Ein ausgesprochen gefährliches Szenario, das in der Geschichte des 24h-Rennens Nürburgring aber leider keinen Einzelfall darstellt, hat sich am Sonntagmorgen (08:04 Uhr) zugetragen. Der 58-jährige Amateur-Rennfahrer Hans Wehrmann, der in diesem Jahr bereits zum vierten Mal in der Eifel an den Start ging, flog mit 220 km/h durch eine zu dieser Zeit bereits seit 20 Minuten(!) doppelt-gelb geschützte Zone, in der laut offiziellem Reglement nur 120 km/h erlaubt waren.

Die Strafe für den Hannoveraner folgte auf dem Fuße. Und die hatte es - zu Recht - in sich, da die Aktion ohne Zweifel brandgefährlich war. Um 11:14 Uhr gaben die Sportkommissare offiziell bekannt, dass Hans Wehrmann mit sofortiger Wirkung vom 24h-Rennen disqualifiziert wird. Doch nicht nur das: Zusätzlich erhielt die #125 Huber Motorsport (Kalina/Wehrmann/Aust/Bollrath), die in der Cup2-Klasse an den Start ging, eine Zeitstrafe von 7 Minuten und 32 Sekunden.

Hans Wehrmann hat vorerst wohl seine letzte Runde im Karussell gedreht, Foto: Gruppe C Photography
Hans Wehrmann hat vorerst wohl seine letzte Runde im Karussell gedreht, Foto: Gruppe C Photography

Nordschleifen-Lizenz futsch - Meldung an den Deutschen Motorsportbund raus

Das war aber immer noch nicht alles… Der Amateur-Fahrer, der 2016 zum ersten Mal an einer größeren Rennsportveranstaltung teilnahm (Dubai 24 Hours), musste nämlich auch unmittelbar seine DMSB Permit Nordschleife (DPN) abgeben. Was ist das aber eigentlich genau? Seit der Saison 2015 benötigen Rennfahrer neben der regulären Fahrerlizenz eine zusätzliche Lizenz, die sogenannte DMSB-Permit Nordschleife, um an bestimmten Rennen auf der Nürburgring Nordschleife teilnehmen zu dürfen. Dazu zählen unter anderem die VLN-Langstreckenmeisterschaft und das 24-Stunden-Rennen.

Des Weiteren wurde das Vergehen auch an den Deutschen Motorsportbund (DMSB) gemeldet, was zur Folge hat, dass Hans Wehrmanns zukünftige Rennfahrer-Ambitionen deutlich eingebremst werden könnten.

Lizenz-Entzug während des 24h-Rennens kein Einzelfall

Auch bei der 48. Auflage des 24h-Rennens Nürburgring, die 2020 stattfand, kam es zu einem Nordschleifen-Lizenz-Entzug während des Rennens. Im Audi R8 GT3 mit der Startnummer #7 verstieß Amateur-Fahrer Konopka gleich zweimal gegen das Reglement. Zunächst missachtete der 58-Jährige doppelt gelb geschwenkte Fahnen auf der Rennstrecke. Statt in diesem Gefahrenbereich mit den vorgegebenen 120 km/h zu fahren, wurde er mit 215 km/h geblitzt. Laut Rennleitung habe er an dieser Stelle den Fuß nicht vom Gas genommen.

Außerdem fuhr Konopka während einer anschließenden Code-60-Phase mit 70 km/h und damit 10 km/h mehr als erlaubt. Dies führte nach Verhandlungen zur endgültigen Entscheidung, ihm die Lizenz für die legendäre Rennstrecke in der Eifel zu entziehen.

Motorsport-Magazin.com meint: Mit Sicherheit die richtige Entscheidung von den Sportkommissaren der Grünen Hölle: Wer das Bremspedal im Auto nicht selbstständig findet, muss eben von außen dabei unterstützt werden. Nicht ohne Grund haben am Wochenende des 50. 24h-Rennens Nürburgring auch viele Beteiligte vor Ort mit Sorge festgestellt, dass der Respekt vor der Nordschleife offenbar immer weiter abzunehmen scheint - was früher oder später beinahe zwangsläufig in einer Katastrophe enden muss (mehr dazu lesen: 24h-Nürburgring-Kommentar: Kein Respekt vor der Nordschleife).