Wer in diesem Jahr am Nürburgring gewinnen will, muss einen GT3-Wagen einsetzen - so zumindest die landläufige Meinung. Bei einer ganzen Armada an SP9-Fahrzeugen wird diese Prognose mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Sonntag auch zutreffen. Aber es gibt Alternativen.

SP-X und SP-Pro. Was klingt wie Namenszusätze bei Graphikkarten oder satelitengesteuerten Navigationssystemen, sind die Kategorien, in denen die größten GT3-Herausforderer Glickenhaus und Lexus starten. Sollte einer der beiden SCG003C und der Lexus RC F das Ziel erreichen, ist jeweils ein Klassensieg sicher: Es startet niemand anderes in diesen Unterkategorien, die für die speziellen Bedürfnisse der beiden grundverschiedenen Autobauer maßgeschneidert sind.

Glickenhaus & Lexus: Teams & Fahrer

Ferrari-Enthusiast und Kleinserienhersteller James Glickenhaus tritt mit seinem eigenem Team an, das passenderweise den italienischen Namen Scuderia trägt. Drei Fahrzeuge werden insgesamt eingesetzt bevor es 2017 in Richtung Le Mans gehen soll: zwei neue SCG003C und der langsam in Würde ergrauende SCG P4/5 Competizione. Das Fahreraufgebot enthält einige vertraute Namen. Darunter auch Thomas Mutsch, Andreas Simonsen und Jeroen Bleekemolen. Allerdings muten die Fahrerquartette heterogener an als die werksunterstützte GT3-Konkurrenz. Das Trio des SCG P4/5 Competizione wird den Exoten - übrigens der einzige Wagen in der Kategorie E1-XP für alternative Antriebe - kundig um den Ring führen können, aber eine Überraschung beim Rennspeed erscheint unwahrscheinlich.

Das Toyota Gazoo Team ist nominell die Werksmannschaft des japanischen Automobilgiganten. Neben dem Lexus RC F werden in den kleineren Klassen noch weitere Fahrzeuge von Toyota und Lexus eingesetzt. An Bord des Spitzenwagens befindet sich eine rein-japanische Besatzung aus vier Super-GT-Veteranen. Die Farnbacher-Brüder sind nicht als Fahrer involviert.

Diese Teams und Fahrer schicken Glcikenhaus & Toyota zum 24-Stunden-Rennen:

Nr.TeamFahrerAuto
701 Scuderia Cameron Glickenhaus Manuel Lauck/Franck Mailleux/Jeroen Bleekemolen /Felipe Laser SCG003C
702 Scuderia Cameron Glickenhaus Thomas Mutsch/Jeff Westphal/Andreas Simonsen/Felipe Laser SCG003C
703 Scuderia Cameron Glickenhaus Manuel Lauck/Jethro Bovingdon/Chris Harris SCG P4/5 Competizione M16
36Toyota Gazoo Racing Tatsuya Kataoka/ Takeshi Tsuchiya/Kazuya Oshima/Takuto Iguchi Lexus RC F

Auf Abschiedstour: Der SCG P4/5 ist wohl zum letzten mal am Nürburgring zu sehen., Foto: Gruppe C GmbH
Auf Abschiedstour: Der SCG P4/5 ist wohl zum letzten mal am Nürburgring zu sehen., Foto: Gruppe C GmbH

Glickenhaus & Lexus: Die Autos für die 24h am Nürburgring

Gleich zwei SCG003C bringt Glickenhaus in die Eifel. Das Carbon-Chassis mit 3,5-Liter-Motor von Honda ist mehr Prototyp als Grand Tourer - daher auch die Einstufung in die Klasse SP-X. Der P4/5 Competizione startet in der Hybird-Konfiguration von 2012.

Der Lexus LC F ist nicht der Lexus LC F GT3. Daher auch der Start in der SP-Pro-Wertung. Das Fahrzeug steht mehr in der Tradition des Lexus LFA Code X, der auch in 2015 eingesetzt wurde. Während die GT3-Version bereits ihr Potential auf der Nordschleife zeigen konnte, ist das Schwesterfahrzeug noch ein recht unbeschriebenes Blatt.

Glickenhaus & Lexus: Form und Vorjahr beim 24h-Rennen am Nürburgring

2015 verlor Glickenhaus bereits einen Wagen in der Qualifikation durch einen Unfall von Ken Dobson im Kesselchen. Der erste Einsatz des SCG003C beim 24-Stunden-Rennen begann daher wenig verheißungsvoll. Der verbliebene wurde 35. - damals noch mit Marino Franchitti am Steuer. Die beste Rundenzeit befand sich in Reichweite zur GT3-Konkurrenz. Für das diesjährige Rennen durfte der SCG003C 15 Kilogramm ausladen und bekam einen größeren Restriktor zugestanden. Damit dürfte die GT3-Konkurrenz in Schlagdistanz sein.

Die Werksabordnung von Toyota schlug sich im vergangenen Jahr ordentlich: Der einsame Lexus LFA Code X platzierte sich auf dem 14. Rang. Dies reichte jedoch nicht für den Klassensieg, da der Wochenspiegel-Porsche vier Plätze vorher die Zielflagge sah. Die japanische Mannschaft hat aber bewiesen, dass sie einen Wagen über die Distanz bringen kann. Ein Podestergebnis wäre trotzdem eine große Überraschung: Bei der Westfalenfahrt war der RC F über 20 Sekunden von der besten GT3-Runde entfernt.

Der Vorgänger erkundete bereits den Nürburgring: Lexus LFA Code X, Foto: Patrick Funk
Der Vorgänger erkundete bereits den Nürburgring: Lexus LFA Code X, Foto: Patrick Funk

Glickenhaus: Die Stimmen vor dem 24h-Rennen am Nürburgring 2016

James Glickenhaus: "Wenn man zum Nürburgring kommt und in das Fahrerlager geht, steht man vor einer Wand voller Namen – in diesem Moment weiß man: Dies ist heiliger Boden."