MMSP-Teamchef Dominique Serieys, der 1993 als Beifahrer von Bruno Saby die Rallye Dakar für Mitsubishi gewonnen hat, spricht über die bevorstehende Dakar 2007 und die Chancen für das Repsol Mitsubishi Ralliart Team, das Rennen zum siebten Mal in Folge zu gewinnen und einen neuen Rekord mit insgesamt 12 Siegen aufzustellen.

Mitsubishi ist das Team, das es dieses Jahr zu schlagen gilt. Ist der Druck besonders groß, das Rennen zum siebten Mal in sieben Jahren zu gewinnen?
Dominique Serieys: Ich glaube, unser Erfolg hat einen gewissen Druck geschaffen, auf dem hohen Level zu bleiben, das wir in den vergangenen Jahren erreicht haben. Wir sind seit 25 Jahren ohne Unterbrechung bei der Dakar Rallye dabei und haben jetzt sechs Mal hintereinander gewonnen. Dieser Rekord spricht für sich selbst. Wir wollen diesen hohen Standard aber auch beibehalten. 2006 war für unser Team ein sehr schwieriges Jahr. Wir haben ein neues Auto entwickelt, haben im Juni den tragischen Verlust von Henri Magne erlitten und im Motorsport mussten wir gegen ein sehr starkes Volkswagen Team kämpfen. Der Druck, den siebten Sieg in sieben Jahren zu erreichen, liegt wirklich bei uns. Mein persönliches Ziel ist es, diesen Sieg zu erreichen und ihn Henri zu widmen.

Die Tests mit dem MPR13 sind sehr gut verlaufen. Was sind die Stärken des neuen Autos?
Dominique Serieys: Ich glaube, die allgemeinen Stärken sind die Fahrbarkeit und die Stabilität. Weitere Schlüsselfaktoren sind der Platz im Cockpit und die Verbesserungen, die wir zugunsten des Komforts für Fahrer und Beifahrer gemacht haben.

Was ist das Geheimnis um die Dakar zu gewinnen?
Dominique Serieys: Erfahrung und Engagement sind die wichtigsten Faktoren. Wir haben es geschafft, während der letzten Jahre ein solides Team aufzubauen mit einer stabilen und beständigen Mannschaftsaufstellung. Ich denke, wir haben die besten Fahrer und Beifahrer und, zusammen mit hart arbeitenden und enthusiastischen Teams in Pont de Vaux und in Japan, macht uns das zu einer starken Familie mit einem großartigen Teamgeist.

Sie sind bei der Dakar immer ein sehr geduldiger Teammanager. Dieses Jahr könnte das größte Jahr in der Geschichte des Teams werden. Wird ihre Strategie ähnlich sein wie die 2006?
Dominique Serieys: Der Schlüsselfaktor wird ganz sicher unsere Rennstrategie sein. Ich werde ein ruhiger Teammanager sein, besonders beim Start. Ich werde auf unsere Fahrer keinen extra Druck ausüben und werde nur reagieren und Entscheidungen nur treffen, wenn es nötig ist oder, wenn sich die Umstände während des Rennens ändern. Bei der Dakar Teammanager zu sein, ist ganz anders als bei den 24 Stunden von Le Mans oder bei der WRC. Die Dakar Rallye ist unberechenbar und daher kann man keine feste Strategie planen. Jeder Tag ist völlig verschieden.

Was macht einen guten Teamchef aus?
Dominique Serieys: Das Schlüsselelement ist vielleicht, dass man sich dem Job absolut widmet. Ein guter Teammanager muss ruhig sein, professionell, stabil und er muss fähig sein, Situationen vorauszusehen wenn sie sich ergeben, um mit ihnen effektiv umgehen zu können. Ein guter Teammanager sollte Geschäftsmann sein. Ich muss beim Budget eng mit MMC zusammenarbeiten und muss mir über die Bedeutung der Sponsoren und Zulieferer bewusst sein. Das ist eine große Verantwortung. In Pont de Vaux sind 48 Leute an dem Projekt beteiligt und in Japan weitere 20 bis 30, es ist also ein Full Time Job. Ich habe 15 Jahre Erfahrung bei Mitsubishi - sieben Jahre als Sportdirektor und acht Jahre als Beifahrer. Wir haben die letzten sechs Jahre gewonnen und daher muss ich versuchen, auch in Zukunft einen ähnlichen Standard zu erhalten.

