Was lange währt, wird endlich gut. Fünf Euro dafür ins Phrasenschwein. Aber die Redewendung ist selten so treffend wie bei der Karriere von Patric Niederhauser. Lange hat der Schweizer darauf hingearbeitet, dieses Jahr ist der Traum endlich Wirklichkeit geworden: Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Kelvin van der Linde gewann er das ADAC GT Masters.

Hast du schon begriffen, was du diese Saison erreicht hast?
Patric Niederhauser: Es sackt langsam ein bisschen ein. Es war schon etwas Besonderes, dass wir nach dem Titelgewinn mit dem Sachsenring noch ein Rennwochenende vor uns hatten, bei dem es noch um eine Menge ging. Das war ein komisches Gefühl. Einerseits hast du den Fahrertitel eingefahren, andererseits weißt du, dass du noch einmal alles abrufen musst, um die Team-Meisterschaft zu gewinnen. Sonntagabend bei der Meisterfeier kamen die Gefühle dann richtig hoch. Da habe ich erst richtig realisiert, was ich dieses Jahr geschafft habe.

Niederhauser sicherte sich schon vor dem Finale den Titel

Kamen dir im Titelkampf jemals Gedanken an 2018, als du in der Blancpain GT Series Asia die Meisterschaft mit viel Pech am Ende nicht gewinnen konntest?
Patric Niederhauser: Ich bin lange genug im Motorsport, um zu wissen, dass am letzten Rennwochenende noch so einiges passieren kann. Wären wir nicht schon am Hockenheimring Meister geworden, dann wären wir nach dem ersten Rennen auf dem Sachsenring mit Startplatz 14 und dem Reifenschaden schon ins Zittern gekommen. Die Gedanken an die schwierigen Jahre, die ich hinter mir habe, kamen erst nach dem Titelgewinn am Hockenheimring.

Kelvin und du schenkt euch vom Speed her nichts. Dennoch scheint dein Teamkollege hier und da etwas mehr Risiko einzugehen, während du nicht immer reinstichst und besonnener fährst. Teilst du diese Ansicht?
Patric Niederhauser: Ich scheue mich natürlich nicht vor Zweikämpfen und habe über die gesamte Saison ein paar richtig gute Überholmanöver gezeigt. Aber ja, Kelvin ist in manchen Situationen etwas aggressiver, wo ich eher zusehen würde, das Ergebnis sicher über die Ziellinie zu bringen. Man muss einfach wissen, wann man "all in" gehen muss. Wir haben unterschiedliche Herangehensweisen, ergänzen uns als Fahrerduo jedoch hervorragend.

Niederhauser hat bereits Ziele für die Zukunft

Was sind deine weiteren Ziele als Motorsportler?
Patric Niederhauser: Allein im GT3-Sport gibt es einige Rennen, die mich sehr reizen: die 24-Stunden-Rennen von Spa und auf dem Nürburgring, Bathurst oder Daytona. Die kommen mir sofort in den Sinn. Langfristig muss man allerdings schauen, in welche Richtung sich der Motorsport entwickeln wird. Viele Serien sind in einem Umbruch, wie es beispielsweise mit der DTM auf längere Sicht weitergehen wird, ist ungewiss. Ich wäre natürlich auch gerne wieder bei den 24 Stunden von Le Mans am Start, aber auch da ist nicht klar, wie sich die Meisterschaft entwickeln wird.

Du hast dich vergangenes Jahr vom Fahrerstatus Gold auf Silber herabstufen lassen. Was war der Hintergrund?
Patric Niederhauser: Die Situation Ende 2017 war äußerst schwierig. Um es auf den Punkt zu bringen: Hätte ich mich nicht herabstufen lassen, wäre ich 2018 wohl keine Rennen gefahren. Die für mich reizvollsten Angebote waren freie Cockpits für Silber-Fahrer. Ich bin grundsätzlich kein großer Fan dieser Fahrer-Rankings. Aber ich habe in meiner Karriere gelernt, dass man auch mal einen Schritt zurückgehen muss, wenn man weiterkommen möchte.

Patric Niederhauser hat in Most das Rennen am Samstag gewonnen, Foto: ADAC GT Masters
Patric Niederhauser hat in Most das Rennen am Samstag gewonnen, Foto: ADAC GT Masters

Da hast du alles richtig gemacht. Was dir dieses Jahr allerdings nicht ganz gut gelungen ist, war die Siegesfeier auf dem Podium in Most...
Patric Niederhauser: Leider ist mein Siegerpokal in die Brüche gegangen und dabei habe ich mir eine tiefe Fleischwunde am Finger zugezogen. Auf dem Podium überwog natürlich die Freude über den Sieg und der Körper war noch voller Adrenalin. Den Sonntag mit der Verletzung zu bestreiten, war aber schon eine schmerzhafte Erfahrung. Trotzdem haben Kelvin und ich eine Topleistung gezeigt. Wer ganz oben stehen will, muss eben auch mal leiden.

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