Der Kontinent mag ein anderer sein, aber bei den Motorrädern sind die Dakar-Favoriten dennoch wieder die gleichen wie schon in den vergangenen Jahren - daran hat auch die Zwangspause 2008 nichts geändert. Wieder einmal werden Marc Coma und UAE Desert Challenge Sieger Cyril Depres als die größten Sieganwärter ins Rennen gehen, waren es doch auch die Beiden, die seit 2005 die Motorradwertung der Dakar unter sich ausgemacht haben. "Auch wenn sich viele Dinge ändern werden, so ist es logisch, zu erwarten, dass Marc weiter mein Hauptrivale ist. Wo auch immer wir auf der Welt fahren, normalerweise geht es zwischen ihm und mir und ich sehe nicht, dass es hier anders sein soll. Das ist OK für mich. Wir kämpfen immer sauber und haben enormen Respekt voreinander", meinte 2005- und 2007-Triumphator Despres zu dem erwartenden Duell.

Marc Coma weiß, dass er wieder Risiken wird nehmen müssen, Foto: Repsol
Marc Coma weiß, dass er wieder Risiken wird nehmen müssen, Foto: Repsol

Coma geht es seinerseits nicht anders. Der Spanier rechnet in Südamerika mit einer tollen neuen Herausforderung. "Wir haben 2009 eine neue Dakar und das bedeutet auch neue Wüsten. Aber ich bin zuversichtlich, dass es genauso toll wird und dass wir den gleichen Dakar-Geist haben werden wie früher. Das bedeutet, es wird schwer und man wird Risiken nehmen müssen", erklärte er.

Ganz ungestört werden Coma und Despres ihre Kreise aber nicht ziehen können, dazu ist die Konkurrenz doch ein wenig zu stark. Wie in den vergangenen Jahren üblich wird die, wie auch die beiden Favoriten, auf KTM-Motorrädern sitzen, die wieder einmal nicht nur einen Großteil des Feldes ausmachen, sondern auch als die Siegmaschinen angesehen werden. Das liegt vor allem daran, dass sich ein Gutteil der anderen Hersteller auf die Klasse bis 450cc verlegt hat und KTM mit seinen 690ern klar die stärksten Maschinen stellt.

Noch mehr KTM

Neben Coma und Despres darf man während der Rallye durchaus auch ein Auge auf deren Markenkollegen Jordi Viladoms und Alain Duclos werfen. Auch die Namen David Casteu, Pal Anders Ullevalseter und Helder Rodrigues dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Vor allem Rodrigues ist einiges zuzutrauen, konnte er 2007 mit der 450er-Yamaha doch in der Gesamtwertung bis auf Rang fünf fahren und damals auf den Etappen in Europa sogar Etappensiege herausfahren.

Die Großen zu ärgern, das versuchen diesmal Andere. Drei Namen stechen bei den Fahrern mit 450cc-Maschinen besonders hervor. Die Yamaha-Piloten Michel Marchini und David Frétigné, sowie der Honda-Fahrer Thierry Bethis. Marchini hat sich die Top-Fünf der Gesamtwertung als klares Ziel gesetzt und blickt dem Wechsel nach Südamerika positiv entgegen. "Der neue Kurs wird unter den Teilnehmern alles auf null setzen. Wir werden alle im selben Boot sitzen. Die Strecken zu Beginn der Rallye erinnern an jene, die wir auf Korsika befahren, mit vielen Steinen", meinte er.

Minus Zweiter

Bethys hat sich noch ein ehrgeizigeres, wenn auch nicht ganz ernst zu nehmendes Ziel gesteckt als Marchini. Er war 2007 Achter in der Gesamtwertung geworden. Diesmal hat er sich Folgendes vorgenommen: "Ich will dieses Jahr zehn Plätze besser sein." Sollte Bethys dann wirklich minus Zweiter werden, hat er seinen Platz in der Geschichte jedenfalls schon sicher. Seine eigene Geschichte geschrieben hat Frétigné, der es sich 2004 zur Aufgabe gemacht hatte, zu zeigen, dass man auch mit 450er-Maschinen vorne mitfahren kann. 2005 zeigte er das mit Gesamtrang fünf und mittlerweile sieht er seinen Weg bestätigt.

"Ich war der Erste, der bewiesen hat, dass man die Dakar auf einer 450cc mit einem guten Ergebnis und auch sehr sicher beenden kann. Als ich das erste Mal auf der 450er auftauchte, dachten alle, ich wäre verrückt, aber mittlerweile repräsentiert die Klasse das halbe Feld. Das beweist, dass ich es vor fünf Jahren nicht falsch gemacht habe. Und ich bin mir sicher, das Rennen wäre interessanter, wenn sie es auf 450cc-Hubraum beschränken würden", meint Frétigné. Bis zum Start am 3. Januar wird das aber nicht passieren, also wird KTM mit den 690ern weiter im Vorteil sein. Für viele Andere wird das aber ohnehin egal sein, denn die wollen einfach nur mitmachen. Und für Thierry Bethys ist dies gerade das Salz in der Suppe der Dakar. "Man sieht wirklich die Leidenschaft der Leute, die darum gekämpft haben, ein Budget aufzustellen und mit einem riesigen Lächeln dabei sind."