Die Faszination Le Mans zieht auch fast 100 Jahre nach der Erstausgabe des 24h-Rennens Fahrer und Fans in ihren Bann. Einer, der das Gefühl, an der Sarthe unterwegs zu sein, sehr gut kennt, ist Richard Lietz. Der Österreicher, der sich 2015 den Gesamtsieg in der GTE-Pro-Klasse der WEC sicherte, startet in diesem Jahr zum elften Mal bei den 24h von Le Mans. Bei drei seiner bisherigen elf Starts konnte Lietz sogar Klassensiege feiern.

Dem Rennen misst der Österreicher naturgemäß eine besondere Bedeutung zu: "Le Mans ist das wichtigste Rennen des Jahres. Eines der letzten großen Abenteuer, die du als Rennfahrer erleben kannst", schwärmt Lietz von Le Mans und verweist gleichzeitig auf die Leidenschaft und Hingabe, die die Teilnehmer beim bloßen Gedanken an das Rennen erfüllt: "Für viele ist es ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Für mich und viele meiner Kollegen ist es dagegen ein ewig junger Klassiker mit einer unvergleichlichen Faszination."

2013 feierte Lietz seinen dritten Klassensieg in Le Mans, Foto: Sutton
2013 feierte Lietz seinen dritten Klassensieg in Le Mans, Foto: Sutton

24h von Le Mans schreibt eigene Geschichten

Eine Faszination, der sich keiner entziehen kann. Denn um das Rennen durchzustehen sind unglaubliche Anstrengungen notwendig, körperlich wie mental. Lietz erklärt daher folgerichtig: "Es ist sehr schwierig, die ganze Zeit über voll konzentriert zu bleiben. Wir sind nur drei Fahrer pro Auto, die Pausen zwischen unseren Einsätzen sind also relativ kurz. Umso wichtiger ist es, sich möglichst schnell und gut zu erholen und dann wieder voll konzentriert zu sein." Dennoch haben es Fahrer und Teams nicht allein in der Hand, wenn es beim Rennen in Le Mans um eine Zielankunft, geschweige denn eine Podiumsplatzierung oder gar einen Sieg geht.

Viele Faktoren wie Unfälle, Zwischenfälle mit anderen Autos oder das Wetter spielen eine große Rolle. "Ein 24h-Rennen folgt seinen eigenen Gesetzen. Schnell zu sein, ist nicht alles", gibt Lietz daher zu Bedenken. Wichtig ist daher auch die richtige Taktik. "In den ersten Stunden musst du nicht unbedingt vorne sein. Da ist es besser, du schaust nach deinem Auto, hältst dich aus allen Rangeleien heraus und passt auf, dass du nichts kaputt machst", schildert Lietz. Erst in der Schlussphase wird dann attackiert.

Die Fans feiern die Rennwoche in Le Mans ausgelassen, Foto: Audi
Die Fans feiern die Rennwoche in Le Mans ausgelassen, Foto: Audi

Le-Mans-Fans tragen zur Faszination bei

Doch neben der Historie, dem Prestige und den speziellen Herausforderungen macht noch ein weiterer Faktor das 24h-Rennen von Le Mans so besonders: Die Fans. Einmal jährlich reisen sie in großer Zahl nach Westfrankreich, regelmäßig sind es mehr als eine Viertelmillion. "Nach Le Mans kommen jedes Jahr über 250.000 Zuschauer. Das sind echte Fans, die verrückt sind nach diesem Rennen. Entsprechend toll und ausgelassen ist die Stimmung, und das nicht nur am Renntag", schwärmt Lietz von der Volksfest-Stimmung am Circuit de la Sarthe.

Ähnlich wie am Nürburgring feiern die Fans teilweise die ganze Rennwoche über das Event und nicht zuletzt auch sich selbst. "Ich habe diese Fans jetzt schon oft erlebt, bekomme aber immer noch eine Gänsehaut, wenn ich diese Begeisterung erlebe", so Lietz. Sollte diese Begeisterung nicht irgendwann abreißen, bietet das 24h-Rennen von Le Mans auch in den nächsten knapp 100 Jahren viel Stoff für Legenden. Und die Faszination für dieses Rennen wird immer größer, bei Fahrern und Fans.