Für die 140 verbliebenen Motorrad-Piloten stand nach dem Ruhetag die längste Etappe der diesjährigen Dakar auf dem Programm. 593 der 852 Kilometer wurden in Form von Spezialprüfungen durchfahren, inklusive einer neutralen Zone von 127 Kilometer Länge. Der Franzose Cyril Despres hatte auf der Marathonstrecke von Tucuman nach Cordoba die Nase vorne und gewann seine erste Etappe in diesem Jahr in 5 Stunden 41 Minuten und 36 Sekunden vor Joan Barreda Bort und Alessandro Botturi, während einige Topfavoriten in den Wäldern Argentiniens viel Zeit verloren. In der Gesamtwertung fiel David Casteu nach zahlreichen Problemen weit zurück und musste die Spitze an Ruben Faria abgeben, der nur fünf Minuten vor Despres liegt.

Casteu von einer Kuh gebremst

Auf der zweigeteilten Etappe lag nach dem ersten Abschnitt von 226 Kilometern Cyril Despres in Führung, der bei jeder der sechs Zeitmessungen der schnellste Pilot war. Als erster Verfolger des Franzosen, der wegen eines Motorwechsels am Samstag eine Strafe von 15 Minuten auferlegt bekommen hatte, kristallisierte sich mit 04:06 Minuten Rückstand Joan Barreda Bort heraus, der die letzte Etappe vor dem Ruhetag für sich entschieden hatte. Dahinter folgten Johnny Campbell (+05:35), Ruben Faria (+05:39) sowie Alessandro Botturi (+05:54).

Faria erklomm die Spitze, Foto: Dakar Press
Faria erklomm die Spitze, Foto: Dakar Press

Zahlreiche Probleme hatte hingegen der vor der Etappe Gesamtführende David Casteu. Der Franzose hielt bei Kilometer 134 für eine Minute an, um etwas an seinem Bike zu überprüfen, setzte die Fahrt danach jedoch wieder fort, um nach 210 Kilometern wegen eines Zusammenstoßes mit einer Kuh erneut stoppen zu müssen. Der Yamaha-Pilot verletzte sich bei der Kollision an der Schulter, musste vom Medical Team mithilfe seines Markenkollegen Vincent Guindani verarztet werden und erreichte den Neutralisationspunkt mit 21:45 Minuten Rückstand, womit er beinahe seinen gesamten Vorsprung auf Despres eingebüßt hatte.

Olivier Pain unterbrach nach Kilometer 182 in einem Waldstück seine Fahrt ebenfalls und wies am Neutralisationspunkt 11:50 Minuten Verspätung auf. Zur Halbzeit der Etappe hatte somit der portugiesische KTM-Pilot Faria die Spitze im Gesamtklassement übernommen und Casteu auf den zweiten Rang verdrängt. Despres wies zu diesem Zeitpunkt als Dritter nur mehr 07:31 Minuten Rückstand auf den Platz an der Sonne auf.

Despres souverän, die Konkurrenz strauchelt

Nach der neutralisierten Überfahrt folgte der zweite gewertete Abschnitt des Tages. Campbell musste bei Kilometer 376 für mehrere Minuten anhalten, was den Amerikaner im Kampf um den Tagessieg weit zurückwarf, doch er sollte nicht der Einzige mit Problemen bleiben.

Casteu verlor enorm viel Zeit, Foto: DPPI/ASO
Casteu verlor enorm viel Zeit, Foto: DPPI/ASO

Während Despres an der Spitze eine Bestzeit nach der anderen markierte und Barreda Bort in Schach hielt, verlor Casteu weiter an Boden und Pain wies am achten Wegpunkt sogar 25:47 Minuten Rückstand auf, da der Franzose in einen Graben gefallen war, jedoch unverletzt blieb. Einmal mehr eilte Vincent Guindani heran, der Pain gemeinsam mit Michael Metge wieder auf die Strecke half. 30 Kilometer vor dem Ziel stoppte Casteu aufgrund von Problemen mit seinem Tank erneut und büßte enorm viel Zeit ein.

Unbeeindruckt von den Schwierigkeiten der Konkurrenz ließ sich Despres seinen ersten Etappensieg bei der diesjährigen Dakar nicht mehr nehmen und verwies Barreda Bort um 04:03 Minuten auf den zweiten Platz. Dahinter fanden sich Botturi (+05:14), Faria (+07:47) sowie Helder Rodrigues (+08:47) ein. Die großen Verlierer des Tages hießen hingegen Pain und Casteu, die 31:39 Minuten beziehungsweise 02:09:13 Stunden einbüßten.

