Wie in schon in den vergangenen Jahren wurde die deutsche Motorradsport-Saison im badischen Motodrom eröffnet. Die Veranstaltung hat während der letzten 33 Jahre viele Höhen und Tiefen erlebt. Zeitweise war sie so populär, dass man nur starten durfte, wenn mindestens ein Fahrer eine I-Lizenz vorweisen konnte. Es gab aber auch magere Jahre, in denen sich nur wenige für die Veranstaltung interessierten. In den letzten Jahren haben die 1.000km parallel zum wachsenden Interesse am Fahren auf der Rennstrecke stetig steigende Anmeldezahlen zu verzeichnen, so dass die Veranstaltungen sehr früh ausgebucht waren.

Dieser Umstand zwang die Veranstalter zu einem neuen Modus: Fahrer mit I-Lizenz, Erfolgen bei den 1.000 km oder Erfolgen in andern Motorradwettbewerben mussten sich bis Ende Januar anmelden, anschließend wurden dann die verbleiben Kontingente nach Meldeeingang im Februar vergeben. Da die Veranstaltung immer am Oster-Samstag über die Bühne geht, war für die Teams wenig Zeit für die Saisonvorbereitung und teilweise konnten die Motorräder noch nicht geliefert werden. Das Wetter tat ein Übriges, womit das Starterfeld etwas dezimiert war.

Die Witterung ließ bis am Donnerstag vor der Veranstaltung selbst den Veranstalter zweifeln und so gab es einen Stichtermin: Wenn, dann würde die Veranstaltung bis 12:00 Uhr abgesagt. Dies geschah nicht. Dennoch sagten dann einige Teams schweren Herzens ab. Im Fahrerlager grassierten die Gerüchte: Verkürzungen, Absage der ganzen Veranstaltung und so weiter. Die Fahrerbesprechung am Freitagabend brachte Klarheit. Diese Veranstaltung hat Tradition, die man fortführen will! Es wird nach Plan - so die Witterung es zulässt - um 8:00 Uhr in der Früh gestartet.

Die Temperatur ließ es nicht zu. 2 Grad hatte es schon öfters morgens früh beim Start der 1.000 km gegeben, aber mit der Aussicht auf 10 bis 15 Grad zum Mittag. In diesem Jahr gab es diese Aussicht nicht. So kam die Durchsage: Start eine Stunde später. Und statt an die 200 Runden, brauchten nur 40 Runden in 4 Stunden gefahren zu werden. Eine vernünftige Entscheidung des sehr professionellen Veranstalter-Teams.

So blieb also zwischendurch Zeit zum Aufwärmen. Und, das vorweg: Während ringsherum in Deutschland Schneetreiben und frostige Temperaturen herrschten, zeigte sich Hockenheim von seiner "warmen" Seite. Es blieb kalt, aber wenigstens Trocken und die Sonnen schaute auch manchmal zu.

Die Klasse 4 war dieses Jahr ohne Frage die spannendste Klasse und hat der Klasse 1 (1000 ccm - 4 Zylinder) den Rang abgelaufen. Die neue KTM RC8 traf in dieser Klasse erstmals auf die Platzhirsche BMW mit dem Serienableger des Wettbewerbsmotorrads aus der Endurance-WM (HP 2 Sport) in einem Markt, der bislang von Ducati beherrscht wurde.

Auf KTM startete auch das Team 62, welches in diesem Jahr zum 7. Mal bei den 1.000 km von Hockenheim dabeit war. Das Team hatte seinen Fahrer Onno Bitter, den erfolgreichen Starter aus der deutschen Seriensport-Sport-Meisterschaft und bekennendem Langstrecken-Freund, bei Konrad Schittko untergebracht. Die einzige Möglichkeit für das Team, auf der neuen KTM Rennstreckenkilometer zu sammeln. Nach dem Saisonauftakt sollen mit der KTM RC8 neben dem Seriensport auch der German-Endurance-Cup und vielleicht auch die Speedweek in Angriff genommen werden.

