560 PS stark und knapp 300 Stundenkilometer schnell - auf den ersten Blick ein scheinbar gewöhnlicher Rennwagen. Doch er ist anders als alle anderen. Der BMW M3 GTR-S II E92 V8 von David Schiwietz und Heribert Steiner funktioniert mit einer Flüssiggas-Direkteinspritzung und ist damit das weltweit erste bekannte Rennauto mit einer solchen Technik. Rund 1,5 Jahre hat die Entwicklung des Flüssiggas-Rennwagens gedauert, der nun etwa ein Drittel weniger CO² ausstößt. Mit der ‚giftgrünen Höllenmaschine‘ möchten der 23-Jährige und sein etablierter Teamkollege beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife für Aufsehen sorgen.

David Schiwietz ist schon lange im Motorsport aktiv, Foto: CZ-Motorsport.de
David Schiwietz ist schon lange im Motorsport aktiv, Foto: CZ-Motorsport.de

Schon seit seinem fünften Lebensjahr ist David Schiwietz im Motorsport aktiv. Nach dem Kartsport fuhr er einige Rennen in der Formel König, bevor er 2008 in den Tourenwagen-Sport wechselte. Seitdem dreht der gebürtige Remscheider, der heute in Hückeswagen lebt, seine Runden vor allem auf dem Nürburgring – zunächst im Porsche, später mit BMW. In diesem Jahr will er mit dem M3 GTR-S einen neuen Meilenstein setzen.

Ein gutes Team

Teamkollege des 23-Jährigen ist der Routinier Heribert Steiner. Der 51-Jährige ist bereits seit acht Jahren im Langstreckensport erfolgreich. Mehrfache Klassensiege bei diversen VLN-Rennen und bei den 24h-Rennen in Dubai und auf der Nürburgring-Nordschleife hat er bereits zu verzeichnen. 2012 soll auch der Gesamtsieg folgen.

Schon im Jahr 2009 sicherte er sich im ersten Zeittraining des 24-Stunden-Rennens mit dem BMW E92 M3 GTR Rang fünf, damals allerdings noch ohne den heutigen Gas-Umbau. Ein aufgescheuertes Sensorkabel im zweiten Qualifying ließ alle Hoffnungen auf eine gute Startposition jedoch platzen. Von Platz 54 gestartet machte sein damaliger Teamkollege Michael Funke noch in der ersten Rennrunde 31 (!) Positionen gut und lag bereits dicht an der Spitze. Ein aufgeschleuderter Stein im Motorraum beendete die Aufholjagd wenig später - nun soll es besser laufen.

Neben dem Einsatz beim 24-Stunden-Rennen planen Steiner und Schiwietz auch die Teilnahme an der VLN-Langstreckenmeisterschaft, dem 24-Stunden-Rennen in Dubai sowie den 12-Stunden von Budapest. "Ich denke, dass man uns in dieser Saison vorne erwarten kann", sagt David Schiwietz überzeugt. "Ich bin sehr zuversichtlich."

Eingesetzt wird der Flüssiggas-M3 von Knüpp Motorsport unter der Leitung von Teamchef Carsten Knüpp. "Das Auto lässt sich super fahren", jubelte David Schiwietz nach ersten Testfahrten auf dem Lausitz- und Hockenheimring. "Der einzige Unterschied zu einem gewöhnlichen Rennwagen ist, dass das Gas viel empfindlicher ist. Die Kraft wird viel brachialer entfaltet als bei anderen Autos." Zum Vergleich: Ein DTM-Bolide liegt mit rund vier Sekunden bei einer Beschleunigung von Null auf Hundert nur knapp unter dem Flüssiggas-Rennwagen.

"Ich habe mich von der ersten Fahrt an wohlgefühlt", erzählt Schiwietz weiter. "Anfangs gab es einige Kinderkrankheiten, aber die sollten nun ausgemerzt sein." Aber reicht es tatsächlich zum möglichen Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife?

Ein gewagtes Ziel?

Motorsport-Magazin.com überzeugte sich selbst vom BMW M3 GTR-S II E92 V8 und stieg auf dem Hockenheimring zu Heribert Steiner ins Renncockpit. Im Inneren scheint es im Vergleich zu einem DTM-Boliden kaum Unterschiede zu geben: Sechspunkt-Gurt und Rennsitz sind auch hier Pflicht, das Schalten erfolgt entweder mit Hilfe von Paddels am Lenkrad oder über den Schaltknüppel. "Bei Langstreckenrennen ist dies von besonderem Vorteil, da immer auf eine zweite Variante zurückgegriffen werden kann", erklärt Teamchef Carsten Knüpp.

Motorsport-Magazin.com überzeugte sich selbst, Foto: CZ-Motorsport.de
Motorsport-Magazin.com überzeugte sich selbst, Foto: CZ-Motorsport.de

Die Kraftübertragung erfolgt mit Hilfe eines sequentiellen Sechsgang-Getriebes mit Powershift und Rennkupplung. Der Sicherheitstank im Heck des Fahrzeugs hat ein Fassungsvermögen von 120 Litern, was für mindestens zehn, bei sparsamer Fahrweise sogar für elf Runden auf der Nordschleife reicht. Beim Nachtanken muss aus Sicherheitsgründen stets ein Marshall bereitstehen, ein Faktor den das Team beim 24-Stunden-Rennen nicht stören sollte. Ob es dennoch für ganz vorne reicht wird spätestens in drei Wochen deutlich, wenn David Schiwietz und Heribert Steiner beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring im wahrsten Sinne des Wortes Gas geben.

Nach drei Runden auf dem Hockenheimring ist für Motorsport-Magazin.com jedenfalls klar: Der Flüssiggas-M3 sollte 2012 bei allen Fans auf der Liste stehen. Wenn nicht als Gesamtsieger, dann wenigstens als Publikumsliebling, denn der BMW sieht nicht nur heiß aus, er gibt auch mindestens den gleichen Sound von sich wie ein normalbetriebenes Rennauto. Lediglich die Abgase riechen anders und machen deutlich, dass es sich hier um ein besonderes Unikat handelt - das die Freude auf das legendäre 24-Stunden-Rennen noch einmal erhöht...