Irgendwie war es ja klar, dass sich durch den Ausfall zweier langer, schwerer Offroad-Etappen ein Vorteil für Peugeot auf der Dakar ergeben hatte. Nun sehen die Fans an den Strecken wieder eher echte Rallyeaktivitäten und da sind nicht nur die französischen Rennbuggies durch enormen Topspeed von über 200 km/h im Vorteil, sondern auch die Kombination Peugeot-Sebastian Loeb.

Als ehemaligem Rallye-Weltmeister liegen ihm diese WRC-artigen Strecken natürlich mehr, als die freie Bewegung im Offroad-Gelände. Auch Beifahrer Daniel Elena, sollte sich dort leichter tun. Aber falsch gedacht! Zwar gilt der Vorteil des hinterradangetriebenen Buggies gegenüber der Allradfraktion, am aussichtsreichsten vertreten durch Nani Roma auf Toyota und Miko Hirvonen auf Mini. Aber Loeb muss sich am Donnerstag noch einmal seinem Teamkollegen und Vorjahressieger Stephane Peterhansel geschlagen geben. Hauptsächlich weil sich der erste Teil der Stage als nur relativ langsam zu befahrende Trial-Strecke herausstellte.

Dakar Live: Stefan Schott & Ilka Minor im Interview (02:26 Min.)

Danach sah es allerdings im Ziel zunächst nicht aus: Peterhansel hatte acht Minuten Rückstand. Da er aber im Laufe des Abends eine Zeitgutschrift bekam, war er der Sieger der heutigen Etappe. Kurz vor Schluss der Rallye übernimmt er also wieder die Gesamtführung. Was war geschehen?

Unfall mit einem Motorradfahrer

Der zwölfmalige Dakar-Gewinner hatte einen Motorradfaher gerammt. Das hört sich zwar seltsam an, passiert aber leider hin und wieder einmal, speziell im tiefen Sand oder eben auf engen Pisten. Der Motorradfahrer, ein slowenischer Amateur hat nun eine bleibende Erinnerung an seine Dakar-Teilnahme: Er brach sich ein Bein. In solchen Fällen greift ein Sicherheitssystem, das den nächsten verfügbaren Helikopter mit Arzt an Bord so schnell wie möglich an den Unfallort bringt.

Peterhansel bekommt seine, genauestens durch GPS bestimmte Standzeit während der Erstversorgung, am Ende zurückerstattet. Das soll dafür sorgen, dass helfende Hände nicht durch ihre Fürsorge benachteiligt werden, was insbesondere gilt, wenn man anhält um jemandem medizinisch zu helfen.

Ungemach auch bei Nani Roma und Mikko Hirvonen, den Peugeot-Verfolgern aus dem Toyota- und Mini-Lager. Hirvonen war ebenfalls in eine Kollision verwickelt, allerdings mit einem Renn-LKW. Er verliert drei Stunden. Der Spanier Roma weitere 30 Minuten auf die Spitze. Nutznießer aus deutschen Sicht sind de Villiers mit Dirk von Zitzewitz an seiner Seite. Auch die beiden Toyota-Piloten bleiben nicht ohne Probleme, machen aber einen Sprung nach vorne im Gesamtklassement. Top-5 in Sicht!

Eklat bei den Trucks

Bei den Trucks gab es am Donnerstag ebenfalls enormen Diskussionsbedarf. Die niederländische Fraktion ist nicht begeistert über das Ausscheiden von MAN-Pilot Hans Stacey. Der Dakar-Gewinner hat sich mit der Organisation angelegt und ist freiwillig aus dem Rennen ausgestiegen. Nach Getriebeproblemen zwei Tage zuvor hatte er um einen Joker gebeten. Konkret bedeutet das, dass man nicht seine Ankunftszeit der vorherigen Etappe entsprechend den nächsten Tag startet, sondern den Start seiner ungefähren Position im Feld entsprechend angeht.

Das macht Sinn, wenn ein Spitzenfahrer durch Probleme eine späte Startzeit bekommt, denn das bedeutet, dass er im Staub die eigentlich langsameren vor ihm überholen muss. Kostet nochmal extra viel Zeit und ist auch nicht ungefährlich. Das Problem war nur, dass davon am eigentlichen Start niemand wusste und sie Stacey nicht in die Stage starten ließen.

Der erzürnte Holländer warf daraufhin das Handtuch. An der Spitze setzen sich die Kamaz fest. Fast scheint es, als ob die Iveco-Fraktion, angeführt von Gerard de Rooy, in diesem Jahr nichts entgegenzusetzen hat. Auch ihm fehlen die Kilometer im reinen Offroad-Gelände um im Gesamt besser dazustehen. Zwei Etappen sind noch zu bewältigen, bevor der Dakar-Tross am 14. Januar in Buenos Aires über die Zielrampe fährt.