Entgegen einiger Spekulationen um ein Brennstoffzellen-Projekt von BMW sind die Garage-56-Projekte für die kommenden zwei Jahre reine Privatangelegenheiten: Frederic Sausset erhält die Chance, 2016 die 24 Stunden von Le Mans zu bestreiten, obschon der 41-Jährige nach einer bakteriellen Infektion alle Extremitäten verloren hat. Das Biogas-Projekt von Welter Racing (WR) erhält ein Jahr mehr Zeit und wird 2017 in Le Mans rollen. Dieses könnte dann aber ein Garage-60-Projekt sein, denn spätestens 2017 sollen die Slots erhöht werden.

Historische Chance und Hoffnung für Millionen

Es wird zwar nicht das erste Mal sein, dass ein Mensch mit körperlicher Behinderung sich (motor)sportlich betätigt, doch Frederic Sausset ragt trotzdem heraus: Nach dem Verlust von Armen und Beinen durch eine bakterielle Infektion im Jahre 2012, die ihn fast das Leben gekostet hätte, strebte der Motorsport-begeisterte Frederic Sausset von Anfang an nach einer Rückkehr ins Cockpit. Entgegen aller Prognosen lernte er, mit Prothesen zu laufen und saß schon 2013 wieder im Cockpit eines Autos. Sogar Rallyelegende Sebastien Loeb ließ sich tief beeindruckt chauffieren.

Sausset fährt aktuell Rennen in der VdeV-Serie und wird sich für das kommende Jahr einen LMP2-Boliden auf seine Bedürfnisse anpassen lassen. Die Herausforderung besteht darin, dass der Bolide sowohl für ihn selbst als auch für seine körperlich intakten Teamkollegen fahrbar sein muss. Er wird sich höchstwahrscheinlich das Cockpit mit seinem Sportwagen-erfahrenen Freund Christophe Tinseau teilen. Sein Team nennt er SRT41.

Gülle-Projekt auf 2017 verschoben

Gerard Welter hatte sein Projekt, einen mit Biogas betriebenen Prototypen bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start zu bringen, schon im Winter öffentlich gemacht. Sein kleines Team WR, das mit bescheidenen Mitteln immer wieder große Taten vollbracht hat und bis heute den offiziellen Geschwindigkeitsrekord mit 405 km/h auf der damals schikanenlosen Hunaudieres-Geraden hält, hat Sausset den Vortritt für 2016 gelassen, um 2017 besser vorbereitet an den Start gehen zu können.

Aufgeschoben ist nocht aufgehoben: Das WR-Biogas-Projekt kommt 2017, Foto: Welter Racing
Aufgeschoben ist nocht aufgehoben: Das WR-Biogas-Projekt kommt 2017, Foto: Welter Racing

Der Biogas-Prototyp wird von einem 1,6l-Dreizylinder angetrieben, der etwa 450 PS generieren soll. Das umweltfreundlich aus Bio-Abfällen gewonnene Methangas wird umgerechnet den Biomüll von 160.000 Menschen an einem Tag als Antrieb verwenden. Theoretisch könnte die gesamte Le-Mans-Veranstaltung also zwei Fahrzeuge mit Treibstoff versorgen. "Wir haben bereits das Monocoque fertiggestellt und arbeiten derzeit am Motor und allen anderen technischen Teilen", sagt Gerard Welter.

Expansion ab 2017

Vermutlich wird sein Projekt nicht mehr auf den Namen "Garage 56" hören, denn der ACO beabsichtigt, künftig 60 Fahrzeuge am 24-Stunden-Rennen teilnehmen zu lassen. Dieses Jahr müssen bereits fünf Teams zusehen, die eine Nennung eingereicht hatten. Der Platz in der Boxengasse soll aufgestockt werden, möglicherweise treten schon 2016 58 Autos an. "Wir können das nicht in einem einzigen Winter umsetzen", sagte ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil gegenüber Sportscar365. "Wir bauen vier weitere Garagen, aber brauchen Zeit, um den Bereich der technischen Abnahme umzusiedeln. Es wird dorthin gehen, wo derzeit das Medical Center steht. Deshalb müssen wir ein neues Medical Center bauen."