Die 12. Etappe der Rallye Dakar hatte es wieder einmal in sich: Nach insgesamt 319 Prüfungskilometern und einer vorangegangenen Verbindungsetappe von 396 km, sicherte sich Frans Verhoeven etwas überraschend seinen ersten Tagessieg bei der diesjährigen Ausgabe. Der Niederländer setzte sich mit 1:38 Minuten Vorsprung gegen Ruben Faria durch. Lange Zeit war völlig unklar, ob Verhoeven nun wirklich zum Tagessieg gefahren war, denn sein Tracking-System machte arge Probleme. Gewissheit herrschte erst bei seiner Zielankunft. Der Tilburger kämpfte sich am Fuße der Anden durch den kniffligen Sand, während seine Kontrahenten zeitweise arg zu kämpfen hatten.

In der Gesamtwertung konnte Faria seinen Rückstand auf den weiterhin führenden Cyril Despres auf 5:39 Minuten verkürzen. Damit ist bei nur noch zwei ausstehenden Etappen alles bereitet für ein hochspannendes Finale in der Bike-Kategorie. Platz drei in der Tageswertung ging am Donnerstag an Joan Barreda Bort, der nach acht passierten Wertungsabschnitten 3:01 Minuten Rückstand zu Tagessieger Verhoeven aufwies. Auf Platz vier reihte sich Alain Duclos nach langem Kampf ein, damit fuhren Piloten vier unterschiedlicher Marken in die Top-4.

Verhoeven: Bei keinem Wegpunkt Schnellster, aber Tagessieger, Foto: Dakar Press
Verhoeven: Bei keinem Wegpunkt Schnellster, aber Tagessieger, Foto: Dakar Press

Die Wüstenhelden kehrten auf der 12. Etappe wieder zurück auf chilenischen Boden und ließen Argentinien hinter sich. Bei der Abfahrt aus den Bergen machte Barreda Bort zunächst die eindeutig beste Figur. Der Husqvarna-Pilot erreichte den ersten Messpunkt als Schnellster, nur 19 Sekunden vor Vortages-Sieger Kurt Caselli und 27 Sekunden vor Despres. Barreda Bort behielt die Tagesführung auch nach dem Passieren des zweiten Waypoint auf dem Weg in Richtung Atacama-Wüste und machte immerhin mehr als eine Minute gut auf seine Verfolger Lopez Contrado und Pedrero Garcia. Gleiches Spiel an den Wegpunkten drei und vier: Barreda Bort war das Maß der Dinge und schnappte sich die kleinen Zwischensiege auf bestem Wege zum Gesamttriumph am Donnerstag.

Dabei profitierte Barreda Bort von dem Umstand, dass er die Tagesetappe aus dem sicheren, hinteren Mittelfeld in Angriff nahm, während Caselli als Erster der verbliebenen 130 Biker starten und somit teilweise den Weg freischaufeln musste. Nach 201 km dann der Wendepunkt für Barreda Bort: Der Spanier verzettelte sich bei der Navigation, fuhr zu weit gen Norden und musste erst einmal wieder auf den richtigen Weg zurückkehren. Faria nutzte seine Chance und übernahm die Tagesführung, während Barreda Bort zeitweise auf den achten Platz durchgereicht wurde. Faria leistete sich in der Folge auch im sandigen Abschnitt keinen Schnitzer und erreichte die Messpunkte jeweils als Schnellster.

Damit holte Faria auf dem anvisierten Weg zum Dakar-Triumph ordentlich auf Despres auf. Der Favorit startete am Freitag mit 13 Minuten Vorsprung im Gesamtklassement. Nun schmolz die komfortable Führung auf nur noch gut fünf Minuten. Despres kam am Donnerstag nicht über Platz zwölf hinaus. Von Despres' schwierigem Tag, bei dem er auch noch eine Zeitstrafe von 15 Minuten kassierte, profitierte auch Francisco Lopez, der nun 13 Minuten Gesamtrückstand auf den Franzosen hat und noch ein Wörtchen bei der Titelvergabe mitsprechen kann. Ivan Jakes komplettiert die Top-4, womit weiterhin vier KTM-Piloten die Spitzenplätze besetzen.