In der Gesamtwertung liegt nun Faria mit einer Fahrzeit von 25:57:12 Stunden in Front, ihm dicht auf den Fersen ist jedoch KTM-Markenkollege Despres, der nur mehr 05:23 Minuten Rückstand aufweist und nach seinen technischen Defekten zuletzt offenbar zu einer fulminanten Aufholjagd ansetzt. Der dritte Rang wird vom Chilenen Francisco Lopez (+09:03) bekleidet. Der einstige Spitzenreiter Casteu ist bis auf Platz 21 abgerutscht (+01:50:10). Barreda Bort liegt trotz vieler guter Einzelergebnisse wegen seiner Probleme in der ersten Woche mit über drei Stunden Rückstand aussichtslos zurück.

Barreda Bort liegt aussichtslos zurück, Foto: Speedbrain
Barreda Bort liegt aussichtslos zurück, Foto: Speedbrain

Stimmen nach der 9. Etappe:

Cyril Despres: Es war ein guter Tag mit vielen Attacken und Kurven. Es wäre mir ohne meinen Trainer, mit dem ich das Jahr über auf dem Fahrrad trainiere, jedoch unmöglich gewesen, mich so gut zu schlagen. Gleiches gilt für meine Michelin-Reifen. Ihnen gebührt ein großer Dank. Wenn ich zurück im Biwak bin, werde ich die Etappe auf meiner Liste abhaken. Ich wusste, dass es körperlich herausfordernd werden würde und ich alles geben muss. Ich habe Blasen an meinen Füßen und meine Hände sind wund, aber ich musste mit der Faust auf den Tisch schlagen und sagen: "Hey, ich bin noch da!" Ruben und ich fahren gut für das Team, er ist in guter Form und das ist momentan am wichtigsten.

Joan Barreda Bort: Ich wusste, dass ich heute etwas versuchen musste. Ich wusste auch, dass es mit den vielen Kilometern vor mir schwierig werden würde, es war hart sich so lange zu konzentrieren. Am Ende habe ich es jedoch geschafft. Ich hatte ein wenig Angst vor den Spuren im letzten Abschnitt, weil sie rutschig und die Reifen ziemlich abgenutzt waren. Es war schwierig, sicher zu fahren, aber es ist mir gelungen, bis zum Ziel eine gute Pace beizubehalten ohne einen Fehler zu begehen. Ich bin eine Minute zu spät gestartet, weil mein Motorrad einfach nicht anspringen wollte. Ich musste zwei Mal wegen der Verkleidung anhalten und habe insgesamt zwei Minuten verloren. Der letzte Teil war weniger stressig und ich bin ohne Fehler durchgekommen.

Ruben Faria: Eine sehr schwierige Etappe, 852 Kilometer sind ein sehr langer Weg. Wir fuhren zu 90 Prozent im Wald, ich weiß nicht, wie viele Kurven wir zu bewältigen hatten. Es gab viel Staub, ich bin mit meinem eigenen Tempo gefahren, um kein Risiko einzugehen. Ich wollte wirklich ins Ziel kommen. Ich bleibe aber mit den Füßen am Boden: Ich bin hier, um Cyril zu helfen, seine fünfte Dakar zu gewinnen und das werde ich auch tun.

Ergebnis: 9. Etappe Motorräder (Top 10)

1. Cyril Despres (KTM): 05:41:36 Stunden
2. Joan Barreda Bort (Husqvarna): +00:04:03
3.Alessando Botturi (Husqvarna): +00:05:14
4.Ruben Faria (KTM): +00:07:47
5. Helder Rodrigues (Honda): +00:08:47
6. Ivan Jakes (KTM): +00:09:37
7.Paulo Goncalves (Husqvarna): +00:11:14
8. Juan Pedero (KTM): +00:12:14
9. Gerard Farres Guell (Honda): +00:14:12
10. Johnny Campbell (Honda): +00:14:56

Gesamtwertung: Motorräder 9/14 (Top 10)

1. Ruben Faria (KTM) : 25:57:12 Stunden
2. Cyril Despres (KTM): +00:05:23
3. Francisco Lopez (KTM): +00:09:03
4. Ivan Jakes (KTM): +00:16:56
5. Alessandro Botturi (Husqvarna): +00:22:58
6. Olivier Pain (Yamaha): +00:28:46
7. Helder Rodrigues (Honda): +00:31:23
8. Stefan Svitko (KTM): +00:32:50
9. Jakub Przygonski (KTM): +00:33:13
10. Jeremias Israel Esquerre (Honda): +00:38:30

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