schenken, wurde beim vergangenen Rennen Zandvoort deutlich, als sich beide spektakuläre und enge Duelle lieferten. "Das Manöver in Zandvoort war gerade noch so auf Messers Schneide", sagte Haug. "Jamie hat nicht gezuckt und Gary wohl nicht mit der Attacke gerechnet. Denken Sie auch an das Manöver der beiden in Hockenheim: Das war ganz großer Sport, daran kann ich mich unheimlich erfreuen. Das ist für mich die Reinkultur, wie gefahren werden soll: Ohne Berührung, aber hart - und das durchaus auch unter Teamkollegen."

Harte Duelle schön und gut, doch übertreiben sollten es die beiden dann doch nicht, wenn sich eine Entscheidung im Kampf um die Meisterschaft anbahnt. "Wenn man am Saisonende hier und da ein bisschen Gas rausnehmen muss, ist das vielleicht noch einmal etwas anderes", sagte der Mercedes-Benz-Motorsportchef. "Sie sollen sich nicht gegenseitig aus dem Titelrennen kicken, das wäre nicht so elegant und dafür gibt es auch wenig Verständnis von draußen. Aber die Jungs sind Könner und bei uns wurde immer so gefahren."

An eine Vorentscheidung im Titelkampf in Oschersleben am kommenden Wochenende glaubt Haug unterdessen nicht: "Dazu ein ganz klares 'Nein', dazu ist die Hackordnung zu dicht, als dass man damit rechnen müsste." Etwas stieß Haug in den vergangenen Rennen etwas sauer auf, nämlich die Art und Weise, wie es teilweise auf der Strecke zuging. Die Rennen sind umkämpft wie schon lange nicht mehr, manchmal geht es dabei auch über die Grenzen hinaus. Ein Zustand, den Haug in dieser Form nicht mehr erleben möchte.

"Mir gefällt nicht, wenn der Tabellenführer in drei Rennen zweimal umgedreht wird", so Haug zu Paffetts Schwierigkeiten in der Vergangenheit, die den Briten einige Punkte gekostet haben. "Das sollte nicht sein. Es wäre ärgerlich, wenn so etwas die Meisterschaft entscheidet, daran muss man weiter arbeiten. Das wollen wir in Zukunft nicht mehr sehen."