Ricky Brabec lieferte auch am sechsten Tag der Rallye Dakar 2020 eine starke Performance ab. Der Honda-Pilot beendete die 477 Kilometer lange Wertungsprüfung in vier Stunden, 36 Minuten und 28 Sekunden. Damit feierte der US-Amerikaner seinen zweiten Tagessieg in der diesjährigen Dakar.

Traditionell ist die Etappe vor dem Ruhetag bei der Rallye Dakar kein Zuckerschlecken. Der Weg führte die Zweirad-Pilot vom Biwak in Ha'il nach Riad, die Hauptstadt Saudi-Arabiens. Dabei legten die Fahrer insgesamt 830 Kilometer zurück. In die Wertung flossen jedoch nur 477 Kilometer ein - alle vollständig Off-Road. Damit war die sechste Etappe nicht nur die bisher Längste der diesjährigen Dakar, sondern auch die wohl Härteste. Neben der Streckenlänge änderte sich auch das Terrain im Vergleich zu den Vortagen drastisch. Zuerst führte die Route die Piloten über offenes Gelände mit sandigen Ebenen und hoher Geschwindigkeit, während es im Mittelteil der Etappe gegen Sanddünen zu kämpfen galt. Am Schluss mussten sich die Fahrer noch über sandigen Boden und ausgetrockneten Flussbergen zwischen kleinen Bergen hinwegschlängeln.

WP1/WP2: Honda geht in Führung

Als Sieger des Vortages war es an Toby Price, die Etappe zu eröffnen. Der KTM-Pilot kam auch als Erster am ersten Waypoint an. Die 57 Kilometer brachte allerdings Jose Ignacio Cornejo (Honda) am schnellsten hinter sich, er brauchte genau 30 Minuten. Dahinter wurde Honda-Fahrer Kevin Benavides an WP1 Zweiter vor Franco Caimi (Yamaha), Ricky Brabec (Honda) und Ross Branch (KTM)in den Top-5. Price fiel mit einem Rückstand von einer Minute und 39 Sekunden weit hinter den Führenden zurück. Johnny Aubert kam nach nur 20 Kilometern vorerst zum Stillstand, um seine Sherco zu reparieren.

Lange konnte Cornejo seine Führung aber nicht behaupten. Bereits am zweiten Waypoint nach 107 Kilometern war es Benavides, der P1 für sich beanspruchte. Brabec hielt sich auf Rang zwei, während Cornejo am zweiten Waypoint insgesamt 33 Sekunden liegen ließ und damit auf P3 abrutschte. Joan Barreda auf der Honda und Husqvarna-Pilot Quintanilla komplettierten zu diesem Zeitpunkt die Top-5, während sich das KTM-Duo Matthias Walkner und Price auf den Rängen sieben und neun hielten.

WP3/WP4: Brabec vorbei an Benavides

Nach 165 Kilometern war der dritte Waypoint erreicht. Hier änderte sich an der Spitze nicht viel, Benavides behielt seinen Vorteil über Brabec. Der Argentinier war 30 Sekunden schneller als sein Konkurrent. Auf Rang drei schob sich Barreda vor, sodass Cornejo nach seiner kurzzeitigen Führung nur noch auf P4 lag. Die Top-5 rundete Walkner ab, während sein als erster gestarteter Teamkollege Price weiter Zeit verlor. Dem Australier fehlten an WP3 schon über dreieinhalb Minuten auf Benavides Spitzenzeit.

Quad-Pilot Ignacio Casale und Motorrad-Pilot Charlie Herbst hatten derweil Glück im Unglück. Die beiden Fahrer fuhren bei hohen Geschwindigkeiten ineinander, was Zweirad-Pilot Herbst zum Sturz brachte. Casale blieb unverletzt und konnte schnell weiterfahren, während Herbst einen Reibungsbrand erlitt und daraufhin versuchte, seinen Overall zu reparieren, um wieder in die Wertungsprüfung einsteigen zu können.

Am vierten Waypoint musste Benavides die Führung an Brabec abtreten, der ihn um 26 Sekunden schlug. Damit lag der US-Amerikaner nun vor Benavides, während Walkner nach 213 Kilometern von P5 auf P3 vorfuhr. Barreda war an WP4 Vierter vor Quintanilla, der die Top-5 abrundete. Price verlor weiter Zeit.

Die sechste Etappe der Rallye Dakar 2020, Foto: ASO/Dakar
Die sechste Etappe der Rallye Dakar 2020, Foto: ASO/Dakar

WP5/WP6: Brabec behauptet Führung

Waypoint fünf sah Brabec mit einem Vorsprung von 55 Sekunden vor Benavides an der Spitze, damit machte der Honda-Pilot fast eine halbe Minute auf seinen Markenkollegen gut. Mit Walkner, Barreda und Quintanilla auf den Rängen drei, vier und fünf blieb die Top-5 vom vierten zum fünften Waypoint vollständig unverändert. Dahinter zog Andrew Short nach 265 absolvierten Kilometern an Cornejo vorbei auf Rag sechs. Price fehlten auf die Bestzeit von Brabec zu diesem Zeitpunkt schon fast sechs Minuten.

