Das größte Motorsportfest Deutschlands hat sich für die Zuschauer gelohnt: Top-Wetter, ein großartiges Rennen und perfekte Party-Stimmung, wie sie zum Rennen dazugehört. Doch nicht immer lief es so wie es sollte: Eine große Zahl von Unfällen, die teilweise waschechte Profis hinlegten, regt zum Nachdenken an. Manche mussten sogar ans DMSB-Sportgericht gemeldet werden. Auf der anderen Seite steht das starke Jubiläum eines Publikumslieblings.

Top: Audi wieder obenauf

Zweiter 24h-Sieg für Audi in einer Woche, Foto: Patrick Funk
Zweiter 24h-Sieg für Audi in einer Woche, Foto: Patrick Funk

Zum zweiten Mal darf Audi in der Eifel jubeln: Nach 2012 gab es 2014 den zweite Sieg eines R8 LMS in der grünen Hölle und den zweiten Sieg des Phoenix-Teams. Die gesamte Mannschaft machte einen Top-Job über 24 Stunden und leistete sich nicht einen einzigen Fehler. Nur so kann man heute ein 24-Stunden-Rennen gewinnen: Nicht eine einzige Minute unnötig an der Box stehen und vier pfeilschnelle Fahrer ans Steuer setzen. Phoenix Racing hat alles richtig gemacht - davon gibt´s von uns ein Top!

Top: Spannendes Racing bis zum Ende

Zu jeder Zeit wurde im rennen hart gekämpft, Foto: Patrick Funk
Zu jeder Zeit wurde im rennen hart gekämpft, Foto: Patrick Funk

Es wurde das viel zitierte 24-Stunden-Sprintrennen. Nur wer von Anfang an voll angaste, hatte eine Chance auf den Gesamtsieg. Am Ende überstanden nur zwei siegfähige GT3-Fahrzeuge die Vollgasschlacht ohne Schwierigkeiten: Der siegreiche Phoenix-Audi und der zweitplatzierte Black-Falcon-SLS. Wer defensiv agierte, hätte allenfalls Dritter werden können. Gewiss, es gibt nicht wenige, die dieser Entwicklung zum 24-Stunden-Sprint kritisch gegenüberstehen und die vielen Unfälle gerade zu Beginn des Rennens geben diesen zum einem gewissen Teil auch Recht.

Am Ende muss man aber sagen: Es war großartiges Racing, das geboten wurde. Es macht viel mehr Spaß, sich anzuschauen, wie sich Vollblutprofis über Stunden hinweg im Zehntelsekundenabstand um die schönste Rennstrecke der Welt hetzen als einem Rennen beizuwohnen, in dem bereits bei Rennhälfte ganze Runden zwischen den Spitzenreitern liegen, was es auch im 21. Jahrhundert am Nürburgring bereits gegeben hat. Und für die Sieger ist ein derart hart erkämpfter Sieg ein Triumph, der seines Gleichen sucht und verschafft wesentlich größere Befriedigung. Selbst in der letzten Runde gab es noch einen waschechten Zweikampf um Rang fünf. So macht Motorsport Spaß.

Top: 1000. Runde für den Opel Manta

In der Nacht knallten die Sektkorken bei Kissling Motorsport, Foto: Patrick Funk
In der Nacht knallten die Sektkorken bei Kissling Motorsport, Foto: Patrick Funk

Was ist dem Publikumsliebling mit Fuchsschwanz in diesem Rennen nicht alles zugestoßen: Eine Kardanwelle musste getuscht werden, Elektronikprobleme legten das Fahrzeug in der Nacht für eine Viertelstunde im Bereich Kallenhard lahm, dann versagte die Hinterachse und der Motor sprang nicht mehr an. Doch die Truppe gab nicht auf und schickte den Manta immer wieder auf die Strecke zurück.

"Wir hatten drei Mal Pech - aber immer wieder Glück. Erst war die Kardanwelle kaputt, dann hatten wir in der Nacht einen Stromausfall und vorhin einen Hinterachsdefekt. Immer wieder konnten wir den Schaden reparieren", erklärte Peter Hass, der sich die Legende mit Olaf Beckmann, Volker Strycek und Jürgen Schulten teilte. Dazu fuhr das Team die 1000. Rennrunde seit dem Beginn der Einsätze im Jahre 1998. Wir ziehen den Hut vor dieser Leistung und diesem Kampfgeist!

