Den aus dem Radsport bekannten Belgischen Kreisel mit seinen stetigen Führungswechseln suchte man beim Rennen der Champ Car World Series in Zolder vergeblich. Vielmehr erinnerte der elfte Saisonlauf ein an Pilgerfahrt mit europäischer Gelassenheit. Einzig allein durch unterschiedliche Boxenstrategien wurde die Reihenfolge an der Spitze durcheinander gewürfelt. Der dominierende Mann war zu jeder Zeit Sébastien Bourdais. Immer wenn es nötig war, konnte der Franzose einen Zahn zulegen und sich einen kleinen Vorsprung herausfahren oder Kontrahenten überholen. Am Ende war es kein Wunder, dass der amtierende Meister die Ziellinie als Erster überquerte, auch wenn er zwischenzeitlich unter Druck geriet.

Schon den Start konnte Bourdais für sich entscheiden. Bis zur ersten Gelbphase in Runde 15, ausgelöst durch einen losen Randstein, hielt sich Robert Doornbos knapp hinter dem Franzosen. Zuvor beschleunigte der Niederländer den auf dem zweiten Platz gestarteten Will Power aus, der als einziger Fahrer in der Spitzengruppe auf den härteren Brigdestone-Reifen startete. Die erste Safety-Car-Phase wurde von allen Fahrern für den ersten Boxenstopp genutzt. Auch hier änderte sich an der Reihenfolge nichts. Lediglich Bruno Junqueira hatte Grund, sauer auf seine Crew zu sein. Der Brasilianer fiel von Rang fünf auf Position 15 zurück.

Nach einem Dreher von Alex Figge kam es wenige Umläufe später zur zweiten Neutralisation des Tages. Der Rookie buddelte sich im Kiesbett der ersten Kurve ein und musste von den Streckenposten befreit werden. Diese Gelegenheit nutzten unter anderem Graham Rahal und Bruno Junqueira für ihren zweiten Boxenstopp. Durch die abweichende Strategie konnten die beiden, sowie einige andere Piloten an die Spitze gelangen, als das Feld kurz nach der Rennhälfte zum zweiten Mal nachtankte und die Reifen wechselte.

Der einzige Profiteur des Taktit-Geplänkels war Junqueira. Ausgerechnet seine Mannschaft schraubte ihn in Führung, als er nur eine Runde vor der dritten Gelbphase zum dritten Mal in die Box abbog. Als Mario Dominguez in Runde 49 sein rechtes Hinterrad verlor und am Streckenrand strandete, lag Bruno Junqueira zwar noch hinter Simon Pagenaud, Jan Heylen und Tristan Gommendy, doch alle drei sollten noch einmal tanken müssen. Der Brasilianer und der Rest des Feldes sollten es hingegen bis zum Ende schaffen.

Auf einmal stand Bourdais unter Druck. Jedoch nicht lang. In der 54. Runde zog der Franzose an seinem ehemaligen Teamkollegen vorbei und war so wieder auf der sicheren Seite. Auch sein Landsmann Gommendy konnte sich nicht lange wehren. 15 Minuten vor dem Rennende lag Bourdais auf Rang drei. Als Heylen und Pagenaud in der Boxengasse verschwanden, ging der Newman/Haas/Lanigan-Pilot wieder in Führung.

Kurz vor dem Ziel wurde es dann doch noch spannend. Zunächst überholte Justin Wilson Graham Rahal und versuchte sich eine halbe Runde später an Bruno Junqueira. Mit blockierenden Rädern bog der Brite in die erste Kurve ein, kämpfte mit Untersteuern. Junqueira und Rahal nutzten den kleinen Fahrfehler aus und gingen wieder vorbei. Auch Will Power ließ sich nicht lumpen. Am Ende der langen Geraden bremste sich der Australier an Wilson vorbei. Letztlich belegten die vier Kampfhähne die Positionen zwei bis fünf. Robert Doornbos konnte sich am Ende nicht mehr in das Duell um die Podestränge einmischen. Der Niederländer kam vor Neel Jani auf dem siebten Rang ins Ziel.