Nach 218 Kilometern an Waypoint sechs hatte Brabec immer noch die Nase vorn, auch wenn Benavides seinen Rückstand auf ihn minimalst verkleinerte. Barreda schob sich an Walkner vorbei auf den dritten Rang, sodass der Österreicher nur noch Vierter war. Quintanilla hielt seinen Platz am Ende der Top-5, Prices Lage verbesserte sich weiterhin nicht.

Julian Jose Garcias Dakar war nach 163 Kilometern beendet. Seine Yamaha war zu kaputt, als das der Spanier hätte weiterfahren können. Ross Branch erlitt mit noch 177 Kilometern auf der Uhr einen Schaden am Hinterreifen und musste die Etappe mit einem platten Pneu zu Ende fahren.

WP7/WP8: Benavides jagt Brabec

Auch am siebten Waypoint nach 371 Kilometern gab Brabec seine Führung nicht ab, sondern vergrößerte seinen Vorsprung auf 59 Sekunden. Damit lag er fas eine Minute vor Benavides, der sich mit einem soliden Abstand vor Walkner auf P3 hielt. Short fuhr vor auf Rang vier, sodass Barreda zwischen WP6 und WP7 zwei Plätze einbüßen musste. Quintanilla rutschte auf Rang sechs ab. Prices Rückstand wuchs auf über sechs Minuten an, bevor er auf dem Weg zum achten Waypoint ganz zum Stehen kommt. Der deutsche Starter Sebastian Bühler musste nach 265 Kilometern mit einem Motorschaden an seiner HERO-Maschine die Dakar 2020 aufgeben.

Den letzten Waypoint bei Kilometer 425 passierte Brabec ebenfalls als Führender, allerdings gelang es Benavides, seinen Vorsprung von 59 auf nur noch 25 Sekunden zu schrumpfen. Barreda schnappte sich den dritten Rang zurück und ließ Walkner und Short damit hinter sich.

Ziel: Brabec siegt, Probleme für Benavides

Nach vier Stunden, 36 Minuten und 28 Sekunden kam Brabec als sechster Etappensieger in Riad an. Sein ärgster Verfolger Benavides nahm sich selbst aus dem Spiel, nachdem er 44 Kilometer vor dem Ziel einen Motorschaden erlitt und dort über eine Stunde auf Hilfe eines Mitstreiters wartete.

Seinen zweiten Rang erbte Barreda, der eine Minute und 34 Sekunden langsamer als Brabec war. Die Top-3 rundete Walkner ab, während Quintanilla seine Husqvarna auf Rang vier abstellte. Fünfter wurde Luciano Benavides vor Cornejo, Caimi, Paulo Goncalves (HERO), Stefan Svitko (KTM) und Skyler Howes (Husqvarna) in den Top-10.

Rallye Dakar 2020: Highlights der 6. Motorrad-Etappe: (04:09 Min.)

Gesamtwertung: Brabec/Honda bauen Führung aus

Mit seinem zweiten Etappensieg baute Brabec seine Führung und die seines Herstellers Honda in der Gesamtwertung weiter aus. Durch den Ausfall Benavides' rückte mit Quintanilla eine Husqvarna auf den zweiten Rang in der Gesamtwertung, während die erste KTM (Price) auf Rang drei liegt. Mit Cornejo und Barreda liegen zwei weitere Hondas in den Top-5 der Gesamtwertung, der japanische Hersteller hat also nach wie vor die Nase in der diesjährigen Dakar vorn. Mit Franco Caimi schaffte es Yamaha nach der heutigen Etappe in die Top-10.

Ergebnis 6. Etappe Motorräder (Top-10)

Pos.FahrerMotorradZeit
1.Ricky BrabecHonda+04:36:28
2.Joan BarredaHonda+00:01:34
3.Matthias WalknerKTM+00:02:45
4.Pablo QuintanillaHusqvarna+00:04:55
5.Luciano BenavidesKTM+00:05:02
6.Jose Ignacio CornejoHonda+00:05:16
7.Franco CaimiYamaha+00:08:13
8.Paulo GoncalvesHERO+00:08.16
9.Stefan SvitkoKTM+00:10:56
10.Skyler HowesHusqvarna+00:15:03

Gesamtwertung nach 6/12 Etappen

Pos.FahrerMotorradZeit
1.Ricky BrabecHonda23:43:47
2.Pablo QuintanillaHusqvarna+00:20:56
3.Toby PriceKTM+00:25:39
4.Jose Ignacio CornejoHonda+00:25:41
5.Joan BarredaHonda+00:32:58
6.Matthias WalknerKTM+00:33:39
7.Luciano BenavidesKTM+00:39:02
8.Skyler HowesHusqvarna+01:04:50
9.Stefan SvitkoKTM+01:07:49
10.Franco CaimiYamaha+01:10:24