Neben diesem Händler-Team, welches aufgrund der guten Kontakte des KTM-Händlers Konrad Schittko aus Unna starten konnte, wurden seitens KTM zwei weitere schnelle Teams mit Siegchancen an den Start gebracht. Einmal war das Stefan Nebel, ehemaliger Deutscher Meister in der IDM, inzwischen zu KTM gewechselt und der Finne Pauli Pekkanen. Pekkanen wird eine der neuen KTM RC8 in der FIM Superstock EM einsetzten. Ein weiteres KTM-Motorrad wurde mit Dirk Schneiders und Oliver Schmidt besetzt.

Der Start der Dauerprüfung lief für alle reibungslos ab, wenn auch die eine oder andere Maschine, die alle im Parc Fermé über Nacht verschlossen waren, nicht sofort anspringen wollte. Die KTMs waren jedenfalls alle pünktlich unterwegs.

Die Maschine mit der Start-Nummer 161, pilotiert von Onno Bitter kam 10 Runden später rein. Onno meinte: "Wenn es so bleibt, fahre ich kein Rennen." Er war mit lockeren 2:45 min unterwegs, Zeiten wie im Regen. Auch zeigten die Reifen, dass er noch keine Schräglagen gefahren war. Konrad Schittko übernahm die Maschine und kam in seinem Turn auf 2:30. Die anderen KTM'ler Dirk Schnieder/Oliver Schmidt und Stefan Nebel/Paul Pekkanen fuhren bereits um die 2:10. Angespornt und mit mehr Vertrauen in die Situation und die tadellos funktionierenden Reifen legte Onno Bitter dann nach. Auf einige Runden in 2:10 folgte ein 2:03. Konrad Schittko machte dann die notwendigen 40 Runden voll. Es wurden neue Reifen aufgezogen und die RC8 in den Parc Fermé gestellt.

Das vermeintlich schnellste RC8 Team hatte sich durch einen Sturz von Pauli Pekkanen in der Dauerprüfung bereits aus dem Wettbewerb befördert.

Den Start zur Sprintprüfung hat Onno Bitter dann etwas verschlafen und er kam nur als 7. weg. Die Vorjahressieger der Klasse 4, Marcus Barth und Jürgen Fuchs, lagen derweil auf ihrer BMW in Führung. Marcus Barth legte mit der HP 2 Sport gleich einmal in 1:52.509 Minuten die schnellste Rundenzeit der Sprintprüfung vor, gefolgt von Oliver Schmidt auf der KTM RC8, dahinter die zweite BMW mit Rico Penzkofer. Oliver Schmidt übertrieb es, als er den attackierenden Penzkofer halten wollte und stürzte in der 3. Runde Eingangs der Parabolika. Dabei kam auch Penzkofer zu Fall.

Damit war dann auch die Spannung aus dem Rennen. Einzig Onno Bitter war auf dem Vormarsch und war an Ende seines Turns auf Platz 3, direkt hinter dem auf Platz 2 liegenden Team Stefan Höfler/Volker Schlinkmann, ebenfalls auf KTM RC8. Onno Bitter konnte mit einer 1:53,909 min die zweitschnellste Runde aller Fahrer in der Sprintprüfung drehen und zeigen, was er und die RC8 in der kommenden Saison leisten können. Konrad Schittko, etwa 4 Sekunden langsamer unterwegs, konnte die Platzierung nicht ganz halten und fiel auf Platz vier zurück. Allerdings fuhren sich Axel Reimann/Ray Buchmann (Buell Hannover) durch starken fahrerischen Einsatz noch an beiden KTM vorbei auf Platz 2.

Will man ein Fazit ziehen, sieht dies wie folgt aus: Die neue KTM RC8 konnte zeigen, dass mit ihr in dieser Saison zu rechnen ist. Bereits im Serienzustand kann die Maschine gegen die etablierte Konkurrenz von BMW und Ducati auf Anhieb bestehen. Da geht noch was. Dass die vermeidlich schnellsten Besetzungen nicht durch kamen, ist beinahe typisch für Langstreckenveranstaltungen. Hier gilt immer nur mit einem Einsatz von unter 100 Prozent unterwegs zu sein.