Fünf Rennen, zwei Qualifyings, drei Trainings - und das alles innerhalb von drei Tagen. Was klingt wie das Arbeitspensum bei einem 24-Stunden-Rennen ohne Teamkameraden, erlebte Mario Farnbacher am letzten Septemberwochenende der Motorsportsaison 2011. Der damals 19-Jährige startete beim Saisonfinale in Hockenheim sowohl im ADAC Formel Masters als auch im ADAC GT Masters. Vom 145 PS schwachen Formelboliden rein in den 500 PS starken Ferrari 458 GT3 und das im ständigen Wechsel. Was für einen Rennsportnovizen nach einer Herkulesaufgabe klingt, meisterte Farnbacher in besonderer Art und Weise.

Gleich bei seinem ersten Einsatz unter Rennbedingungen im GT3-Ferrari des Teams von Vater Horst Farnbacher stellte Mario das Auto im Qualifying auf den vierten Startplatz. Was zunächst nach einem Glückstreffer aussah, sollte Farnbacher in den beiden Rennen bestätigen: Gemeinsam mit Teamkollege Niclas Kentenich fuhr er beim Auftaktrennen auf Platz sechs, den zweiten Lauf beendete er sensationell auf dem zweiten Platz. Während der Youngster bei seinem ersten Ausflug im ADAC GT Masters für Furore sorgte, lief es im Formel-Pendant wieder einmal eher mäßig. Farnbacher fuhr in den drei Rennen auf die Positionen 7, 6 und 15.

Farnbacher 2011 im ADAC Formel Masters, Foto: ADAC Formel Masters
Farnbacher 2011 im ADAC Formel Masters, Foto: ADAC Formel Masters

Resultate, die nicht Farnbachers Zielsetzung entsprachen, nachdem er bei seiner Formelpremiere im Vorjahr überraschend auf Anhieb Gesamtdritter geworden war. Ein Teamwechsel und zahlreiche technische Probleme versetzten seiner jungen Karriere arge Rückschläge. Da kam es wieder ein Geschenk des Himmels, dass Bruder Dominik seinen Platz im GT3-Ferrari in Hockenheim räumte, weil er zeitgleich in der American Le Mans Serie antrat. "Das war ein extrem stressiges Wochenende", erinnert sich Mario im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com an den Hockenheim-Marathon zurück. "Ich war froh, dass ich abends im Hotel meine Ruhe hatte."

Nach dem Husarenstück im Ferrari war ziemlich schnell klar, dass Farnbacher die Sportwagen-Tradition der Familie fortführen würde. "Mit dem Formelsport habe ich mehr oder weniger abgeschlossen", sagt er. "Es liegt auch am Geld. Der Schritt vom ADAC Formel Masters in die Formel 3 ist ziemlich groß und man braucht mindestens zwei Jahre, bis man auf einem Top-Niveau fährt." Das große Geld verdient man eher im Formel- als im Sportwagensegment, doch der Weg an die Spitze verschlingt Unsummen und ohne zahlungskräftige Sponsoren ist die Karriere schnell wieder beendet.

Im Fahrerlager beliebt: Mario Farnbacher, Foto: Yannick Bitzer
Im Fahrerlager beliebt: Mario Farnbacher, Foto: Yannick Bitzer

Farnbacher, als Sohn einer Rennsportfamilie, kennt die finanziellen Hintergründe natürlich. "In der Formel verprasst man so viel Geld, wo man im GT-Auto stattdessen viel mehr fahren kann", sagt der 20-Jährige und fügt lachend hinzu: "Mir macht beides Spaß, Hauptsache, der Speed stimmt. Im GT-Auto wird man immerhin nicht nass." Sein Ziel lautet, Werkspilot bei einem der großen Autohersteller zu werden, er träumt von Einsätzen mit LM-Prototypen in Le Mans und anderen prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen. So wie der acht Jahre ältere Bruder Dominik, der überall auf der Welt im Sportwagen Rennen fährt und einige Erfolge vorweisen kann.

Wie es sich eigentlich für einen Rennsport-Spross gehört, müsste Mario absolut auf seine Motorsportkarriere fixiert sein. Doch etwas überraschend plant der Ansbacher gleichzeitig eine zweite Karriere. "Ich habe meine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker beendet und mache jetzt eine zweite Ausbildung zum Automobilkaufmann im elterlichen Betrieb", sagt er. "Mein Bruder, mein Cousin und ich wollen den Betrieb irgendwann weiterführen. Wenn es bei mir mit dem Motorsport nicht klappen sollte, habe ich noch etwas in der Hinterhand." Doch selbst wenn er einen Werksvertrag unterschreiben und wie sein Bruder weltweit Rennen fahren sollte, verspricht Mario, weiter ein Auge auf das familieneigene Unternehmen werfen zu wollen.

Mario Farnbacher in Daytona, Foto: Porsche
Mario Farnbacher in Daytona, Foto: Porsche

Seinem Bruder Dominik konnte Mario zuletzt aus nächster Nähe über die Schulter schauen. Beim Petit Le Mans in Road Atlanta traten beide Geschwister an. Mario startete zum ersten Mal beim Prestigerennen in den USA und machte mitsamt seinen beiden Teamkollegen Kuba Giermaziak und Henrique Cisneros auf sich aufmerksam, als das Trio den Porsche 911 GT3 Cup in der kleinen GTC-Klasse zum Sieg fuhr. Der erste Schritt in Richtung internationale Sportwagen-Karriere ist gemacht und mit Porsche-Meistermacher-Team Farnbacher im Rücken sollte es Mario auch künftig nicht an Einsatzmöglichkeiten mangeln.