Vollgas im Saisonendspurt: Optimistisch und zuversichtlich blickt Lirim Zendeli (17, Bochum, ADAC Berlin-Brandenburg e.V.) in Richtung Saisonfinale. "Wir sind gut aufgestellt und können hoffentlich nochmal dort anknüpfen, wo wir am Nürburgring aufgehört haben", sagt der 17-Jährige vor den letzten sechs Saisonrennen am Sachsenring (15. - 17. September) und in Hockenheim (22. - 24. September). Bei den letzten beiden Stationen der dritten Saison der ADAC Formel 4 möchte der Bochumer, der nach 15 Rennen auf Rang fünf der Gesamtwertung liegt, noch ein Wörtchen mitreden.

Den aus seiner Sicht "schwachen Saisonbeginn" mit vielen technischen Problemen hat der 17-Jährige inzwischen abgehakt. Beim ersten Rennwochenende in Oschersleben Ende April hatte er zwar seinen ersten Sieg überhaupt in der Nachwuchsformelserie des ADAC erzielt, viel mehr wert ist für ihn allerdings die Performance, die er zuletzt Anfang August am Nürburgring gezeigt hat. "Nachdem wir die technischen Probleme abstellen konnten, lief es am Nürburgring richtig rund - schnellste Zeit des Tages am Freitag, Samstag dann die Pole und der Sieg im ersten Rennen", erinnert sich Zendeli, der in der Eifel zudem noch einen zweiten Platz holte und im letzten Rennen vom zehnten Startplatz auf Rang sechs vorfuhr.

Das Gesamtranking hat Zendeli immer noch im Blick: mit 103 Punkten hat er aktuell 79,5 Punkte Rückstand auf Tabellenführer Juri Vips (17, Estland, Prema Powerteam) und 56,5 auf den Dritten der Gesamtwertung, Felipe Drugovich (17, Brasilien, Van Amersfoort Racing). Fast wichtiger ist ihm jedoch das neugetankte Selbstvertrauen, mit dem er in die nächsten Wochenenden startet: "Die Top Five sind immer eine schöne Vorstellung, und es ist theoretisch ja noch einiges möglich. Für mich ist es wichtig, jetzt wieder mein Selbstvertrauen zu stärken, gute Ergebnisse einzufahren und selber zu wissen, dass ich das Zeug dazu habe. Der Meisterschaftsstand kommt dann automatisch dazu, wenn ich versuche, immer das Beste herauszuholen", sagt Zendeli.

Aus seinem kleinen Tief in der Mitte der Saison half ihm vor allem sein Mentalcoach, mit dem er die Rennen regelmäßig vor- und nachbereitet. "Er bekommt viel mit von meinen Ergebnissen und hört dann nach, wie es läuft, wie ich mich fühle und ob ich selbst weiß, wo es eine Blockade gibt. Meistens haben wir die richtigen Ursachen entdeckt", sagt Zendeli, der weiß, worauf es ankommt: "Was er dazu beiträgt - auch wenn es immer dasselbe ist - ist das Wiederholen, dass man sich nur auf das Fahren konzentrieren soll. Natürlich kann jeder - auch die Eltern - sagen 'konzentrier Dich nur aufs Fahren', aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn man mit einem Mentalcoach darüber spricht und wenn er sagt 'Egal wie das Auto ist -versuch das Beste für Dich rauszufahren, was in dem Moment geht'."

Vor den beiden letzten Rennwochenenden in Deutschland startet Zendeli noch in Imola in der italienischen Formel-4-Serie. Rennkilometer, die der 17-Jährige "als Vorteil" empfindet. "Diese vielen Fahrkilometer, die ich jetzt vor mir habe, werden mir auch für die Meisterschaft in der ADAC Formel 4 gut tun", sagt der gebürtige Bochumer mit albanischen Wurzeln.

Am Sachsenring Mitte September will Zendeli, der im Frühjahr erfolgreich sein Abitur absolvierte, sich aktuell aber voll auf den Motorsport konzentriert und seine Studienwünsche erst einmal hinten anstellt, das Vorjahr vergessen. "2016 war ich sauschnell, bin aber in der dritten Runde des Qualifyings rausgeflogen", sagt er rückblickend. Die letzten Testergebnisse auf der 3.645 Meter langen Berg- und Talbahn lieferten zumindest Anlass zu mehr Optimismus. "Trotz Grippe konnte ich mit den Schnellsten mithalten, und ich gehe davon aus, dass ich noch weiteres Steigerungspotenzial habe", sagt Zendeli.

Auch für das Finale am Hockenheimring fühlt sich Zendeli gut aufgestellt: "Im Vorjahr bin ich zweimal in die Top 5 gefahren. Hockenheim und Sachsenring waren immer eine Stärke von Mücke Motorsport und auch eine Stärke von mir. Nun muss alles nur noch auf den Punkt gebracht werden."