Der Verlust von Henri Magne war schwer für das Team und den Sport im Allgemeinen. Wie haben Sie es geschafft, den Teamgeist und die Moral während dieser schwierigen Zeit aufrecht zu erhalten?
Dominique Serieys: Ich kannte die Gefahren und Risiken in dieser Disziplin seit ich mit dem Motorsport angefangen habe. Seit 2001 habe ich immer alles versucht um unser Team vor möglichen Unfällen zu schützen. Nach Henris tragischem Unfall im Juni bin ich wochenlang durch alle möglichen Gefühlsschwankungen gegangen. Henri war ein guter Freund. Er war ein großer Verlust für die gesamte Motorsportwelt. Das Leben besteht aus viel Druck, schwierigen Entscheidungen und Situationen. Nach dem ersten Test im Juli in Marokko bin ich mit Torii-san und Teammitgliedern für zwei Tage nach Annecy gefahren. Da war es ruhig und entspannt. Wir haben lange über die Vergangenheit gesprochen, die Gegenwart und die Zukunft des Rallyeprogramms. Das Team war der einhelligen Meinung, dass wir weitermachen mussten. Die Tage und Wochen vergingen und wir sind zum zweiten Test nach Marokko gefahren. Das Team war wieder auf dem Weg. Das Leben ist manchmal schwierig, wir haben es aber trotzdem geschafft seit dem Unfall zielstrebig und professionell weiterzumachen.

Wie wichtig ist der letzte Test in Dubai in Hinsicht auf die Vorbereitung für die Dakar?
Dominique Serieys: Dubai ist das letzte Rennen vor der Dakar und daher sehr wichtig. Es ist eine gute Gelegenheit für Stéphane das neue Auto zu fahren und für Hiroshi und Luc vor der Dakar etwas mehr Erfahrung zu sammeln. Für ‘Nani´ Roma ist es auch eine gute Gelegenheit 1.500 bis 2.000 Testkilometer zu fahren. In Dubai nicht zu fahren hätte zwar vielleicht keinen Einfluss auf das Ergebnis bei der Dakar, aber wir denken, dass es eine wichtige Gelegenheit ist, das neue Auto noch mal zum Einsatz zu bringen und einige letzte Tests zu fahren.

Ist es ein großer Vorteil, seit vier Jahren dieselben Fahrer zu haben?
Dominique Serieys: Das ist eine gute Frage. Es ist sicher eine unserer Hauptstärken. Wir haben vier der besten Fahrer der Welt und sie haben nicht den Druck, in letzter Sekunde noch Tests fahren zu müssen, um einen Vertrag zu bekommen. Ich habe Vertrauen in unsere Fahrer, dass sie dazu in der Lage sind, eine großartige Leistung zu bringen. Es gibt für einen Fahrer nichts Schlimmeres als sich einer unsicheren Zukunft gegenüber zu sehen, ob er oder sie im nächsten Jahr einen Vertrag haben wird. Unsere Fahrer können sich sicher fühlen, sie haben das ganze Jahr einen Job und können sich auf uns verlassen. Das führt zu einem eingespielten und stabilen Team mit einer großartigen Moral und sie verbringen keine zwei oder drei Monate mit der Suche nach einem Vertrag für das nächste Rennen.

Was sind die Stärken eines guten Fahrers?
Dominique Serieys: Stéphane und Hiroshi haben sehr viel Erfahrung. Luc and ‘Nani´ haben beide schon gewonnen und alle unsere Fahrer sind Sieger der Dakar. Zwischen den rivalisierenden Teams gibt es jetzt nur kleine Unterschiede, aber ich glaube, dass unsere Fahrer den Biss und die Kraft haben zu gewinnen. ‘Nani´ war bei den letzten beiden Dakar Rallyes Sechster und Dritter und ich bin sicher, dass sie auch in den nächsten zwei oder drei Jahren auf höchstem Level fahren werden. Er hat das Engagement und die Entschlossenheit Erfolg zu haben.

Die Route sieht dieses Jahr recht schwierig aus. Wo denken Sie, wird das Rennen gewonnen oder verloren werden?
Dominique Serieys: Mauretanien wird der Schlüssel sein. Es wird für uns kein Problem sein, den führenden Autos durch Marokko zu folgen, solange wir nahe dran bleiben. Sobald wir dann nach Mauretanien kommen fängt die Rallye wirklich an. In Europa und Marokko ist es nicht so entscheidend, Etappen mit ein paar Minuten Vorsprung zu gewinnen, wenn man das Gesamtbild betrachtet verglichen mit vielen Minuten oder sogar Stunden in Mauretanien. Ich werde mich in Geduld fassen und sehen, was passiert.

BMW und Volkswagen haben hart an ihren Autos gearbeitet und wir wissen, dass ihre Buggies sehr schnell sind. Wo sehen Sie die größte Gefahr?
Dominique Serieys: Volkswagen ist mit Sicherheit sehr stark. Giniel de Villiers ist ein Topfahrer auf einem sehr hohen Niveau und Carlos Sainz und Mark Miller sind extrem konkurrenzfähig. Wie kennen alle Ari Vatanens Erfahrung und seinen Rekord bei diesem Event. Wir dürfen dieses Jahr auch BMW nicht vergessen. Nasser (Al-Attiyah) ist ein erfahrener Fahrer und Jutta (Kleinschmidt) ist mehr als fähig, aufs Podium zu fahren. Dann gibt es auch noch (Jean-Louis) Schlesser und die Buggies. Ich glaube, dass es bei der Dakar innerhalb von 12 Autos einen Kampf um die ersten fünf Plätze geben wird. Das wird ein ziemlicher Kampf werden.