Eine unglaublich überlegene Zeit von MINI-Fahrer Vladimir Vasilyev in der dritten Wertungsprüfung hat auf der fünften Etappe der Rallye Dakar alles überstrahlt. Zehn Minuten knüpfte der Russe dort fast der gesamten Konkurrenz ab - gleiches gelang Emiliano Spataro. Anders als dem Argentinier glückte es Vasilyev jedoch, einen Teil dieses gigantischen Vorsprungs ins Ziel zu retten und die Etappe zu gewinnen. Am Ende blieben dem Russen jedoch nur 20 Sekunden von seinem Polster. Denn auf den übrigen Wertungsprüfungen gaben die bärenstarken Roma, Al-Attiyah, Peterhansel und vor allem Al Rajhi mit seinem deutschen Co-Piloten Timo Gottschalk den Ton an.

Letzter eroberte kurz vor Schluss sogar kurzfristig die Führung zurück und besorgte den Fans den nächsten Wüsten-Krimi. Für den zweiten deutschen Co-Piloten im Spitzenfeld, Dirk von Zitzewitz, lief es hingegen nicht nur rund, sodass der Toyota-Mann neben Giniel de Villiers im Gesamtklassement mehr als zwei Minuten an Boden auf Al-Attiyah verlor.

5. Etappe: Copiapo - Antofagasta

(Verbindung: 239 km, Prüfung: 458 km)

Nach einer deutlich kürzeren Verbindung als am Vortag startete die fünfte Etappe der Rallye Dakar auf chilenischem Boden und endete nach 458 Wertungskilometern auf zunehmend steinigem Untergrund in der Atacama-Wüste ebenda. Insgesamt 8.000 Höhenmeter inklusive zwei Steigungen auf mehr als 3.000 Meter über Meeresspiegel mussten die Piloten auf dieser Etappe bewältigen. Die Besonderheit: Zwischen Startort Copiapo und dem Ziel in Antofagasta fuhren alle vier Klassen auf derselben Route, sodass die Autos sich an den durch die Motorräder gezogenen Spuren orientieren konnten.

Peterhansel erwischte einen Top-Start in die fünfte Etappe, Foto: Red Bull
Peterhansel erwischte einen Top-Start in die fünfte Etappe, Foto: Red Bull

"Mr. Dakar" Peterhansel startet stark, Al-Attiyah verwaltet

Nachdem vor der fünften Etappe fünf weitere Fahrer in der Auto-Kategorie aufgeben mussten, fuhren nur noch 91 der ursprünglich 137 Starter die 174 Kilometer lange erste Verbindung des Tages zum Startpunkt der Wertungsprüfung. Nach seinem Sieg auf der vierten Etappe eröffnete der Gesamtführende Al-Attiyah die Zeitenjagd. MINI-Kollege Roma folgte als Zweiter bevor das Toyota-Duo De Villiers und Al Rajhi mit ihren deutschen Co-Piloten die Verfolgung aufnahm.

Bis zur ersten Zeitmessung fuhr Al-Attiyah zurückhaltend und verwaltete seinen Vorsprung - zeitgleich mit seinem schärfsten Verfolger De Villiers, aber 24 Sekunden langsamer als der Gesamtdritte Al Rajhi, der sich bis hierhin hauchdünn vor Peterhansel im Peugeot, Robby Gordon im Hummer und Bernhard Ten Brinke im Toyota durchsetzte.

Danach führte die Route die Piloten zum ersten Mal über die 2.000-Meter-Höhenmarke. Die erste von drei großen Klettertouren der Etappe meisterten Gordon und Peterhansel am besten: Das Duo knöpfte Al Rajhi beim zweiten Messpunkt die Führung ab und setzte sich mit einem Vorsprung von rund 40 Sekunden an die Spitze. Al-Attiyah und De Villiers führten indessen ihr Kopf-an-Kopf-Rennen fort, während es Roma in der Tageswertung an beiden vorbei nach vorne spülte.

Was war da los? Vasilyev fand in der dritten WP zehn Minuten auf die Spitzengruppe, Foto: X-raid
Was war da los? Vasilyev fand in der dritten WP zehn Minuten auf die Spitzengruppe, Foto: X-raid

Vasilyev verblüfft mit Monster-Zeit in WP3

Als nächstes stand der zweite Anstieg bevor. 1.600 Höhenmeter galt es von einer Basis auf 1.400 Metern zu erklimmen. Bei 2.000 Höhenmetern folgte die erste Zeitnahme dieser Erhebung. Die erste Stunde der Etappe war geschafft. Al Rajhi eroberte die Führung zurück und setzte sich vor Peterhansel während Gordon deutlich zurückfiel und Roma Platz drei übernahm. Al-Attiyah verlor eine halbe Minute auf De Villiers. Doch plötzlich herrschte Verwirrung. Aus dem Nichts tauchten Vasilyev und Spataro ganz oben im Klassement auf. Demzufolge hatten sie der gesamten Konkurrenz auf der dritten Wertungsprüfung zehn Minuten abgenommen - woher der gigantische Zeitunterschied rührt ist noch ungeklärt. Es folgten jedenfalls einige weitere überraschend gute WP3-Zeiten quer durch das gesamte Feld.