Stimmen nach der 12. Etappe

Cyril Despres: Die Stage war heute Morgen nicht sehr gut - ganz schön schnell. Im zweiten Teil erreichten wir das große, sandige Gebirge und die Schluchten, da war eine Menge Navigation angesagt. Ich wollte die Stage heute nicht eröffnen, deshalb überließ ich anderen den Vortritt. Es war mir auch wichtig zu versuchen, Ruben zu helfen. Er hat mich bei den vergangenen drei Dakars unterstützt, deshalb entschied ich mich dafür, ihn dabei zu unterstützen, Gesamtzweiter zu werden. Ich denke, dass er heute stark war und deshalb freue ich mich für uns beide.

Ruben Faria:Ich startete heute als Zehnter und leider brach auf der Verbindungsetappe meine Radblende. Da dachte ich mir schon: Das ist ja ein guter Start in den Tag. Zunächst fuhr ich vorsichtig, denn es gab eine Menge Steine und Felsen - in den Dünen griff ich dann an. Auf dieser Stage wurde ich Zweiter, also wendete es sich zu einem guten Tag. Mit Cyrils Arbeit bin ich sehr zufrieden und auch mit meinem persönlichen Resultat. Allerdings haben wir noch zwei Tage vor uns und bei Dakar kann man am einen Tag ein Lächeln auf den Lippen haben und am anderen dann Pech. Das passierte Casteu und Pain, deshalb spare ich mir mein Lächeln lieber bis zum Ende der Dakar. Aber im Moment läuft es gut.

Joan Barreda Bort: Heute war ein perfekter Tag. Im ersten Teil versuchte ich Gas zu geben. Als ich zur Gruppe mit den ersten Fahrern aufschloss, versuchte ich, sie zu überholen, doch an einem Punkt unterlief mir ein Fehler: Ich fuhr in eine andere Richtung als all die anderen. Ich musste umkehren und versuchte dann, Despres und Ruben zu schnallen, was mir dann auch schlussendlich gelang.

Francisco Lopez: Wir waren bei dieser Stage zunächst schnell unterwegs - alle gaben einfach Vollgas. Wir wachten sehr früh auf - um 3:00 Uhr morgens - aber das war keine allzu schwierige Stage und die Fahrt mit Pedrero, Cyril und Barreda machte Spaß. An einem Punkt öffnete Pedrero die Strecken, dann war ich dran. Die Positionen haben sich nicht verändert, aber wir hatten heute einen guten Tag in der Wüste.

Ergebnis 12. Etappe Motorräder (Top-10):

1. Frans Verhoeven (Yamaha) 3:49.15 Stunden
2. Ruben Faria (KTM) +00:01.38
3. Joan Barreda (Husqvarna) +00:03.01
4. Alain Duclos (Sherco) +00:03.17
5. Helder Rodrigues (Honda) +00:03.35
6. Jakub Przygonski (KTM) +00:04.07
7. Francisco Lopez (KTM) +00:04.47
8. Gerard Farres (Honda) +00:05.02
9. Javier Pizzolito (Honda) +00:05:22
10. Olivier Pain (Yamaha) +00:05.32

Gesamtwertung Motorräder 12/14 (Top-10):

1. Cyril Despres (KTM) 37:46.59 Stunden
2. Ruben Faria (KTM) +00:05.39
3. Francisco Lopez (KTM) +00:13.40
4. Ivan Jakes (KTM) +00:20.16
5. Alessandro Botturi (Husqvarna) +00:34.52
6. Juan Pedrero (KTM) +00:41.14
7. Olivier Pain (Yamaha) +01:03.29
8. Frans Verhoeven (Yamaha) +01:05.22
9. Helder Rodrigues (Honda) +01:10.44
10. Javier Pizzolito (Honda) +01:19.20