Sein letzter Podesterfolg im Motorsport liegt sechs Jahre zurück. Am vergangenen Sonntag war es wieder einmal so weit: Nico Hülkenberg feierte ausgelassen auf dem wohl prestigeträchtigsten Podium der Welt. Der 27-Jährige hatte soeben die 24 Stunden von Le Mans für Porsche an der Seite von Earl Bamber und Nick Tandy gewonnen. Nach der nicht immer einfachen Zeit in der Formel 1 muss der Sieg für Hülkenberg wie eine Erlösung gewesen sein.
"Ja, ich denke schon", antwortete er nach dem Rennen auf die Frage, ob der Sieg in Le Mans eine Rechtfertigung seines Talents sei. Und weiter: "Wir hatten ein siegfähiges Auto - und wir haben es geschafft. Das lag aber nicht nur an mir. Ich habe zwei großartige Teamkollegen, die ebenfalls erstaunliche Arbeit geleistet haben. Dies ist kein Sport, bei dem es auf das Individuum ankommt. Hier muss jeder erfolgreich sein. Dieses 24-Stunden-Rennen lief einfach richtig gut für uns."
Kein Traum
Hülkenberg brauchte eine Weile, um den Triumph, den er als wohl größten seiner Karriere beschrieb, zu realisieren. "Jaaaaa... Es war kein Traum! Wir haben es geschafft", schrieb der Force-India-Pilot am Montagmorgen auf seiner Twitter-Seite. Und doch war es wie ein Traum: Kaum jemand hatte dem Porsche 919 Hybrid mit der Startnummer 19 den Sieg zugetraut. Neben Hülkenberg waren auch seine Kollegen Tandy und Bamber Le-Mans-Rookies. Doch schließlich setzten sich Hülkenberg und Co. souverän gegen den Schwester-Porsche durch.
"Intern hatten wir das Ziel, mit mindestens einem Auto auf das Podium zu fahren", verriet Hülkenberg. "Jetzt haben wir einen Doppelsieg. Das ist natürlich viel, viel besser. Ich denke, wir alle können stolz sein auf das Erreichte. Direkt nach dem Sieg ist das alles noch schwierig zu realisieren. Vielleicht kommt es in den nächsten Tagen. Aber nächste Woche fahre ich wieder mit der F1 in Österreich, also muss ich weiterpushen."
Spaß ist auch wichtig
Am kommenden Wochenende muss er wieder den Einzelplayer geben - für Teamwork ist in der Formel 1 kein Platz. Offenbar hatte Hülkenberg Spaß bei der Abwechslung namens Le Mans, nicht nur wegen des großartigen Erfolges. "Ich kam direkt aus Kanada nach Le Mans, es war eine anstrengende und lange Woche", sagte der Emmericher. "Aber am Ende hat es sich gelohnt mit dem Sieg, und auch wegen der Jungs bei Porsche. Wir hatten eine tolle Atmosphäre innerhalb des Teams. Unter allen Autos herrschte ein toller Teamspirit. Ich hatte viel Spaß mit den Jungs, das war auch wichtig."
Zu verdanken hatte Hülkenberg einen der besten Tage seines Lebens nicht nur Porsche, sondern auch Vijay Mallya. Der Teamchef von Force India hatte seinem Schützling die Freigabe für das Prototypen-Engagement erteilt - keine Selbstverständlichkeit angesichts des engen Zeitplanes der Formel-1-Fahrer. Hülkenberg wusste dies zu schätzen und bedankte sich via Twitter beim Boss. "Danke VJ! Du hast das möglich gemacht", schrieb Hülkenberg. Die Antwort von Mallya ließ nicht lange auf sich warten: "Bravo, Nico! Herzlichen Glückwunsch zum Sieg in Le Mans beim Debüt. Wir alle bei Force India sind stolz auf dich."
Gutes Gefühl
Hülkenberg erhielt aus Fahrerlagern weltweit so viel Anerkennung wie schon lange nicht mehr. Die bisherigen Highlights seiner F1-Karriere waren eine Pole Position 2010 mit Williams sowie zwei vierte Plätze. Da überstrahlte der Triumph an der Sarthe alles bislang Dagewesene. "Stark gemacht, Nico", twitterte Romain Grosjean. "Muss ein gutes Gefühl sein, wieder ganz oben auf dem Podium gestanden zu haben."
Und Jenson Button, der selbst schon mit einem Engagement in Le Mans in Verbindung gebracht worden war, hatte sowieso seinen Spaß beim Langstecken-Klassiker. Der McLaren-Pilot schrieb auf seiner Twitter-Seite: "Wieder mal haben Le Mans und alle Teilnehmer für eine tolle Show gesorgt. Glückwunsch an alle Sieger, und vor allem an meinen F1-Kollegen Nico Hülkenberg."
Platz acht beim Kanada Grand Prix zuletzt war zwar ein ordentliches Ergebnis für Hülkenberg. Doch bis er wieder ähnliche Begeisterungstürme auslöst wie am vergangenen Sonntag, könnte genau ein Jahr vergehen...
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