Doch zurück zum Spitzenduell: Messpunkt Nummer vier bei 3.000 Metern Höhe brachte Al-Attiyah wieder leicht an seinen Hauptkonkurrenten De Villiers heran. Peterhansel büßte fast zwei Minuten auf Al Rajhi und Roma ein, sodass es den Vorjahressieger auf Platz vier hinter den Toyota spülte. Von der Spitze grüßten weiterhin Vasilyev und Spataro mit noch sieben Minuten Vorsprung. Es folgte die lange Abfahrt über die Zeitmessungen fünf und sechs zum ersten Checkpoint bei 229 Kilometern. Hier stark unterwegs: Die MINI von Al-Attiyah und Roma. Al Rahji und Peterhansel verloren allerdings nur wenig Zeit, während De Villiers gut zwei Minuten und Ten Brinke durch einen Fehler fast zehn Minuten einbüßten.

Zwischenstand Checkpoint 1: Weiterhin mit 6:12 Minuten Vorsprung vor Al Rajhi in Führung lag allerdings Vasilyev. Es folgten Roma (+7:26), Al-Attiyah (+9:04), Spataro (+9:21) und Peterhansel (+9:30).

Der letzte Anstieg kostete De Villiers und von Zitzewitz viel Zeit., Foto: Red Bull
Der letzte Anstieg kostete De Villiers und von Zitzewitz viel Zeit., Foto: Red Bull

Letzter Berg: Al Rajhi trumpft auf, De Villiers büßt Zeit ein

Vom ersten Checkpoint aus machte sich der Tross auf seine Tour über die letzte große Erhebung der Etappe. Die Zeitmessungen sieben und acht führten erneut hinauf bis auf 3.000 Höhenmeter, bevor es mit Messpunkt neun am zweiten Checkpoint wieder auf 1.600 Meter hinunter ging - insgesamt 140 Kilometer galt es zurückzulegen. Den besten Job machte hier einmal mehr Al Rajhi, der seinen Rückstand auf Vasilyev beinahe halbierte (+3:26 Minuten) und dem Dritten Roma weitere 20 Sekunden aufbrummte. Während Spataro nun endgültig weiter zurückfiel, überrumpelte Gordon Al-Attiyah und Peterhansel und schob sich auf Rang vier. Der Toyota von De Villiers und von Zitzewitz' verlor indes weiter Zeit im Fernduell um die Gesamtführung mit Al-Attiyah. Drei Minuten betrug der Abstand nun, sodass Al Rajhi im Gesamtklassement seinen Rückstand auf Platz zwei halbieren konnte.

Vasilyev verliert im Schlusssprint alles - scheinbar

Bis zur Ankunft in Antofagasta standen nun nur noch zwei Prüfungen aus, bei denen es weiter bergab ging, mit einem kurzen Anstieg vor dem Ziel. Auf diesen letzten 90 Kilometern schenkte Vasilyev nun doch den Sieg her - scheinbar. Auf der zehnten Prüfung erwischte es den Russen. Er verlor satte fünf Minuten auf Al Rahji, der sich damit am dritten Checkpoint an die Spitze katapultierte. Auch Roma verlor viel Zeit, was Gordon auf Rang drei und Al-Attiyah auf Rang vier spülte. Dahinter ordnete sich Peterhansel auf dem sechsten Platz ein. De Villiers verlor eine weitere Minute auf Al-Attiyah. Die holte er sich auf der Abschlussprüfung allerdings doppelt zurück.

Doch das war nicht die Geschichte dieses Tages. Denn noch einmal sollte die Führung und damit der Sieg wechseln. Auf den letzten 30 Kilometern ließ der bislang so souveräne Al Rajhi doch tatsächlich gerade so viel Zeit liegen, dass es Vasilyev mit einer Triumphfahrt auf letzten Drücker noch gelang, den Saudi um 20 Sekunden abzufangen. Dritter wurde Gordon, vor Al Attiyah, Peterhansel und De Villiers. Für Roma reichte es nur zum Achten Rang.

Ergebnis: 5. Etappe Autos (Top 10)

1. Vasilyev/ Zhiltsov (MINI) 04:19:18 Stunden
2. Al Rajhi/Gottschalk (TOYOTA) + 00:00:20
3. Gordon/Campbell (HUMMER)+ 00:01:25
4. Al-Attiyah/Baumel (MINI)+ 00:03:24
5. Peterhansel/Cottret (PEUGEOT) + 00:04:04
6. De Villiers/von Zitzewitz (TOYOTA) + 00:05:44
7. Holowczyc/Panseri (MINI) + 00:08:49
8. Roma/Perin (MINI) + 00:10:02
9. Van Loon/ Rosegaar (MINI) + 00:11:35
10. Terranova/Graue (MINI) + 00:11:54

Gesamtwertung: Autos 05/13 (Top 10)

1. Al-Attiyah/Baumel (MINI) 16:53:26 Stunden (Strafzeit: 00:02:00)
2. De Villiers/von Zitzewitz (TOYOTA) + 00:10:35
3. Al Rajhi/Gottschalk (TOYOTA) + 00:20:29
4. Holowczyc/Panseri (MINI) + 00:48:55
5. Van Loon/Rosegaar (MINI) + 00:53:25
6. Ten Brinke/Colsoul (TOYOTA) + 00:56:19
7. Vasilyev/ Zhiltsov (MINI) + 01:09:52
8. Lavieille/Maimon (TOYOTA) + 01:13:59
9. Peterhansel/Cottret (PEUGEOT) + 01:19:17
10. Rakhimbayev/Nikolaev (MINI) + 01:21:32 (Strafzeit: 00:00:30)