Als Ziel hat Volkswagen bei der Rallye Dakar in Südamerika den Gesamtsieg ausgegeben. Der selbst auferlegte Druck ist also hoch - was lässt Sie als Sportchef dennoch ruhig schlafen?
Kris Nissen: Wir haben eine wirklich gute Vorbereitung hinter uns, haben mit dem Race Touareg ein äußerst zuverlässiges, im Detail weiterentwickeltes Auto, und auch die Fahrer und Beifahrer haben im Vorfeld der 'Dakar' nichts dem Zufall überlassen. Wir wissen, dass wir innerhalb des abgelaufenen Jahres noch schneller geworden sind und trotzdem die Zuverlässigkeit erhöht haben. Bei unserem Roll-out in Buenos Aires am 29. Dezember war in der Konsequenz keine einzige Stellschraube mehr zu drehen. Auch in Sachen Logistik haben wir eine beachtliche Perfektion erreicht. Das alles sorgt im Team für eine enorme innere Ruhe und Zuversicht. Aber egal wie gut man vorbereitet ist: Diese Rallye hat immer Überraschungen zu bieten, nur sind sie im Falle eines Falles leichter zu meistern.

Es hat Tradition, in das neue Jahr mit guten Vorsätzen zu starten. Welche Tugenden muss Volkswagen denn beherzigen, um bei der Rallye 'Dakar' erfolgreich zu sein?
Kris Nissen: Beispielsweise, den Druck positiv zu nutzen. Viele erwarten von Volkswagen, nachdem wir zuvor schon nah dran waren, die 'Dakar' 2009 zu gewinnen. Ich denke, dass die ganze Mannschaft sehr gut mit den Erwartungen umgehen kann. Darüber hinaus ist es wichtig, dass das Team jeden Tag hundertprozentig seine Leistungsfähigkeit abruft - dann bin ich mir sicher, dass wir eine gute Chance auf den Gesamtsieg haben.

Was sind denn Gründe, die Rallye Dakar als Zuschauer auf jeden Fall zu verfolgen - beispielsweise im Fernsehen oder im Internet?
Kris Nissen: Die Vielfalt. Die 'Dakar' spricht nicht nur die reinen Motorsport-Fans an, sondern auch Naturliebhaber, Abenteurer oder auch Menschen, die das Außergewöhnliche, das Verrückte lieben. Es ist das härteste und längste Rennen, das es für Mensch und Material gibt. Die Rallye Dakar ist mit nichts anderem im Motorsport zu vergleichen. Und natürlich ist es ein Wettkampf auf allerhöchstem sportlichen Niveau, mit außergewöhnlichen Fahrzeugen, wie dem Race Touareg, den Mitsubishi, den X-raid-BMW oder dem Hummer von Robby Gordon.

Als Sportchef ist man wie ein Fußball-Trainer für das gesamte Team verantwortlich. Wie sorgt man eigentlich für möglichst großen Zusammenhalt und für guten Teamgeist?
Kris Nissen: Das ist richtig. Im Marathon-Rallyesport und vor allem bei der Rallye Dakar kann man nur dann erfolgreich sein, wenn die gesamte Teamleistung stimmt. Das fängt damit an, dass jeder im Team eine Position hat, die er voll ausfüllen kann und gerne ausübt. Unser Team hat sich über Jahre gebildet und gefunden. Das geht nicht innerhalb weniger Tage oder Wochen. Wichtig ist auch der faire Umgang miteinander und dass jeder mehr als nur eine Aufgabe hat. Jeder muss bereit sein, seinen Kollegen zu helfen - sonst können wir unser Ziel nicht erreichen. Wenn man beim Bild mit dem Fußball bleibt: Jeder muss einmal der Stürmer, der Mittelfeld-Regisseur sein oder auch für den Torhüter auf der Linie retten. In anderem Bereichen des Motorsports ist das nicht selbstverständlich - in unserem Fall ist es nötig für den Erfolg. Das wichtigste ist: Unser Team lebt diesen Gedanken permanent.