Nach der Rückkehr der Marke in den Rennsport im Jahre 2012, gibt es von dem 115-jährigen Hersteller aus Tschechien ein von Grund auf neues Fahrzeug. Die Inspiration zum Bohema-Projekt kam von Roman Grosjean, ehemaliger Formel-1- und aktueller IndyCar-Fahrer. Er forderte Praga heraus ein zweisitziges Hypercar zu kreieren, welches sich sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke zuhause fühlt und somit ein einzigartiges Fahrerlebnis verspricht. Grosjean war bei der gesamten Entwicklung des Bohema beteiligt und absolvierte im Anschluss auch die Testfahrten auf dem Slovakiaring. Sein erstes Fazit: „Ich war begeistert von der fantastischen Leistung des Bohema auf der Rennstrecke, außerdem von seiner Straßentauglichkeit und davon, wie mühelos sich das Fahrzeug zwischen beiden Welten bewegt“.

Foto: Praga
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Motorgrundlage von Nissan

Für die Leistungs-Balance zwischen öffentlichen Straßen und der Rennstrecke sorgt das sogenannte PL38DETT-Aggregat. Dieses basiert auf dem 3,8-Liter-Doppelturbo-V6-Motor von Nissan, der seit 2007 in allen GT-R-Modellen des Fahrzeugherstellers zum Einsatz kommt und als äußerst zuverlässig gilt. Der Motor ist rund um einen Zylinderblock aus Aluminiumlegierung konstruiert, mit zwei oben liegenden Nockenwellen pro Zylinderreihe und einem kontinuierlich variablen Ventilsteuerungssystem an den Einlassventilen. Um den Motor problemlos hinter das Cockpit des Bohema einzubauen, musste dieser zuerst angepasst und um 140 Millimeter in der Höhe reduziert werden.

Mit dem Wechsel zu zwei neuen Doppelturbos erzielt man bei dem Aggregat eine Performance von 700 PS und 725 Newtonmeter Drehmoment. Die Abluft des Motors wird über ein komplett aus Titan gefertigtes System von den Turbos bis zu den Auspuffrohren geleitet. Für die Schalldämpfung sorgen hauptsächlich Katalysatoren, die dem Motorsound eine scharfe, knisternde Note verleihen und dabei unter den Lärmpegel-Vorschriften typischer Rennstrecken bleiben. Die Kraftübertragung übernimmt ein sequenzielles Hewland-Getriebe, das einen Halbautomatik-Fahrmodus ermöglicht.

Aus dem Formel-1-Windkanal

Beim Fahrgestell setzt man auf eine stabile und verwindungssteife Monocoque-Konstruktion aus Carbonfaser. Die Außenverkleidungen bestehen ebenfalls aus Carbon, um das Gewicht des Hypercars so gering wie nur möglich zu halten (Nettogewicht ohne Tankfüllung: 982 Kilogramm). Für die perfekte Aerodynamik des Bohema sorgten verschiedene Tests im Formel-1-Windkanal. Besonders innovativ fällt dabei das Heckspoiler-Design aus, welches kombiniert zu einem Anpressdruck von mehr als 900 Kilogramm bei 250 km/h führt. Um den Rennwagen von solchen Geschwindigkeiten wieder herunterzubremsen sind leistungsstarke 360-Millimeter-Bremsscheiben aus Carbonkeramik in Kombination mit Sechskolben-Bremssätteln an den 18- bzw. 19-Zöller installiert. Die Einzelradaufhängung nutzt verstellbare Dämpfer, um maximale Bodenfreiheit bei minimaler Karosseriehöhe zu ermöglichen.

Foto: Praga
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Düsenjet-Cockpit

Über die aufschwingenden Türen gelangt man in das Zweimann-Interieur. Für einen erleichterten Einstieg ist das Lenkrad abnehmbar, auf dem sich auch ein Display für die Geschwindigkeit, den ausgewählten Gang, Öl- und Kühlwassertemperaturen, Fahrmodus und gegebenenfalls Warnleuchten befindet. Schalter für Blinker und Hupe befinden sich ebenfalls immer doppelt auf der Vorder- und Rückseite des Lenkrads. Durch eine Einbindung des Smartphones können weitere Leistungsdaten des Fahrzeugs abgerufen werden. In der schmalen Mittelkonsole findet man den Knopf zum Starten des Hypercars, den Auslöseschalter für den integrierten Feuerlöscher sowie die elektronische Feststellbremse. Die Bedieneinheit der Klimaanlage wurde im Stil von Düsenjäger-Jets in die Deckenkonsole integriert. Bei den Materialien finden Alcantara, Leder und wieder Carbon Anwendung.

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Praga plant etwa 20 von Hand gefertigte Autos pro Jahr zu produzieren und in ausgewählten Märkten wie beispielsweise Deutschland, Australien, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder den USA zu verkaufen. Die Stückzahl wird stark begrenzt sein. Man plant lediglich 89 Exemplare ab 2023 zu fertigen. Der Preis des Praga Bohema wird mit rund 1,28 Millionen Euro angegeben.