Top: Felix Baumgartner fährt in die Top-10

Pierre Kaffer freut sich mit Felix Baumgartner, Foto: Patrick Funk
Pierre Kaffer freut sich mit Felix Baumgartner, Foto: Patrick Funk

Motorsportfans hatten ihre Zweifel, ob Felix Baumgartner fähig wäre, sein erstes 24-Stunden-Rennen gleich in einem GT3-Renner zu bestreiten, vor allem nachdem er gerüchteweise gleich zwei R8 bei Testfahrten zerstört haben soll. Doch der Extremsportler in Red-Bull-diensten hielt sich schadlos, ließ den R8 ganz und fuhr sogar unter 9 Minuten. Das Projekt "Vom Himmel in die grüne Hölle" kann als geglückt angesehen werden, zumal er nach Angaben des Teams diese Aufgabe sehr ernst genommen und sich stark eingebracht haben soll. Am Ende fuhr er mit Frank Biela, Marco Werner und Pierre Kaffer sogar in die Top-10 - ein wirklich starkes Resultat fürs erste Mal.

Flop: Destruction Derby am Ring

So etwas hat selbst das hart umkämpfte 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring noch nicht gesehen: In den ersten 90 Minuten wurden so viele Autos zerlegt wie sonst in ganzen VLN-Rennen. Die enorme Leistungsdichte hat ihren Preis: Selbst gestandene Profis fuhren mit teils unverantwortlichem Risiko, die prominenteste Kollision legte wohl Martin Tomczyk am Sonntagmorgen hin, als er einem Porsche so ins Auto fuhr, dass dieser fast auf zwei Räder gestellt wurde. Die Aufhängung war durch den Aufprall selbstverständlich dahin. Motorsport-Magazin.com hatte im Vorfeld des Rennens noch mit den Fahrern über genau dieses Thema geredet. Im übrigen sahen auch die Sportwarte nicht immer glücklich aus - es fehlte eine Ölflagge zu Beginn und so mancher Code 60 kam völlig ohne Ankündigung, wie das Video zeigt.

Flop: BMW verwachst kollektiv

Nullrunde für Marc VDS, Foto: Patrick Funk
Nullrunde für Marc VDS, Foto: Patrick Funk

Wieder einmal galten die BMW Z4 GT3 als Topfavoriten auf den Gesamtsieg. Doch mit einem GT3-Fahrzeug will es für die erfolgreichste Marke am Nürburgring einfach nicht klappen. Von den vier topbesetzten Fahrzeugen kam kein einziges ohne Probleme über die Distanz, nur der Z4 von Jens Klingmann, Dominik Baumann, Claudia Hürtgen und Martin Tomczyk sah das Ziel, doch ein Dreher der Aachenerin wurde dem Team zum Verhängnis. "Mir tut es unwahrscheinlich Leid für das gesamte Team, das einmal mehr sensationell gearbeitet hat. Die Autos waren super vorbereitet, aber man braucht dann eben auch das nötige Quäntchen Glück im Rennen. Und das hatten wir einfach nicht", sagte die 42-Jährige.

Die beiden Marc-VDS-BMWs verunfallten fast zeitgleich in der Nacht durch Kollisionen. Bas Leinders wurde der Geschwindigkeitsüberschuss zum Verhängnis, Marco Wittmann kollidierte mit einem langsamen Lexus: "Marco hatte das Pech, dass ein langsames Auto einen Fehler gemacht und ihn getroffen hat. Ich selbst hatte den Unfall, als ich versucht habe, einem Auto auszuweichen, das selbst zwei langsamen Autos ausweichen musste", sagte Bas Leinders. Zu dem Zeitpunkt war der Schubert-Z4 von Dirk Werner, Dirk Müller, Lucas Luhr und Alexander Sims schon lange draußen: Beim Überfahren der Kerbs zerbröselte die Radaufhängung und ein Trümmerteil durchschlug die Ölpumpe - das Aus noch vor Einbruch der Dunkelheit.

Flop: Ausgeschlossene Fahrer und Teams

Alexander Mies wurde vom Rennen ausgeschlossen, Foto: Patrick Funk
Alexander Mies wurde vom Rennen ausgeschlossen, Foto: Patrick Funk

Zwei heftige Unfälle sorgten für ein Nachspiel: Die Titus-Viper bremste in einer Bremszone viel zu spät, so dass beinahe ein Intervention Car abgeräumt wurde. Dort kam das außer Kontrolle geratene Gefährt noch vorbei, doch dafür knallte die Schlange in den Besaplast-Mini, der ordnungsgemäß mit 60 km/h fuhr. Für beide Teams war das Rennen vorbei. Das Team von Titus Dittmann wurde vom Rennen ausgeschlossen und der Fall geht vor das DMSB-Sportgericht.

Auch BMW-Junior Alexander Mies übersah eine gelbe Flagge und verletzte beim einem Stunt einen Sportwart am Bein. "Es tut mir sehr leid, dass es zu diesem Zwischenfall gekommen ist", sagte der jüngere Bruder von Christopher Mies einsichtig. "Ich habe die Gelben Flaggen nicht gesehen und entsprechend nicht ausreichend verlangsamt. Das war mein Fehler, für den ich mich entschuldige. Ich wünsche dem Sportwart eine baldige Genesung und alles Gute." So einen Fehler darf er sich als BMW-Junior aber sicherlich nicht noch einmal erlauben.